OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 3/4

fruchtbaren Niederungen, die wohl schon früher ur bar gemacht wurden. Diese sehr deutliche Grenze von 1200 zeigt, daß siedlungsgeschichtlich bisher die einzige Möglichkeit besteht, das zeitliche Ende des Baues von Erdställen zu fassen. Die Vermutung, daß die Erdställe schon irgend wo in den riesigen Wäldern nördlich der Donau be standen hätten, in einem Gebiet, das nur von einigen Pfaden und wenigen Handelswegen durchzogen war, wirkt unwahrscheinlich. Wann und warum sollten so viele derartige Höhlen, auf Stunden von den be wohnten und zivilisierten Gebieten an der Donau entfernt, mitten in die Wälder gegraben und später ausgerechnet dort mit Häusern überbaut worden sein? Es hätten dann Erdställe in der Zone, die erst nach 1200 besiedelt wurde, in ähnlicher Anzahl vor handen sein müssen. Es sei erwähnt, daß in Pfaffen schlag, Mähren, noch 1300 zwei Erdställe entstan den sein sollen.^ 4. 3. Bauprinzipien Erdställe unterscheiden sich deutlich von allen anderen unterirdischen Bauten. Ihre Eigenart läßt sich in einigen Stichworten zusammenfassen: — unterirdisch — von Menschen gebaut — sorgfältig geformte Wandflächen — Bearbeitungsspuren der Werkzeuge erkennbar — alle Wand-, Decken- und Gehflächen unverkleidet — Gänge für Erwachsene nur gebückt oder kriechend begehbar — Schlupflöcher mit Abmessungen bis zu 40 x 50 cm, nur schwer passierbar — „Lichtnischen", erkennbar an Rußspuren oder „Tastnischen" gleicher Form ohne Rußspu ren — nur ein Eingang vorhanden — die wenigen Funde sind zerbrochen oder ver brannt, in jedem Falle beschädigt — für heutige Begriffe ein nutzloses, in sich unlogi sches Bauwerk, ohne jeglichen erkennbaren Sinn oder Zweck. Diese Bauprinzipien erklären, wodurch sich Erd ställe von anderen unterirdischen Bauten, wie „Geheimgängen, Fluchtwegen, Bergbaustollen, Bierkel lern und Wasserminen" unterscheiden. Es ist die seltsame Form der Gebilde mit den plötzlich die Richtung wechselnden Gängen, den Kammern und besonders den Durchschlüpfen, die sich bis zu einem Maß von nur 40 auf 50 cm verengen können, für „stattliche" Personen unpassierbar. Fallschächte führen mitten aus einem Gang in eine tiefere Etage, die Eingänge sind oftmals haushohe, oder besser haustiefe Röhren mit ausgearbeiteten Trittstufen an den Wänden, um in die Unterwelt steigen zu können. Der Gangquerschnitt erinnert an eine Kombination von romanischen und gotischen Gewölbekonstruk tionen, aus der Erde herausgearbeitet. ' Schwarzfischer, Karl, 1. Vorsitzender des Arbeitskreises für Erdstallforschung, RodingBayem, Referat vom 27.3.81.

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