gleich bei unserer Zusammenkunft einen freien jowialischen, aber sehr biedern Mann an ihm, als wel chen er sich auch bewährt hat. Erhaben über das Kleinliche, findet nur das Eingang bei üim, was recht und was männlich ist. Mit Freunden ist er gerne fröh lich bei einem Glas Wein; und fühlt sich seelig, wenn ein gleichgesintes Gemüth ihm offen zur Seite sitzt. Um drey Uhr fuhren wir, ich und die Fraunzimmer in Eurichs, und er samt seinen Kindern im Ge sellschaftswagen, von Ensberg ab. Auf dem Wege, eine Stunde von Linz kam uns auch Louise Eurich entgegen und sezte sich auch in den Gesellschaftswa gen, welcher in Linz außerordentliches Aufsehen machte, indem am selben Tage, die Bürger durch die Zeitung auf diesen Wagen aufmerksam gemacht worden waren. Als wir in Linz angekommen waren, wechselten wir die Kleider, wobei mir der sonderba re, aber vielleicht doch von Manchem schon oft ge hegte Wunsch einfiel: Mit den frischen Kleidern auch eine andere Gesinnung anlegen zu können, was alle feinen Polytiker so trefflich verstehen. Gingen dan von H Eurich begleitet, auf die dasige Donau brücke, und sahen hier die Sonne in dem Waßer sich spiegelnd, untergehen - dann auf die, fast in der Mitte der Stadt befindliche Promenade und leztlich zum fröhlichen Nachtmahl zu Eurich. Um 10 Uhr auf unser Quartier, und ohne viel Umstände, alle ins Bett. Donnerstag am 6ten 7ber, verließen wir um 6 Uhr, durch einen sanften Schlaf gestärkt, das Bett und eilten zum Frühstück. Gegen 9 Uhr gingen wir in Gesellschaft Herrn u Frau Eurich's alle nach dem, eine Stunde von Linz auf einem Berge gelegenen Kloster Magdalena, um eine schöne Aussicht zu ge nießen. Auf dem Gipfel des Berges steht vor der Kir che eine uralte Linde, welche die Gäste mit kühlem Schatten erquicket, die sich auf den an ihrem Stamme angebrachten einfachen Bänken niederla ßen wollen. Eine Ringmauer umgibt die Kirche, in welche die Bauern jener Gegend eingepfarrt sind, ringsum die Kirche sind viele frisch aufgehäufte Grä ber — ein Zeichen, daß das Beerdigen auf Kirchhöfen noch nicht überall abgeschafft ist. Diese in Verbin dung mit einem Beinhaus, in welchem die Knochen der menschlichen Glieder schön geordnet: Schedel bei Schedel, Arm bei Arm lagen, predigten uns den Gang alles Irdischen, zu deutlich vor, als daß wir uns nicht ernsthaften Betrachtungen hätten hingeben müßen. Wie doch der Tod alles gleich macht - der Schedel des Predigers und der des Bauers, wie jener des Feldherrn u Kaisers gleichen einander an Ge stalt, an Maße u Farbe!! Aber auch im Leben ist der Unterschied der Menschen nicht so groß, als Man cher sich einbildet, er besteht nur in einem mehr oder minder glänzenden Namen, den mancher Hochge borene thatenlos schon bei der Geburth empfängt. Von diesem Berge sieht man ganz Linz vor sich ausgebreitet, am jenseitigen Ufer der Donau liegen. Die Donau einem Silberstreif ähnlich, fließt zwi schen Auen u Wiesen, bisweilen an schroffen Felsen, vor den entzückten Blicken vorüber. Erfreulich war es für mich zu sehen: wie unten am Berge die emsi gen Bauern im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brot suchten, einige machten Heu, andere hoben aus dem kleinen Bache den eingelegten Flachs und breiteten ihn auf der Wiese zum Trocknen aus; ein dritter aekerte, und immer ging der Schatten neben den Pflugstieren her, wie der Tod neben den Menschen. Mit manchen Gefühlen, die man nur im freien emp findet, verließen wir 1/2 12 Uhr den Berg und eilten, um an H Eurichs Tafel, das iriier Nothwendige zu su chen. Eine Klettenkanonade (?) gab auf dem Wege zwischen den Mädchen u mir vieles zum Lachen. Ich hätte kaum geglaubt, daß sich mit Mädchen so ange nehm spielen laße! Nach dem Speisen ging ich u die Knaben, um einige Zeilen ihrer Mutter zur Beruhi gung nach Wien zu schreiben. Um 6 Uhr abends stie gen wir die Anhöhe vom Jägermayer hinan, und wurden durch die schöne Aussicht die sich oben darbiethet, reichlich belohnt. Gegen Mittag sieht man die steyrischen Gebirge, gegen Südwest die Gebirge bei Gmunden, gegen Abend die Donau und an ihren Ufern ein fruchtbares Thal, gegen Morgen über Linz hinaus bis Ens - nur gegen Norden ist die Aussicht vom Pöstlingberge nah begrenzt. Schön glänzten die Thürme, besonders ihre vergoldeten Kreuze von der Abendsonne beschienen. Wir speißten oben kalten Kalbsbraten u stiegen um 9 Uhr herunter, um uns für die ferne Reise anzuschicken. Ich packte bis 11 Uhr den Knaben ihre Reisetournister, legte jedem drey Paar Strümpfe, 3 Schneuztücher, 2 Hemden, und 1 Halstuch hinein. Meine Wäsche gab ich in Hein richs Tournister, weil ich ihn im Tragen fleißig abzu lösen gedachte. Freitag am 7ten 7ber wanderten wir 1/4 5 Uhr und mit uns H Eurich zu fuße fort. Nahmen in Ebels berg ein Frühstück, und gingen dann wacker über Weißenbach (Weißenberg?) auf Kremsmünster zu. Die Frauen, welche in Eurichs Wagen nachkamen, holten uns in Neuhofen ein, nahmen unsern Heinrich
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2