OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Vitus Ecker meint aufgrund siedlungsgeschicht licher Überlegungen sogar, daß bei jedem bis zum Jahre 1000, unter Umständen sogar bis 1200 gegrün deten größeren Hof ein Erdstall vorhanden gewesen sein muß. Wenn wir ganz vorsichtig schätzen, wur den in Mitteleuropa mindestens 2.000 Erdställe ge graben, eine Zahl, die jeden Erklärungsversuch über Sinn und Zweck dieser künstlichen Höhlen noch schwieriger macht. Eine wahrhaft rätselvolle Unter welt liegt unter unseren Füßen! Damit nicht genug. Erdstallähnliche Bauten finden wir in großer Zahl in Frankreich, auch in Spanien, in geringerer Zahl in Großbritannien und Irland. Zwischen den Verbreitungsgebieten Mitteleuro pa im Osten und Frankreich/Spanien im Westen liegt eine breite, fundlose Zone. Auch dafür gibt es keine logische Erklärung, denn es scheint schlechthin aus geschlossen, daß in diesem Streifen von mehreren hundert Kilometern Breite Erdställe vorhanden sein sollten und nur nicht gefunden wurden. 5. Erdstallbeschreibungen Um Fundgeschichte, Beschaffenheit und weite res Schicksal von Erdställen zu verdeutlichen, sollen einige charakteristische Anlagen näher beschrieben werden. 5. 1. Lughof, Gem. Pfarrkirchen, Bez- Rohrbach Nehmen wir als erstes Beispiel den leider nicht mehr zugänglichen, weil zugeschütteten Erdstall in Wehrbach (Lugbauerhof), Gem.Pfarrkirchen/Mühl viertel. Für ihn treffen alle angeführten Gesiehtspunkte zu: er ist unterirdisch von Menschen gebaut, im Innern der Anlage war alles sauber, rein und aus Sandhärte (weichem Sandstein) gearbeitet (Bericht des Herrn Ratzesberger, Altenhof, „SchneiderHans"), die Ganghöhen betragen 85,90 und 100 cm, so daß man nur stark gebückt gehen kann, ein Schlupfloch ist 52 x 50 cm hoch, das andere nur 52 x 42 cm. Es gibt eine „Lichtnische" mit Rußspuren in einer Höhle, die am weitesten vom ursprünglichen, einzigen Eingang entfernt liegt und eine Anzahl gleichgeformter, sauberer Tastnischen. Es fanden sich Scherben, Kohlen und Ruß. Selbst wenn wir in diesem Augenblick noch die Frage nach dem Zweck der Erdställe ausklammem, muß das Problem der Erbauung angesprochen wer den. Wer hat die mehr als 4 cbm Sandstein aus der hinteren Höhle durch zwei enge Schlupflöcher über eine Entfernung von mindestens 17 m zum Ausgang geschafft, wenn nicht, was sehr wahrscheinlich ist, der Erdstall noch größer war? Und wer hat die Mühe auf sich genommen und weitere 5 cbm Sandstein durch das enge Schlupfloch Hm weit zum Ausgang befördert und weitere ca. 5 cbm aus der Erde gebro chen, und alle diese Lasten auch noch durch einen Einbruch, entdeckt am 9. 10.1926 Tastnischen Eingang Lughof (Stailgebäude) Der Erdstall des Lughofes ist wahrscheinlich noch größer gewesen, als es die skizzierte Ausdehnung von ca. 6 x 12 m zeigt. An vier Stellen wurden Gangverstürze (Zickzackli nien) festgestellt. Nach seiner Entdeckung im Jahre 1926 haben ihn hunderte von Besuchern begangen, auch aus Linz und aus Bayern. Alle, die den Erdstall in seiner gan zen, damals zugänglichen Größe kennenlernen wollten, mußten durch die zwei engen Schlüpfe von nur 50 x 52 cm und 50x42 cm kriechen. Hans Ratzesberger beschreibt das Innere: „. . . war alles sauber, rein und aus sehr wei chem Sandstein gearbeitet". Und zum zweiten Schlupfloch vermerkt er: „Diese Stelle ist geradezu herrlich und regel mäßig gearbeitet, eben, mit scharfen Winkeln und einem schönen, regelmäßigen Rundbogen". engen Schacht von 85 x 92 cm Querschnitt einen Meter hochgehoben? Und das alles bei knappem Sauerstoff in fast völliger Finsternis? Welche Bau idee stand hinter dieser mehrtausendfach in Mittel europa gemachten Anstrengung? 5. 2. Mayrhof, .Gem. Arnreit, Bez- Rohrbach Die großartige Chronik der Gemeinde Arnreit enthält ausführliche Schilderungen der beiden im Gemeindegebiet gefundenen Erdställe. Die folgen den Auszüge sagen Wesentliches über die Entdekkung und das spätere Schicksal der Anlagen: In unserer Gemeinde wurde zuerst der Erdstall in Mairhof entdeckt (i. J. 1889), als ein Schulbube ein Paar Ochsen vom Feld heimtrieb. Ein Ochse brach mit den Vorderfü ßen ein. Der Knabe vergrößerte das Loch und entdeckte so Höhle und Gang. Oberlehrer Karl Radler, damals in

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