einen gerißenen Strick zusammenband, einige Stükke vor; und riefen, da sie ein Trinkgeld erhalten, dem rollenden Wagen ein rauschiges Juche! nach. Halb sieben umfing uns eine angenehme Dämerung, und süße Träume der Vergangenheit und Zukunft besee ligten mich. Ach! der Mundh mahlt sich so gerne sei ne Lieblingswünsche mit den schönsten Farben aus, und fühlt sich seeliger bei diesem Traumgebilde, als in der Wirklichkeit — darum ist die Dämerung, als Mutter solcher Träume, so Vielen erwünscht. Um 9 Uhr kamen wir in St Pölten an, nahmen eine gut bereitete Mahlzeit beim Hirschen, und schliefen in den netten Betten bis morgens 4 Uhr. Dienstag am 4ten 7ber fuhren wir um 6 Uhr in der Morgendämmerung von St Pölten fort. Dicke Nebel lagen rings auf der Gegend und gestatteten dem Blicke kaum weiter als 30 Schritte in die Ferne zu se hen. Schön war der Kampf der Sonne mit den Nebeln anzuschauen; bisweilen gelang es ihr durch das dün ne Gewölk dunkelrothe Strahlen im Osten zur Erde zu senden, welche immer heller wurden und am En de einem Heiligen-Schein gliechen, wie man ihn um die Häupter der Frommen bisweilen auf Bildern sieht. — Mir gewährte diese Erscheinung frohe Hoff nung auf einen heitern Tag, und in jenem Kampfe er blickte ich ein Bild der gegenwärtigen Zeit, in wel cher die Finsterniß das hervorbrechende Licht des Geistes verdrängen und die Völker in einer gewißen Dunkelheit festhalten will, die zwar die Zwecke Ein zelner fördert, aber dem allgemeinen Wohle hinder lich ist. Nur getrost! wie heute die Sonne, so wird einst das Licht auch siegen und freier auf seiner Bahn einherschreiten als jetzt. Um 10 Uhr schwanden die Nebel und in weiter Ferne stellten sich die von der Sonne beleuchteten steyrischen Gebirge unsern Blicken dar; links bezeichnete ein Band aus bläuli chem Nebel gebildet, den Lauf des ehrwürdigen Do naustromes, welcher eine Stunde lang träge auf den Fluthen lag und in Verbindung mit dem anmuthigen Grün der herrlichen Gegend das durstige Auge er götzte. Gegen 11 Uhr kamen wir nach Mölk, wo die Pferde Heu und wir Kipfel und Bier zu Leibe nah men. Der Kronprinz fuhr im starken Galopp durch die Stadt und es war unterhaltend, die Menge Bauern die eben zu Markte waren, dem fliehenden Wagen mit abgezogenem Hute nachrennen zu sehen. Diejenigen, die ihn im Vorbeifahren gesehen, schätzten sich glücklich: ihren künftigen Gebieter in jener durchlauchtigen Person erblickt zu haben. Wir fuhren noch bis Erlauft, wo wir mittags speißten und im schönen, an einem steilen Berge an gelehnten Gärtchen des Wirthes, die göttliche Aus sicht über die Donau genoßen. Am jenseitigen Ufer des Strohmes sieht man Börsenbay, Yps und den be rühmten Wallfahrtsort Mariataffrl, wo so mancher schwerbeladene Pilger, Sünden- u. Gewißens-Freiheit erlangt hat. - Um 2 Uhr fort - um 5 in Blindenmarkt Jause genommen - die Sonne brannte heiß - die Gegend, die wir heute durchfahren, gleicht ei nem Garten - Es kam die Dämmerung u mit ihr see lige Gefühle in meine Brust - Um 8 Uhr erreichten wir Amstädten und brachten den Magen durch ein gutes Nachtmahl, wie einen hungrigen Mäuthner durch einen papierenen Händedruck für heute zum Schweigen. Charlotte, des anhaltenden fahrens un gewohnt, hat gestern und heute sich im Wagen recht oft erbrochen - Eine Krankheit jener ähnlich, die man auf Schiffen bekommt, wenn man zum erstenmahl übers Meer fährt. Mittwoch am 5ten 7ber 172 5 Uhr von Amstaetten (!) fort. Das Vergnügen, die Sonne aufgehen zu sehen, wurde uns durch die häufigen Nebel geraubt. Im Ganzen aber, war es eine Wiederholung des gest rigen Schauspieles, nur in minder schöner Gestalt. Nebel liegt in den üppigen Thälern, hebt sich immer mehr, während die Sonne mit einem gewissen Zau ber den Osten beleuchtet; die Aussicht öffnet sich irher mehr unseren Blicken und das Auge schweift mit Wohlgefallen von Berge zu Berge, aus der Nähe in die Ferne. Ein Nebelstreif liegt so wie gestern auch heute bis gegen Mittag auf der Donau, die uns bis weilen sichtbar wird; aber durch jenes Nebelband ih ren Lauf dem Wandrer verkündigt. Um 10 Uhr im Dorfe Strengberg gefüttert - Klettenbataille (?) und Kinderlehren - (?) - Angenehm war die Unterhal tung von hier bis Ennsberg im Wagen, wo wir 1/2 12 Uhr ankamen und H Eurich^ samt seinen zwei Kindern fanden. Er war uns mit seinem Wagen entgegengekomen und freute sich inig seinen Fritz wie der einmal ans Vaterherz drücken zu können. Das Mittagmahl hatte er mit gewohnter Freige bigkeit bestellt, darum wars prächtig. Ich fand so- ' Pfeffer. Franz: Dr. Friedrich Immanuel Eurich (geboren am 15.1.1772 in Stuttgart, gestorben am 9.6.1851 in Linz). Ein Le bensbild aus dem Linzer Vormärz. In: Jahrbuch der Stadt Linz 1935. Linz: Preßverein 1936. /. Ehe: mit Anna Maria Gratzl; 11 Kinder (davon starben 8 im zartesten Kindesalter; 2 Söhne: a. Friedrich Alois Immanuel Eu rich 1807 — 1857; b. Alexander Franz Wilhelm Eurich 1814 - 1857). 2. Ehe: mit Magdalena Schleyer; eingegangen 1827. kinderlos.
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