OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

standen. Eine Bank ist für die Müden dort ange bracht. Auf dieser ließen wir uns der Reihe nach nie der und sahen hocherfreut dem reinen Perlenspiele zu. Aus einer Bergesspalte stürzet der Bach, nach dem er sich in feinem engen Rinnsal manigfach ge brochen, als Schaum, schon hervor; fällt dann etwa fünf Klafter, in ein geräumiges Becken, in welchem er sich sarhelt, um als Wasserperlen minder tief, aber doch schön zu fallen. Rechts neben diesem fällt der Staubbach vom Berg Echem gegen 24 Klafter her unter, wird aber beinahe in Staub vom Winde aufge löst, weswegen er auch den Namen Staubbach füh ret. Der Abend u seine Kühle nöthigten uns den schauerlich schönen Ort zu verlassen, den jeder Na turfreund bewundert und gefühlvoll anstaunt. Ich rief im Stillen dem Schenkenden meinen Dank, und ein frohes Lebewohl mit dem Wunsche nach: daß er doch Alle, die bei ihm Erholung suchen, eben so be seeligen mögte, wie mich! Halbacht Uhr aßen wir Nachtmahl u begaben uns zu Bette. Dienstag am Ilten 7ber um 6 Uhr auf. Wie Gram und Kummer auf dem lieblichen Angesichte der Braut, also lag eine Nebelwolke diesen Morgen auf dem ruhigen See und seinen Nachbarn, den felsigen Bergen, und uns war beim Anbruch des finstern Ta ges grade so zu Muth, wie dem Münzjuden, den eine fehlgeschlagene Speculation um den gehofften Gewih bringt. Demohngeachtet stiegen wir, der gestrige Führer mit uns, den steilen Salzberg, nach eingenomenem Frühstück hinan, kamen bald in die Wol ken, welche in der Mitte des Berges sich hinzogen, u erreichten gegen 9 Uhr den sogenannten Rudolphs thurm, welcher 180 Klafter über dem See, dem Bergmeister zur Wohnung dienet. Noch eine Vier telstunde aufwärts, gelangt man zur Wohnung der Bergarbeiter und des Unterbergmeisters, in welcher wir uns für das Befahren des Bergwerkes mit weißen Mänteln u Hüten bekleideten. So, und überdies noch mit einem Stocke, dem gewöhnlichen Bergmaße ver sehen, schieden wir, nicht ohne heimliches Grauen, vom freundlichen Lichte des Tages, und folgten vol ler Erwartung dem freundlichen jungen Unterberg meister, durch die engen, von den 4 Grubenlichtern nur matt erhellten Gänge - zu Plutos dunkler Behau sung. Niemand steigt unbestraft in sein finstres Reich hinab: denn wer lange darinen verweilet, um seine Schätze zu rauben, dem bleichet der Schattenbeherr scher die Wangen, als bezeichnetes Opfer für sein allbezwingendes Reieh; und wer nur aus Neugierde es einmal besucht, der stößt oft in den niedern Gän gen seinen Kopf an; (:meldet sich an, nach bergmän nischer Sprache:) oder er glitscht von den schlüpfri gen Balken in Koth ab (:fängt Lachse:) und beschmuzt sich; oder aber die eingesperrte Grubenluft beängstigt und klemmt seine Brust, wie es vorzüglich mir ging — wobei mich ein starker Schweiß überfiel. Schön waren die in einer Wehre aus krystallinischen Stuffen zusarhengefügten Pyramiden, als sie mit ei nem Lichte beleuchtet wurden. Zwischen beiden P)iramiden in der Mitte ist auf einem von Mineralstuf fen beim Lichte stark flimmernden Altare das Portrait Franz I.in Transparent befindlich; dies wie auch die Pyramiden wurden bei einem Besuche des Kai sers, errichtet und stehen seit jener Zeit für die Ar beiter zur frohen Erinerung da. Die Knaben entklei deten die Pyramiden, nach erhaltener Erlaubniß, zum Theil ihres Schmuckes, indem sie die schönsten Stücke, sich für ihre Mineraliensammlung auswähl ten. - Sohleerzeugung u Fortleitung - die verschie denen über einander hineinführenden Stollen - das Hinunterrutschen - die schöne von Natur gebildete Kapelle — alles ist sehr merkwürdig. Nach einem zweistündigen Aufenthalt, kehrten wir ins feine Reich des Lichtes zurück und freuten uns, einen Be griff von einem Salzbergwerke zu haben. Stiegen dann 1/2 12 Uhr den mühsamen Berg hinunter, nachdem wir unsere Namen im vorgelegten Buche aufgezeichnet, und muthmaßten alle: nur der Zufall könne hier in diesem verborgenen Winkel der Erde das Salzlager entdeckt haben. Doch warum Zufall: Gilt ja auch von Andern, was Schiller von dem Brit ten sagt „Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten - nur das Paradies nicht auf". Gäste, welche den stei len Berg nicht steigen können oder mögen, werden gegen gute Bezahlung in einem Tragseßel hinauf u in einem Schlitten von 4 starken Männern herunterge bracht. Wir aßen noch beim Wirthen gute Speckknedel und Reinanken, bestiegen dann einen Kahn u traten unsere Rückreise über den See in fröhlicher Stim mung an. Von Steg bis Ischl mußten wir in Ermange lung eines Fuhrwerkes zu Fuß gehen, welches für Alle eine starke Anstrengung war, da wir uns schon Vormittag beim Besteigen des Salzberges ausser H v Stetter, ermüdet - doch fügten sich Alle willig in die Lage, weil sie nicht zu ändern war. In Ischl sahen wir noch abends die mechanisch optischen Vorstellun gen des 69 jährigen Greises, Franz Krall; die er zum Besten der dasigen Armen mit großer Genauigkeit der Natur nachgebildet, und den Durchreisenden ge gen eine beliebige Gabe zeiget. Seine Vorstellungen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2