366 Klafter tief seyn. Schiffern, die eine Zeit lang drauf fahren, ist er nimmer gefährlich, weil sie sogar die Zeichen eines bevorstehenden Sturmes, der ge wöhnlich aus der sogenannten Viechtau wie ein Blitzstrahl hervorbricht, im Voraus kennen und in solchem Falle ans Land steuern. Als wir Traunkirchen erreicht hatten, stiegen wir ans Ufer und gingen die schöne mit Marmorsäulen gezierte Kirche zu sehen. Die Verzierungen am Pre digtstuhl stellen den Fischfang Petri vor, können aber auch als gehaltvolles Sinnbild des fruchtbrin genden Predigens angesehen werden. H Eurich gab unterdessen dem Schiffmann ein Geld, um vom dasigen Pfarrer den Geist für uns zu bringen, der auch in den Schwachen mächtig wirket; gingen dann, eine Strecke vom Pfarrer begleitet, zu Schiffe, und fuh ren, den Seegen in der Flasche, unerschrocken wei ter. Eine Viertelstunde vom Orte, steht am rechten Ufer eine viereckige Säule, Taufstein, genannt; hier schöpfte die Schiffsfrau, eine schon bejahrte Person, Wasser aus dem See und taufte uns der Reihe nach, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes u des heili gen Geistes, und legte einer alten Gewohnheit ge mäß jedem einen Namen jener Berge: mir Math. Rauhkogel, H Eurich Joh. Sonnenstein, u H Stetter Math. Traunstein bei. Lauter wurde nach empfange nem Seegen unser Kreis, unter Gesang und Scherz kamen wir 3/4 1 Uhr in Ebensee an, wo wir ein reich liches Mittagsmahl einnahmen. Die Wirthin, in der Meinung, daß die feuchte Waßerluft die Verdauung befördere, hatte alles, besonders aber kälberne Schnitzel im Überfluße bereitet, welche wir für die Jause zum Mitnehmen, in ein Tuch einpackten. Hier befindet sich die größte Sudpfanne, deren Inhalt 2000 Eimer Sohle faßt, welche in hölzernen Röhren, Salzstrennen genannt, vom Hallstädter Salzberge 19890 Klafter weit hergeleitet wird. Diese Röhren laufen am Abhänge des Berges auf einem, ein Klaf ter breit in Felsen gehauenem Wege hin, und zeigen, was menschliche Kraft und Ausdauer zu leisten ver mag. Um 2 Uhr gingen wir, jeder sein Bündel und ich den benannten Mundvorath auf dem Rücken, zwi schen hohen mit Nebel verdeckten Gebirge im engen Thale an den Ufern der schnellströmenden Traun, gleich wandernden Musikanten, wofür uns mancher gehalten, fröhlich dahin; und labten uns an den ein fachen aufrichtigen Reden eines dasigen Stein hauers, welcher mit uns denselben Weg seiner Frau entgegen ging - sie hatten Verlaß gemacht, d.i. sich also beredet. Gegen Abend hielten wir an einem Brunnen, aßen von den Schnitzeln u theilten besag tem Mann, den nur selten, nach seiner eigenen Aussa ge, ein Stückchen Fleische erfreut, von unserem Vorrathe mit. Wie vergnügt mag er diesen Leckerbissen, wofür er ihn gewiß hielt, mit seiner Frau bei einem Glas Bier verzehrt haben! Vergnügter würde auch dem Städter das Leben dahinfließen, wen er nicht von Jugend auf verwöhnt, und mehr an einfache Nahrung gewöhnt würde; so aber lernt er tausend dem Landman unbekannte Bedürfniße kennen, die ihn am Ende, wenn er sie nicht befriedigen kann, mißvergnügt und unglücklich machen. Auf der fer nen Reise bis Ischl stieß uns nichts Merkwürdiges auf, außer daß an der Traun, ebenso wie am Gmund ner u Hallstädter See, mehrere heilige Bilder mit ei nem Schiffbruch darunter, als Anzeige des geschehe nen Unglückes und Warnung für die Lebenden, auf gestellt sind. Ein großer, mit Moos bewachsener Fel sen liegt ohnweit Ischl mitten in der Traun; Kreuz stein genannt, weil ein altes Kreuz auf seinem Gipfel steht mit dem Bild des Erlösers, zu welchem fromme Schiffer im Vorbeifahren um eine glückliche Fahrt inbrünstig flehen. An diesem vorüber gingen wir, etwas ermüdet, dem sichtbaren Thurme von Ischl zu. welches wir auch 3/4 8 Uhr erreichten. Abendessen und Nachtquartier beim Salzfertiger Seauer, waren gut. Montag am lOten 7ber standen wir, über das ein gebrochene Regenwetter etwas mismuthig auf, - tranken Kaffe und fuhren, da wir bis 8 Uhr verge bens auf besseres Wetter gewartet, in zwei Wägen von dem an beiden Ufern der Traun, zwischen hohen Gebirgen gelegenen Markt Ischl weg, ohne das in seiner Nähe befindliche Salzbergwerk und den schö nen Kalvarienberg gesehen zu haben. Kamen über Reiterndorf, Sulzbach und Brunnleiten nach dem Markt Laufen, welcher etwa 70 Häuser zählet und früher ein stark besuchter Wallfahrtsort war - jezt aber nur im Herbste von Viehbauern besucht wird. Sehenswert ist hier der wilde Laufen: die Traun schießt nämlich über bedeutende Steinfelsen brau send dahin, und ist für die Schifffahrt hier lange ge fährlich gewesen, bis man den Fluß in zwei Arme getheilt und den einen unten und neben mit Balken ausgeplattet; in welchem jezt die Schiffe gefahrlos im S.35 Nu hinabschießen. Schon Herzog Albrecht soll 1344 von jedem hinabfahrenden Salzschiffe einen Pfenning Almosen an die Liebfrauenkirche für die glück-
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