OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

se an mächtigen hervorragenden Felsenspitzen, die eine lange Strecke in dem Fluße, nah bei einander liegen. Zur sicheren Schifffahrt hat man einen ande ren Arm des Flußes mit Balken unten und neben, wie bei Laufen, ausgedielt, in welchem leichtere Schiffe in einer Minute 230 Klafter zurücklegen — denn so lang ist der geziiherte Kanal. Von hier gingen wir zu Fuße, durch den Traunfall wieder erheitert, auf den Ort Lambach zu, den wir im Regen 1/2 1 Uhr unter Klagen und Scherzen er reichten. Ein ärmliches Mittagmahl nahmen wir ein, nach Tische unterhielten sich die Knaben mit Kar tenspiel, während H Eurich u Stetter ein kurzes Schläfchen erquickte. Wie nicht ein Schiff den rück kehrenden Odysseus und seine treuen Gefährten: al so nahm uns alle ein geräumiger Zeiselwagen auf, um uns, wie jene, frischen Abendtheuern entgegen zu führen, denn schon hatte die Mitternachtsstunde geschlagen, als wir in Linz ankamen und an der Tühre des Zimmers, in welchem wir bei unsrer Ab reise unsre Frauenzimer zurückließen, um baldige Öffnung unsrer Schlafstube anklopften. Worauf uns eine Nympfe, bis auf die lezte Bedeckung entkleidet, die Tühre mit den Worten öffnete: vous etes: aber so gleich betroffen die Tühre zuschlug, als sie statt des vermeinten vous etes acht fremde Gesichter erblick te. Hätte sie in diesem Augenblicke göttliche Kraft, wie Diana besessen, welche den Acteon einstens, weil er sie im Bade überrascht, in einen Hirschen verwandelte und ihm die Sprache nahm, damit er niemals erzähle: Die Göttin der Keuschheit entblößt gesehen zu haben - Hätte diese französische Nympfe - denn ihre Sprache war französisch - solche Gewalt gehabt, sie würde uns gewiß alle, in nichts weniger, als Bären oder Stiere verwandelt haben. - Und so, wie dem zurückgekehrten Odysseus Zorn und Unmuth auf der Schwelle seines Palastes ergriff, als er in seinem Hause fremde Gäste - fremde Freyer fand: also standen auch wir betroffen da, und sahen auf gu ten Rath, wie u wo wir ein gutes Lager für diese Nacht fänden? Was war aber mit unsren Frauen ge schehen? Waren sie ausgezogen und sonst wo ein quartiert? Oder schliefen sie im zweiten größeren äiher, welches früher, wir Männer bewohnt? Rich tig öffnete uns jemand die Thüre, als wir auch hier durch Anklopfen die süß Träumenden gestöhret, und die wohlbekannte Stimme von Frau Stetter, richtete die Verzagten mit diesen Worten wieder auf: „Ich habe das Zimmereiner ankörnenden Herr schaft für heute abgetretten, weil wir sie noch nicht 5. 58 erwarteten; Da sie aber nun so unverhofft erscheinen um Mitternacht, so müssen wir schon alle in diesem Zimmer mitsamen schlafen." Auf Stroh schliefen wir demnach in einer Reihe, sanft und süß, bis 6 Uhr in der Frühe. Freitag am Mten 7ber gingen wir um 8 Uhr das Frühstück bei H Eurich einzunehmen; wobei viel über das nächtliche Abendtheuer gelacht wurde. Beim Mittagessen, erzählte H Eurich seiner Fr. Ge mahlin unser Unglück von Gmunden; da es mir doch lieber gewesen, wenns für immer verschwiegen ge blieben wäre - Doch nichts wird so fein gesponnen, daß es nicht kom ans Licht der Sonnen. Freilich hat ten wir auch grob gesponnen! Nach Tische ging ich u die Mädchen, mit den Knaben fischen, mußte auch bald fühlen: daß Fraunzimer nicht eher verzeihen, bis die Männer nicht ihre Schuld abgebüßt — eine 5. 59 Klettenkanonade, verkündigte mir's, und es hieß: je der wehre sich! Nachdem wir zurückgekehrt, gingen wir alle ins Theater, und fanden, daß es nach dem palfyschen Theater an der Wien, nur aber etwas klei ner gebaut ist. Eine gewiße Mamselle Müller, schön von Wuchs u Farbe, hatte grade ihre Einnahme, die ihr jedoch nicht so viel mogte getragen haben, als ich und viele Andere ihr wünschten—denn das Haus war ziemlich leer. Sie und Mayrhofer waren die Einzigen, die mich in diesem Stücke unter den Schauspielern ansprachen. H Ernst machte seine Sache zu steif, beßer hat mir seine Frau in der Opera gefallen. Nach dem Theater aßen wir beim Adler Nachtmahl, wobei auf das Wohlseyn der Fr Stetter, als an ihrem Ge burtstage wacker angestoßen wurde. Um 11 Uhr ins ersehnte Bette. Sonnabend am 15ten 7ber standen wir um 8 Uhr auf; und ich war begierig zu wißen, was der regneri sche Tag, Angenehmes bringen würde - sezte mich daher nach dem Frühstück in unserm Zimer aufs Sopfa und wartete unter Lesen den Zeitpunkt ab, der ein neues Abendtheuer brächte. Endlich kam er, und wir wurden gewahr: daß Charlotte sich in einen See lenkampf mit der dasigen Regierung eingelaßen. Sonst schlichtet die Regierung nur äußerliche Zwiste — hier aber kam auch der entgegengesezte Fall vor, und somit wäre es entschieden, daß jede Regierung über die inern, wie über die äußern Regungen be stimmen könnte. Dieser Handel dauerte indeßen doch, so lange wir hier in Linz waren, fort; und dürfte auch jezt noch schwerlich geschlichtet seyn — als Be weis, daß man den inern Kampf, nicht so leicht wie den äußern durch ein Machtwort oder Stockschlag

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