liehe Fahrt geschenkt haben. Merkwürdig soll auch das ohnweit Laufen befindliche Höhlenloch seyn - eine Felsenhöhle, welche im Innern mehrere Schluehten, und nach Steiners Beschreibung, auch einen See haben soll. Mehrere Neugierige, welche sich zu tief hineingewaget, sind nimmer oder nur spät als Kadawer zum Vorschein gekommen. Der Aber glaube läßt den Teufel in dieser Höhle einen Schatz bewachen, und jeder Unglückliche, der in derselben seinen Tod findet, wird nach der gemeinen Meinung vom Teufel geholet. Von Laufen fuhren wir weiter und kamen um 10 Uhr im Regen nach dem Dorf Goisern, wo wir das neue evangelische Bethhaus ansahen; es ist mit ei nem schönen Altarsgemählde geziert, welchem jene Stelle des Neuen Testamentes zum Grunde liegt, wo es heißt: „Christus betet am Ölberg und ein Engel des Himels stärkte ihn". Wir verließen das geräumi ge Bethhaus und den freundlichen Pfarrer, der im Regen, nachdem er uns aus seiner Wohnung er blickt, zu uns in die Kirche kam, und fuhren bis zum Ort Steg, welcher am Ausfluß des Hallstädter Sees liegt und eine Stegklause oder Waßersperre hat, mittelst welcher der Waßerstand des Sees nach Be lieben erhöht werden kann. Hier bestiegen wir ein elendes Fahrzeug und fuhren im Regen über den 4260 Klafter langen und 1130 Klafter breiten See auf Hallstadt zu. Anfangs bedachte ich mich wohl, ob wir das Leben von 8 Personen einem so gebrechli chen Kahn anvertrauen sollten, mußte mich aber, da kein beßeres zu haben und der See ganz stille war, um keinen unnöthigen Aufenthalt zu verursachen, dazu entschließen. Während wir so auf dem See, wie in einem Keßel zwischen schauerlichen Gebirgen dahinfuhren, sahen wir an den steilen Gebirgen, fast in den Wolken, eine bunte Ziegenherde, welche un kundig, der sie umgebenden Gefahr schmackhafte Kräuter suchend, ihr Leben wagten, um es zu fristen. Wie weise hat der Urheber doch Alles geordnet: Hunger sollte so wohl bei Menschen als Thieren, die mächtige Triebfeder zur Thätigkeit seyn; damit kei nes in träger Ruhe, das Leben und seine Süßigkeiten verschlafe. Wir mogten noch nicht 11/2 Stunden gefahren seyn, als wir beim Gosauzwang landeten und zuerst das, von einem Waldbach betriebene Schmidwerk, eines der größten in Augenschein nahmen. Es macht seinem Erfinder mehr Ehre, als manchem Feldherrn seine blutbefleckten Siegstrophäen, weil bei diesen mehr die phyßische Kraft, bei jenem aber der Geist das Werk zur Vollendung geführet. Die Machine schneidet nicht nur Bretter, Latten und dergleichen, sondern auch Taufein u Böden so zu, daß sie ohne weitere Bearbeitung sogleich zu den bekannten Salzfäßern zusamengefügt werden. Von hier gingen wir am Bache hinauf zum eigentlichen Gosauzwang, welches eines der wichtigsten Werke im Salzkam mergute ist. Benannte Sohlenleitung, welche von Hallstadt kommend, am Abhänge der Gebirgsreihe (?) hinläuft, war hier unterbrochen durch die weite Schlucht, aus welcher ein Bach, die Gebirgskette zerreißend, mit starkem Getöse in den Hallstädter See stürzet. Über diese Schlucht hat ein gewißer Jo hann Spielbüchler, Bergarbeiter aus Hallstadt, 1757 auf mehrere abgestüzte viereckige Pyramiden, eine enge Brücke gebauet, welche die Sulzstrennen (?) nun in grader Richtung fortführet, da sie früher ei nen Berg hinab und den andern hinaufliefen, wobei nicht selten die Röhren zersprangen und einen gro ßen Sohlenverlust verursachten. Die zwei höchsten Pyramiden sind 22 Klafter hoch, und verrathen bei ihrer Einfachheit solche Kraft: daß ich ihnen eine weit längere Dauer, als jenen verwickelten Constitutionen zuschreiben mögte, welche aus einer kranken Mutter — der Leidenschaft — geboren, noch vor ihrer vollen Entwicklung in ihr voriges Nichts zurückkeh ren. Nur was mit anspruchsloser Einfachheit die Na tur in ihrem Gange unterstüzt u fördert, kann gedei hen; Alles andere was sie in ihrem Wirken hemmt, wird sie mit zermalmender Gewalt aus dem Wege schleudern und sich die Bahn öffnen, auf welcher Verkehrtheit sie zwar zurückhalten, aber nimmer zurückdrängen kann. Nachdem wir dies Werk von unten u oben be trachtet und dem Geräusche des schäumenden Waldbaches eine Zeit lang zugehört hatten, verlie ßen wir alle sinnend den Ort, und bedauerten inig: daß diesen Leuten, welche für so viele tausend An dere die nöthigste Würze der Speisen, Salz bereiten, ein so ärmliches Loos gefallen. Achtzehn bis zwanzig Kreutzer Münze ist ihre tägliche Besoldung, welche sie nebst Butter u Mehl um einen geringem, als den gewöhnlichen Marktpreis, vom Kaiser für ihr Leben, ihre Freiheit erhalten. Und dennoch haben sie eine solche Vorliebe für ihr einsames abgeschiedenes Le ben, daß sie in größern Städten Heimweh und eine namenlose Sehnsucht nach den gewöhnten Bergen ergreifet. Ist dies die Macht der Gewohnheit oder der feinen Kultur, welche auf das einfache Gemüth so unangenehm einwirket? Wahrscheinlich ist es die
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