OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

sind: Hallstadt, Laufen, Ischl, der Keßel, Hirsch brun, Gosauzwang, Strub, Salzberg im Durchschnitt mit Manipulationsarbeiten, und die Beleuchtung von Hallstadt. Wir entwarfen noch vor Tische die Marschroute für den künftigen Tag, und waren alle entschloßen mit Anbruch des Tages am Weißenbach hinauf an den Attersee zu gehen, um den größten jeS. 51 ner Seen und das zweite Venedig - Kamer - zu se hen. Ich schlief so fröhlich ein, in der süßen Hoff nung, bei dieser Gelegenheit morgen meinen Ju gendfreund, den Pfarrer in Attersee zu sehen - der mit mir ein Vaterland, eine Geburtsstadt, ein Alter, immer einen Lehrer und meistens gleiches Schicksal gehabt. Wie mußte ich daher unwillkürlich das Ge sicht verziehen, als ich am Morgen Mittwochs, den I2ten 7ber Alle ungestirht und fest entschloßen fand, auf einem beladenen Salz schiffe, die Traun hinab nach Gmunden zu fahren. Der Wirthin Beredsamkeit hatte am vorigen Abend, den Attersee als den schlirhsten und das Fahren dar auf als gefährlich dargestellt. Mithin entschloß ich mich, lieber in der Traun, als im Attersee, wenns seyn müßte, unterzugehen, und fuhr beim herrlich sten Wetter in einer Stunde bis Ebensee; wobei nichts merkwürdiges vorfiel, außer daß die Traun bei ihrem sehr starken Gefälle hohe Wellen, und biswei len auch einige zu unserem Schrecken ins Schiff warf. S. 52 Von Ebensee bis Gmunden ging die Fahrt um desto langsamer; denn große Schiffe können, wie große Armeen, nur langsam sich vorwärts auf stehendem Waßer bewegen; und es wäre noch langsamer gegan gen, hätten nicht die Knaben um die Wette gerudert; wodurch denn geschah, daß wir Mittags 12 Uhr auf dem etwas unruhigen See, nach Gmunden kamen. Nach Tische besuchten wir mit H Wolff und Aweger den Holzaufzug I 1/2 Stunden von Gmun den entfernt im Aurachthaie. Der Weg führte uns beim Bauernhügel vorüber, unter welchem 4000, in jener Gegend 1626, gefallene Bauern liegen sollen, zur Erinerung, wie schwache Eigenhilfe der Über macht unterliegen mußte. Vom Holzaufzuge gingen wir zur heil'gen Fichte, welche mir H Aweger in Kupfer gestochen, als Andenken u Seltenheit mitge geben; und kamen beim aufgehenden Vollmonde nach Gmunden zurück. Auch hatten wir das Faßel werk - das Modellenzimmer, wie auch den Rathssaal betrachtet. Ich ging noch vor Tische mit H Eurich S. 53 zum Oberamtsrath Apold, aus Hermanstadt gebür tig; kehrten nach einer Stunde wieder zurück und sezten uns zum ersehnten Nachtmahl mit gutem Appetite nieder. H Wolff u Aweger waren unsere Gäste, und da zutrauliche Offenheit mit bei Tische saß; so gaben wir uns, nachdem die Knaben zu Bette gegangen, ganz der Fröhlichkeit hin. Unter Scherz und Gespräch war es 11 Uhr geworden und keiner hatte ängstlich die Stunde gezählet, als auf der Loui sen u B. . . (?) Wohlseyn angestoßen wurde. Bald darauf verließ uns H v Stetter nach genoiiienem Ab schiede und begab sich zu Bette. H Wolff u Aweger gingen auch bald nach Hause und ließen mich samt H Eurich, im Gespräche bei Tische zurück. Wir priesen uns bei guter Laune u gutem Wetter auf unsrer Reise glücklich, doch auch an uns sollten die Worte des göttlichen Sängers in Erfüllung gehen: „Ach! vielleicht, indem wir hoffen. Hat uns Unheil schon getroffen". (Friedrich v. Schiller: „Das Lied von der Glocke", Verse 233, 234) H Stetter kam nämlich ganz ausgezogen, leichen blaß mit den Worten herein „Meine Herrn ich be finde mich übel" und legte sich nach abgelegtem Bekenntniß ins Bette. Wie zu keiner Zeit feindliche Parteien in einem Staate sich friedlich vertragen, sondern Unheil und Aufruhr so lange erregen, bis die gährende Masse hinausgeworfen und das Land nur friedlichen Bürgern eingeräumt wird: also brach auch unter den genoßenen Händeln, Fischen, Griesschmarn und dem tollen Offner (ung. Wein) eine Rewolution aus, die sich nur durch ihre Verbanung, oder vielmehr ihre schleunige Flucht aus dem Vater lande, bei allen dreyen endete. Denn kaum waren wir schlafen gegangen, als sogleich dies Unglück los brach und laute Spuren seiner Verherung zurück ließ. Wie jede Rewolution Veränderungen mit sich führet, also auch diese, denn H Eurich fand beim Aufstehen Donnerstag am ISten 7ber seinen schwarzen Stie fel, in einen marmorierten verwandelt, wobei uns al len einleuchtete, wie oft ein Augenblick hinreichet, um schwarz in weiß, u —Unrecht in Recht zu verwan deln. Solche gewaltsame Umwandlungen sind imer, S.55 wenn nicht von einer allgemeinen Trauer, doch we nigstens von einzelnen wehmüthigen Blicken beglei tet, welche auch H Eurich auf seine umgeänderten Stiefel beim Anziehen, fallen ließ. Nach dem Früh stücke fuhren wir in zwei Wägen, durch das einge troffene Unglück gebeugt, still und in uns gekehrt zum Traunfall; um hier den Kummer unserer Seele, in den Finthen zu begraben. Die Traun fällt hier ge gen 5 Klafter und bricht sich dann mit großem Getö-

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