Samlung der Jesuiten ist nach Fabricius geordnet. Das zweite Zimer enthält die Ornithologie; man fin det hier nebst einer Samlung Nester mit Eiern ver schiedener inländischer Vögel. Auf dem Absatz der Treppe zum zweiten Stock steht aus Sandstein in Le bensgröße Ticho de Brahe gebildet. In diesem Stock werk enthält das erste Zimmer rechts Gemähide; das zweite physikalische Instrumente und Machinen. Das dritte mechanische Modelle der im Salzkam mergut bestehenden Machinen. Hier hat Fridrich u Adolpf Stetter zum erstenmal empfunden, daß der Mensch nicht nur zum bloßen Genuß geboren, son dern auch zum Leiden und Entbehren bestimmt sey, und weil drauß noch nicht gelernt, so verriethen Thränen ihre Schwäche. Pater Ulrich der dies be merkte, erkundigte sich um die Ursache dieser Thrä nen und verließ uns nach eingezogener Nachricht, um auf unsern Zimmer eine Jause für die hungrigen Gäste auftragen zu laßen. Wir stiegen indeß in den dritten Stock - fanden auf der Treppe die Statue Kepplers und im ersten Zimmer Feldmeßinstrumen te; das zweite diente dem Astronomen zur Woh nung, das dritte enthält eine schöne Mineralien sammlung. Im vierten Stock ist eine nicht kleine Gemählde-Sammlung; im fünften sind nebst andern Kleinigkeiten, viele türkische Waffen, welche bei der Belagerung Wiens erbeutet wurden. Im sechsten Stock ist Alles zu finden, was zur astronomischen Beobachtung nothwendig ist, im siebenten ist ein Zimmer für den Astronomen, und im achten die ei gentliche Sternwarte. Von den beiden Altanen des achten Stockes ge gen Norden und Süden, sieht man mit Wohlgefallen in das üppige fruchtbare, von der Krems durchfloßene Thal herab. Seine schwellende Fülle erinnerte mich lebhaft an meine Leerheit und goß in die Seele mir solche Gedanken: Vom Geräusch der Welt geschieden. Hier in stiller Einsamkeit Fände ich des Lebens Frieden, Fänd' ich Himmelsseeligkeit. Keinen König wollt' ich neiden Wohnt ein treuer Freund bei mir. Und der Städte laute Freuden Mißt' ich warlich gerne hier. Nur der dritte dürft' nicht fehlen Was das Glück vollkomen macht. Doch wozu soll Ichs erzählen? Ich würd' nur recht ausgelacht. Kurz hier könnt' es mir gefallen Und das friedlich stille Thal, Preis' ich glücklich unter allen. Spürt' ich nicht solche Hungerqual. Nach einem kurzen Genuß dieser herrlichen Aussicht, eilten wir im vorgesezten Weine 1/2 5 Uhr, die Schmerzen und Plagen des vernachläßigten Ma gens zu ertränken, und trösteten uns damit,: durch dieses Nothfasten einige Sünden mehr abgebüßt zu haben, als jene, welche diesen Tag im Genuße wohl schmeckender Fische und herrlicher Butterkuchen, ohne Erinnerung an den gütigen Geber hingebracht. Wie die Kamele in den Wüsten Afrikas nach vieltägigem Dürsten über eine frische Quelle herfallen und selbst mit Schlägen nicht eher fort zu bringen sind, bis sie nicht ihren Durst gestillet: also tranken auch wir in durstigen Zügen, jung und alt, jeder ein Glas des trefflichsten Weines, ohne abzusetzen, hinunter - bald folgte das zweite und bei uns Erwachsenen, auch das dritte u vierte. Bei den vorgelegten Sem melschnitten dachte ich gleich „was ist das unter so viele?" und eh Ichs gedacht, waren auch alle ver schwunden, ein zweiter Teller voll, war auch bald, wie von Heuschrecken, ganz aufgezehret. — Jezt erst kehrte die Sprache und mit ihr die Fröhlichkeit wie der, und ich wäre trefflich aufgelegt gewesen, ein frü her mit Pater Ulrich begonnenes Gespräch „über die angemaßten Rechte des Teufels" fortzuführen, da mir früher die Zunge am dürren Gaumen klebte. H Ulrich führte gefälligst die Frauen auch zu den Fisch behältern, und wir mit gestärkten Füßen folgten, durch die vorgetragenen Trostgründe erheitert, im Gespräche mitsamen nach. Nachdem die Fraunzimer dieß Alles gesehen, verließ uns H Ulrich, und wir gingen auf die angewiesenen Zimmer. Unter Scherz und Gespräch über das überstandene Abendtheuer des gezwungenen Fastens, verging angenehm die Zeit, bis Schlag 7 der Wärter uns in den Speise saal zum Nachtessen führte. Ein großer mit verschie denen Gemählden gezierter Saal umfängt die stau nenden Gäste. Auf der Tafel ist in der Mitte ein klei ner Springbrunnen angebracht, wo in einem darun ter befindlichen Wasserbecken kleine Fische zum Vergnügen der Gäste herumschwimmen. Hier saßen wir unter Geistliche gespickt - ein Zeichen, wie nahe die Erde an den Himmel grenzt — und ließen's uns wohlschmecken. Nach aufgehobener Tafel kehrten wir auf unsere Zimmer zurück und verplauderten, nachdem die Knaben zur Ruhe gegangen, in Liebe
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