und Freundschaft die Zeit; fanden zugleich alle, selbst die Mädchen, daß es in einem Kloster doch nicht so schlecht sey, als wir früher geglaubt, in wel cher Meinung uns auch das gute Aussehen der geist lichen Herrn bestärkte. Um 10 Uhr nach abgeschloßenen Tühren ins Bett. Sonnabend am 8ten 7ber verließen wir sämtlich um 7 Uhr das Bett und eilten von dem harmonischen Läuten der Glocken geruffen, in die mit vielem Ge schmack erbaute Kirche; die sich im dritten Hofe be findet. Wie zufrieden kamen die Bewohner der Um gegend, um gemeinschaftlich mit Gebeth und Ge sang den ewig guten Vater zu preisen; und vom Prie ster, der als Mittler zwischen Gott u Menschen am Hochaltar steht, den Seegen der Kirche zu enpfangen! Wohl mags wahr seyn, was das Sprichwort sagt: „unterm Krummstab ist gut wohnen" denn alles, was sich zu den ehrwürdigen Hallen des Stiftes drängte, war heiter — wenigstens ist mir unter so vielen, kein finsteres Gesicht vorgekommen. Nach der Messe kehrten wir auf unsere Zimmer zurück, tranken ei nen herrlichen Gaffe und wußten die Frauen im Wa gen nach Linz, und wir zu Fuß, gegen Gmunden zu. Bevor ich aber den gesegneten Boden des Stiftes ver laße, will ich Einiges über seine Entstehung erzäh len: Herzog Thassilo von Baiern soll dieses Kloster 777 zum Gedächtnis seines Sohnes Günther, den ein Eber hier auf der Jagd getötet, in dieser damals men schenleeren Gegend, erbaut haben. Das Gebäude hat einen ungeheuren Umfang und drei Höfe. Es steht auf einem Berge und verbindet mit einer reinen Luft auch eine sehr schöne Aussicht, welches Alles nebst einer guten Kost dazu beiträgt, die Geistlichen freundlich und gesellig zu erhalten da sie in anderen Klöstern gleich Schatten oder Misantropen einherschleichen. Sie werden sich in diesem Stifte für die glücklichsten halten, wenn nur das verdammte Cölibat nie aufgekommen wäre; und sollten ja bisweilen Seufzer in diesen Mauern gehört werden, so sind sie gewiß durch den frommen Wunsch veranlaßt „die verrückten Grenzen der Natur bald wieder herge stellt und die allgemeine Freudenquelle auch für sie fließen zu sehen". Wir gingen fröhlichen Muthes, einer durch den andern angefeuert, bis Ried, tranken hier Most - ein Getränk, welches aus Aepfeln und Birn in Ober österreich häufig gepreßt wird - nahmen dann einen leichtgläubigen Führer und wanderten auf einem anmuthigen Fußsteige durch Obstgärten und Wiesen, über Berge an dunklen Tannenwäldern, bei heite rem Sonnenschein vorüber. Die Gespräche unseres einfachen Führers verkürzten die Stunden. Auf eine Frage „Wer wir denn alle wären?" entgegnete H Eurich: Ich bin ein Nagelschmid aus Linz und habe dem Uhrmacher in Forchdorf schon viele Kisten Nägel geschickt, jener mein Schwager, ist ein Schwab und der jüngere, auf mich deutend, ein Türke. „Darum (sagte der Bauer, der meine hochteutsche Sprache nicht verstand:) kann er nicht deutsch weil er ein Türk ist". Solche und derlei Aeußerungen gaben manigfältigen Stoff zum Lachen, bis auf die Wiesen, wo wir um 1 Uhr gute Speckknedel und Geselgtes mit gewohntem Appetite speisten. Das Dorf liegt in ei nem kleinen, aber anmuthigen von der Alp durchfloßenen Thale, welche aus dem Alpensee kommend silberklar am Dorfe dicht vorbeiströmt. In diesem Fluße badeten sich nach Tische die Knaben, H Eurich um selbe besorgt, suchet sie auf und steigt selbst auch hinein; ich gehe, um alle zum aufgetragenen Gaffe zu ruffen, und bade, durch ihr Beispiel verlei tet, meine Füße — bis H Stetter kam, um alle zu ho len. Nach einer Rast von drei Stunden gingen wir er frischt, wie in einem Garten bis Eisengattern, wo uns der Führer mit wehmüthigem Herzen verließ. Er hätte gerne den Nagelschmid, Schwaben u Türken weiter begleitet; denn er so wohl, als auch seine Blat ter empfanden (!) bei uns ein besonderes Wohlseyn. Wir labten uns noch mit Bier, und eilten dann in der Abendkühle, nach Gmunden, das herrliche, zu errei chen. Auch das Bier äußert auf das menschliche Gemüth einen wohlthätigen Einfluß; denn alle waren mehr als sonst vergnügt und zum Singen aufgelegt. Der stille mondhelle Abend, vermehrte noch diese seelige Stimmung. In einem Thale, etwa eine Stunde von Gmunden, machten wir auf dem Wege Halt, bil deten einen Kreis und sangen aus freudiger Brust, das erhabene Lied von Hölty: Freut euch des Lebens — und jenes von einem mir unbekannten Verfaßer: Es kann ja nicht immer so bleiben auf dem wechseln den Rund. Leute die denselben Weg kamen, standen stille und ergötzten sich am frohen Rundgesang, wel cher aus offenem Busen laut hervorquoll, auch der Mond schien so freundlich in den einigen Kreis. Der stille Abend, das fröhliche Singen, und der freundli che Mond hatten besonders wohlthätig auf unsern Heinrich gewirket, denn auf die Frage „wie geht's?" drückte er mir tief bewegt die Hand. Um acht Uhr erreichten wir Gmunden, kehrten beim Schiffe ein;
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