OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Die Chronik berichtet weiter, daß die Gänge ihrer ganzen Länge nach mit einer Schicht brauner, getrockneter Pflanzen bedeckt gewesen sei, die sich, bei Tageslicht besehen, als große Exemplare von Schachtelhalm (Equisdum, im Volksmund Katzenschweif genannt) erwiesen haben. Die eifrigen Forscher fanden bald Mitarbeiter. Wenn jene ihr Tagewerk vollbracht hat ten, setzten die Söhne und Knechte der Besitzerin ihr Werk bis spät in die Nacht fort, in der Meinung, Gold- und Silberschätze zu finden. Dies erfüllte sich nicht, doch ka men sie an eine Stelle, wo man deutlich jedes Wort, das im Freien gesprochen wurde, verstehen konnte. Die Besit zerin wünschte ein weiteres Vordringen einzustellen und so wurde der Gang verschüttet, da, wo zuletzt gearbeitet wurde und ursprünglich der Eingang gewesen sein dürfte. Somit wurde der Erdstall unzugänglich. Beim Brande am 25. Juli 1911 blieben 18 Rinder und 1 Pferd im Feuer und wurden an Stelle des Erdstalles ver scharrt. Damit ist dieser Erdstall nicht mehr zugänglich. 5. 3. Atzesberger, Gem. Arnreit, Bez-Rohrbach Oberlehrer Bernhard Derschmidt berichtet in der Ortschronik von der „großen Überraschung" des 13. April 1928: Anläßlich der Anlegung einer modernen Düngerstätte neben dem Hause des Bürgermeisters Franz Atzes berger mußte an der Westseite des Anwesens in die Tiefe gegraben werden. Da stießen die Arbeiter auf eine Steinplatte, die sich von dem anderen Gestein unter schied. Als man sie abheben wollte, fiel sie in eine kleine Höhlung. K Ii Im Erdstall Atzesberger fand sich ein kapellenähnlicher Raum mit drei spitzbogigen Nischen, ähnlich dem im nahen Erdstall von Mayrhof. Die zentrale Lage der „Kapelle" in der großen Anlage hat K. Radler mit einem „K" gekenn zeichnet. Der junge Ludwig Atzesberger (Volksschüler) zeigte sich gerne bereit, als Erster in die unbekannte Tiefe einzudrin gen. Nach dem antiken Beispiel der klugen Ariadne wur de Ludwig an ein Seil gebunden und trat seinen Entdekkungsgang an. Der Erfolg war lohnend, denn das System der unterirdischen Gänge und Kämmerlein erwies sich als ziemlich lang und verzweigt. Als der Knabe zurückkehrte und diese Nachricht brachte, kroch ich am selben Tage noch selbst hinein und untersuchte den Gang, soweit er zugänglich war. Am gleichen Tage kam noch mein Bruder Julius aus Linz und unterzog sich der Mühe, beim Durch kriechen des Erdstalles den ersten Orientierungsplan da von aufzuzeichnen. Der etwa 2 - 3 m unter der Oberfläche liegende Gang biegt mehrmals nach verschiedenen Richtungen ab. Weite und Höhe wechseln beständig und erreichen ein Maxi mum von etwa 150 cm. Eigentümlich erscheinen fußhohe Lehmstufen, aus etwa kopfgroßen Lehmkugeln geformt. Mehrmals sehen wir auch Wandnischen, in denen sich Steinplatten und Brocken, mittelst Lehm befestigt, befin den. Das Bemerkenswerteste aber ist eine seitlich gelege ne Höhlung, die oben in einem Spitzbogen endigt und sau ber ausgehauen, ebenfalls spitzbogige Wandnischen be sitzt, was ihr ein kapellenähnliches Ausse hen verleiht (man vergleiche damit die Kapelle im Mairhofer Erdstall). An manchen Stellen verengt sich der Gang derart, daß für einen Mann mittlerer Größe das Durchkrie chen ziemlich erschwert wird. An den Wänden befinden sich in ungefähr halber Höhe handgroße rundbogige Ni schen, in kurzen Abständen. In einigen dieser Nischen fanden sich ganz durchnäßte, etwa nußgroße Hoizkohlenstücke, die in Verwahrung genommen wurden. In den Lehmstufen und verklebten Fugen der Nischen sind noch Fingerabdrücke und die Spuren wahrscheinlich sehr pri mitiver Geräte (Holzstücke?) deutlich wahrnehmbar. Im Inneren des Erdstalles befindet sich eine kleine Vertie fung, welche Wasser enthält. Solche Wassergrübchen fin den sich auch in anderen Erdställen. Herr Stroh fand bei einigem Nachgraben im Schutte eine Schicht, in der sich seltsam geformte Scherben aus grauem Ton vorfanden. Darunter waren zwei kegelstumpfförmige, ziemlich dick wandige Gefäße, deren größtes eine Höhe von 65 mm und einen Bodendurchmesser von 75 mm aufweist. Die innere Weite beträgt oben 22 mm und unten etwas mehr. Ein drittes Stück ist den beiden ähnlich, nur etwas weiter. Es könnte der Boden einer Urne gewesen sein. Merkwürdig sind auch zwei Scherben, an denen sich Knöpfe befinden. Es läßt sich nicht so leicht feststellen, ob diese zu einem Gefäße oder zu einem Deckel gehört haben. Die anderen Stücke sind meist Randscherben und stammen von Gefä ßen verschiedener Art; manche weisen Verzierungen auf, von denen eine Fingerdruckreihe am Rande einer Scherbe besonders hervorgehoben werden muß. Ein Stück rührt von einem flachen Gefäße her. Dieser erste Fund besteht aus 16 Stücken, später wurden noch mehr Scherben gefun den. Der Erdstall ist teilweise verschüttet und abgegraben und nicht mehr zugänglich.

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