OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

Verbreitui Erdställe i Oberöster nach dem vom 1.6.1 Erdställe in Oberösterreich. Auf der Karte sind nur die Bezirksgrenzen eingezeichnet, um die räumliche Verteilung der Erdställe klar aufzuzeigen. Die Übersicht läßt mit einem Blick erkennen, daß die größere Anzahl (ca. 60%) südlich der Donau liegt und nur etwa 40% nördlich der Donau zu finden sind, im Gegensatz zum benachbarten Bayern. In Haslach, Bez. Rohrbach, finden wir Hinweise auf vier Erdställe. Nach Angabe von OSR Vitus Ecker, Konsulent für Volksbildung und Heimatpfle ge und führender Mitarbeiter der Arbeitsgemein schaft für Heimatkunde und Heimatpflege des Be zirkes Rohrbach im Oberösterreichischen Volksbil dungswerk, soll „der ganze Ort unterhöhlt" sein. Weiters könnten sich Mehrfachnennungen des gleichen Erdstalles dadurch ergeben, daß dieser nach seiner Entdeckung wieder in Vergessenheit ge rät und nach einigen Jahrzehnten, an anderer Stelle seines Systems angeschnitten, „neu" entdeckt wird. Jede statistische Auswertung muß also mit erhebli cher Vorsicht betrachtet werden, jedoch mag eine solche Aufstellung, wie sie nach dem derzeitigen Kenntnisstand möglich ist, eine Grundlage für weite re Untersuchungen sein, z. B. durch eüie Orts- und Lagenamen-Analyse. Die beigefügte Karte von Oberösterreich gibt ei nen Überblick über die räumliche Verteilung der Erdställe. Auf einen Blick widerlegt sie die Vermu tung, daß diese in der Mehrzahl nördlich der Donau liegen. Die Aufschlüsselung ergibt ziemlich genau. daß nur 40% oberhalb, aber 60% südlich der Donau liegen. Im benachbarten Bayern liegt das Verhältnis bei 73% nördlich der Donau und 23% südlich da von. Damit ist die Frage nach der Verbreitungsdich te noch nicht endgültig beantwortet. Wenn wir heute in Oberösterreich mehr als doppelt so viele Erdställe wie Karner um die Zeit der Jahrhundertwende ken nen und das Schwergewicht der Funde seitdem süd lich der Donau liegt, wäre doch zu prüfen, ob nicht eine lebhaftere Bautätigkeit in den reicheren südli chen Gebieten die Ursache ist, daß heute dort mehr Erdställe gefunden werden. Die Gesamtzahl der bekannten Erdställe im mit teleuropäischen Verbreitungsgebiet dürfte bei rund 800 bis 1.000 liegen. Diese Zahl errechnet sich aus den etwa 250 Erdställen in Oberösterreich, der glei chen Anzahl in Bayern, wahrscheinlich ebensoviel in Niederösterreich, dazu die Erdställe in Böhmen im Gebiet der heutigen Tschechoslowakei, in Polen und Ungarn. Dazu dürfte eine erhebliche Dunkelziffer von noch nicht wieder entdeckten, verschwiegenen, zerstörten oder nicht als Erdstall erkannten Bauten kommen, die ein Mehrfaches der bekannten Erdstäl le ausmachen kann.

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