OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

gen sich gleichfalls zur Abreise bereiteten. Wir nah men noch das Frühstück bei H Eurich ein, begaben uns dafi, nachdem unsere Sachen aufs Schiff ge bracht waren, zur Donau und warteten mit Sehn sucht auf den Augenblick der Abfahrt; denn mir we nigstens, ist nichts unangenehmer, als durch solchen Aufenthalt in meinen Rechnungen u Plänen gestöhrt zu werden. Endlich wurde gegen 11 Uhr Anstalten zur Abfahrt getroffen; wir nahmen daher, von H u Fr Eurich, H Richter u Fr Golling, Louis Eurich und den übrigen Bekannten welche beim Schiffe waren, herzlichen Abschied und stießen dankbar von dem Lande, welches uns 3 Wochen hindurch mit leibli cher u geistiger Nahrung reichlich gelabt hatte. Ich winkte noch im Fahren, den zurückgebliebenen Lie5. 71 ben, mit einem weißen Tuche, mein Lebewohl u mei nen Frieden nach. Bald war Linz, das freudenreiche, aus unsern Augen verschwunden — und da eine Ge witterwolke nahen Regen drohete: so krochen wir alle in die enge Hütte, welche sich auf dem Floße be fand, überdachten hier in Stille noch einmal alle genoßenen Freuden, und schickten den enteilten, einen tiefen Seufzer nach. Alles daurt nur kurze Zeit! Wir mogten kaum eine Stunde auf der etwas unruhigen Waßerfläche gefahren seyn, als wir in ei nem Archipelagus,® welchen die vielen kleinen Inseln bilden, hineinkamen u alle Aussicht über diese Auen hinaus verloren. Da also die Gegend dem Auge nichts Erfreuliches darbot: so sahen wir, ob sich viel leicht so was für den Magen in unserm Tournister be fände. Gebratene Händel, welche uns Fr v Eurich gütigst mitgegeben, verriethen eine geschickte Kö chin und einen gesunden Hunger; denn sie schmeck ten beim bairischen Biere königlich. Dieses Bier be kommt man auf allen Schiffen und Flößen, welche aus Baiern herunterkommen; es hat einen bittern S. 72 Geschmack, den jedes gute Hopfenbier haben muß. In Ostreich liebt man aber das Bittere, so wie in Al lem, auch im Biere nicht, wenn's gleich natürlich ist; sondern man mäckelt und pantschet so lange daran, bis es seine wahre Natur verloren — damit nicht eini gen Personen, denen das Natürliche Bauchgrimen bereitet, davon übel werde. Wohl dal wo man noch an natürliche Kost gewohnt ist, und Köche findet, die einem eine geist- u kraftreiche Suppe auch ohne frü her eingeholte Erlaubniß des Arztes, auftragen dür fen. Dies sezt einen unverdorbenen Magen voraus, den man nur da haben kann, wo man keinen östreichischen Beobachter auftischt (?), oder wenigstens nicht als das Einzige nahrhafte Gericht ansieht. So fuhren wir bei Mathausen, und andern Dör fern, wie auch verfallenen Burgen vorüber, und lasen von diesen uralten Mauern „daß nichts Menschliches der Zerstörung trotzen könne" denn auch das Schloß Wallsee einst von so hochherzigen Rittern, den Wallseern bewohnt, steht nur als Trümer zur Erinne rung an die Vorzeit da. Von Wallsee führt der Weg durch eine reizend, manigfache Abwechslungen dar stellende, Gegend bis Grein, wo die Gegend sich än dert u mehr imposant wird. Die Berge werden näm lich höher, und rücken mit ihren hohen Gipfeln, — von welchen mehrere graue Wartthürme und halb eingestürzte Schlößer, auf die Vorbeifahrenden her niederschauen - imer näher an einander; die Donau strömt in ihrem hier engen Bette, schneller und läßt in dieser Gegend den berüchtigten Strudel u Wirbel vermuthen, welcher von so Vielen mit verschiedenen Farben dargestellt worden; mehrere zerstreute Fel senriffe blicken aus den Finthen hervor und flößen auch Nichtfurchtsamen die Idee von Gefahr ein. Er wartungsvoll näherten wir uns diesem einst so gefrä ßigen Ungeheuer, und schneller schlug Allen das Herz, als der Schiffsman „dort sieht man den Stru del!" ausrief. Die Donau fällt hier über runde Stein maßen starkrauschend, dem unterhalb einer vom Strome ganz umfloßenen, Felsenspitze befindlichen Wirbel zu; dessen kreisende Fluth eine Vertiefung bildet, die mit dem neusiedler See, nach der gemei nen Sage, in Verbindung stehen soll. Auf vorbe nannter Felsenspitze sieht man noch die Reste eines Wartthurmes, und auf einer zweiten, eine Kapelle mit dem Kreuze des Erlösers. Kaiser Joseph u Maria Theresia sollen die Gefahren des Strudels, welche früher groß waren, vermindert u den Schiffern alle Schrecken dieses Ortes benommen haben. Jezt ha ben beide, Strudel u Wirbel keine Gefahr mehr, und man müßte nur berauscht, oder das Wasser unge wöhnlich niedrig seyn, wenn ein Schiff hier zu Grun de ginge. Als wir über den Wirbel, u Aller Mienen fröhlich waren, kam ein Bettelman mit einer Büchse in einem Kahn zum Floße gefahren, und sarnelte die Opfer für den H Nikolaus, die jeder Gerettete hier am willfäh rigsten im frohen Bewußtseyn seines Lebens, darrei chet. Wir fuhren noch bis zum Dorfe Sarblingstein, wo wir übernachteten. Montag am Iten October fuhren wir um 3 Uhr von Sarblingstein fort; und waren bereits in der Ge gend von Mariataferl, als der Tag zu grauen anfing. Die dicken Nebel verhinderten alles Farbenspiel der ® Urspr. Inseln zwischen Griechenland und Kleinasien; Inselgrup pe.

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