Reise ins Salzkammergut im Jahre 1821 Bearbeitet und kommentiert von Josef Moser Das vorliegende Reisetagebuch eines anonymen Verfassers befindet sich im Besitz des Dipl.-Ing. Herbert Danner, Starhembergstraße 62, 4020 Linz, der es mir liebenswürdigerweise zur Bearbeitung übergab. Das kartoniert gebundene Autograph in den Maßen 11,5 cm x 19 cm wurde in Deutscher Schreibschrift (Kurrentschrift) des Frühbiedermeier erstellt und umfaßt 90 Seiten, von denen 82 be schrieben sind. Die Zitierungen und der Kurzkommentar bezie hen sich auf die nachträglich eingefügten Seitennu merierungen des Originals; diese sind auch im Ab druck am Rand ersichtlich gemacht. Bezüglich der Schreibung wurde streng an der Orthographie des Autographs festgehalten, wenn auch in einigen Punkten keine Konsequenz (Wech sel zwischen -mm- = -lii-, -nn- = -n-, Waßer = Was ser, Tühre = Thüre, -y- = -y- und = u) festzustellen ist. Im Rahmen der Bearbeitung wurden Erklärun gen entweder in Parenthese in den Text eingefügt oder dieser mit Fußnoten versehen. Veränderte Lage, verändertes Land Verändern nicht selten Gemüth und Verstand! .J • yf ■ > y: './yf ■ 1' Z'./y.'.y yX X'-' ■- . ..y.:yAiyy ■y y' yjz.y'y.yy .y.. .-/-XyXXXi .ryX,.. Montag am dritten 7ber um 9 Uhr fuhr ich in Ge sellschaft H V Stetter und seiner Familie, von meinen beiden Zöglingen begleitet, von Hitzing bei heiterem Himmel im bekannten Gesellschaftswagen nach Linz ab. Die Fahrt durch bekannte Gegenden über Mariabrun bis Weidlingau, weckte mich nicht aus meinen Gedanken; und meine finstre Stimmung war Lfrsache, daß ich manche Frage mit einem kurzen Ja oder kalten Nein beantwortete. —Die Mach t der schö nen Natur kennend, tröstete ich mich indeßen damit; daß freundliche noch nie gesehene Gegenden, meine Seele erheitern und diese Reise auch nur einigerma ßen für mich angenehm machen würden. Und in der That verfloß die finstere Wolke aus vergeblichen Sorgen und unnützen Grillen gebildet, sobald wir über Weidlingau hinaus, in die Gegend des Riether Berges kamen; mein Auge wurde freier und die leichtere Sprache kehrte wieder — es wurde lebendi ger in unserm Zirkel, während die Blicke von der Spitze des Berges, über das unten wie in einem Kes sel liegende Dorf Rieth hinaus in die bläuliche Ferne schweiften. „O wie schön!" rief dieser- „das ist herr lich!" ein anderer; nur die Mädchen waren im An schauen der schönen Natur versunken, ganz still. So kamen wir unter Gespräch und Betrachtung, um 1 Uhr nach Sickardtskirchen, wo uns ein frugales Mit tagsmahl erquickte. Um 2 Uhr fuhren wir weiter, nachdem ich und die Mädchen, das kleine ohne Ge schmack angelegte Gärtchen des Wirthen, besichtigt hatten und kamen 1/2 5 Uhr im Dorfe Katzenberg an, wo eine Gesellschaft berauschter Musikanten und Fuhrleute uns am Wege einen rothen Wein zu grüßten, von welchem jedoch nur H v Stetter ein we nig trank. Die Musikanten spielten uns zu Ehren und ihrem Beutel zum Frommen, während der Kutscher
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