Bauernkrieg" (1907). In 14 Gesängen ziehen die einzelnen Stadien des tragischen Kampfes vorüber. Die Schauplätze wechseln zwischen Mühlkreis, Inn viertel, Hausruck und Traunviertel, zwischen Schlägl, Eferding, Steyr und Linz; die Geschehnisse reichen chronologisch von der Wahl Stefan Fadin gers zum obersten Bauernführer bis in die Zeit nach dessen Tod. Auf den in Hexametern verfaßten Vor spruch folgen die 14 Gesänge in vierfüßigen gereim ten Jamben, der Rhythmus der Mundart paßt sich elastisch an und geht öfter in daktylische Verse über. Die Metaphorik wirkt nicht gesucht, sie ist in den le bendigen Dialogen aus dem mundartlichen Bildund Sprachschatz genommen. Otto Jungmair {IS89 - 1974) ist der Verfasser des „Spiels vom Helmbrecht Moar" (1954) und hat in seiner kongenialen Über tragung von Gedichten Walthers von der Vogelwei de „Unta da Lind'n" (1964) überzeugend dargetan, was die oberösterreichische Mundart alles vermag. Alois Grasmayr (1876- 1955) wendet in seinem „Faustbüchl" (1949) den Dialekt an einen Stoff der Weltliteratur, Edward Samhaber (1846- 1927) zeigt, wie humanistische Bildungsdichtung und naive Volksdichtung gleichermaßen beherrscht werden können. Seine „Lyrischen Dichtungen" (1887) ent halten neben antiken Strophen und neben Sonetten einfache Mundartgedichte im Tone Stelzhamers. Und so reicht eine ununterbrochene Kette in unver fälschter Mundart von dem Linzer Anton Matosch, dem Steyrer Gregor Goldbacher, dem Gaspoltshofener Hans Mittendorfer zu dem Großpiesenhamer Hans Schatzdorfer (1897 - 1969), dem Landsmann, Sachwalter und lyrischen Erben Stelzhamers, der für viele den Dank an den großen Vorgänger abstat tet: Franz! Dei Gsang und de! Liad Is a trieböga Sam, hast 'n ausgstrat an Landl, Gelt's Gott! daß man hab'm. Rupert Ruttmann hat eine Verserzählung „An Stelzhamer Franzn san Lebensgschicht" geschrieben in einer Form, wie sie lauten würde, wenn dieser sie selber erzählte. Die Dramatisierung von Stelzha mers Leben in Hermann Bahrs Volksstück „Der Franzi" ist durch viele Aufführungen bekannt ge worden. Soziale Fragen klingen an bei Hans Reinthaler und Hans Haager (zwar aus Salzburg, aber dann in Mühlgrub und Bad Hall, dort Bürgermeister), Reli giöses steht im Vordergrund bei Emmerich Donin ger und Ulrike Rieger, Gesellschaftskritik wird hu morvoll und satirisch vorgebracht bei Hans Dieter Mairinger, um nur ein paar Beispiele anzuführen. Ein Sammelbecken von Mundartdichtung (darunter ein beträchtlicher Teil aus Oberösterreich) ist die Buchreihe „Lebendiges Wort", von Johannes//aucr, dem getreuen Eckart am Quell der Muttersprache, liebevoll gehütet. Natürlich sind auch außerhalb dieser Reihe Mundartdichtungen erschienen, auch von Autoren, die sonst in der Hochsprache schreiben, wie etwa Hugo Schanovsky mit seinen mundartlichen lyri schen Stenogrammen aus dem Alltag des Allzu menschlichen. In Oberösterreich ist seit eh und je das bäuerliche Element stark spürbar gewesen. Das zeichnet sich auch in der Dichtung ab. Schon im Mittelalter, in der zweiten Hälfte des B.Jahrhunderts, spielt die Vers erzählung „Meier Helmbrecht" von Wernher dem Gartenaere; sie führt ins Innviertier Bauernland und erzählt von der Landflucht eines abenteuersüchtigen Bauernsohnes und dessen traurigem Ende. Der am Herkommen hängende Vater verkörpert das stolze Selbstbewußtsein des Bauerntums mit seinen patri archalischen Ordnungen. Dieser Stoff ist in der Fol gezeit öfter dichterisch abgewandelt worden, vor al lem in dramatischer Form: von Josef Martin Bauer (1939), Carl Hans Watzinger als Hörspiel und, wie schon erwähnt, mundartlich von Otto Jungmair. Die Zeit der Bauernkriege in Oberösterreich hat eine ganze Reihe von Schriftstellern zu Dichtungen angeregt, besonders die Gestalt des Bauernführers Stefan Fadinger mit seinem Gegenspieler, dem Gra fen Herberstorff. Da ist noch im 19. Jahrhundert Franz Keim (1840 — 1918) mit seinem von lyrischen Elementen durchsetzten Epos „Stefan Fadinger" (1885), das er im Untertitel „Ein deutsches Bauern lied auf fliegenden Blättern" nennt; Balladenhaftes wechselt mit Liedhaftem und rein erzählenden Abschnitten. Edward Samhabers Fadinger-Drama ist Fragment geblieben (erhalten sind nur der Ein gang zum 1. und 2. Akt sowie einige ungereimte fünf füßige Jamben aus dem 3. und 5. Akt. Gustav Strei cher, ein Jugendfreund Georg Trakls, (1873 - 1915) hat sich mit seinem in Linz erfolgreichen „Stephan Fadinger"-Drama (1903) sichtlich an Gerhart Hauptmanns „Florian Geyer" orientiert. Das gilt in mancher Hinsicht auch von Hermann Heinz Ortners bühnenwirksamem Drama „Stefan Fadinger" von 1933. Alois Brandstetter verfaßt unter dem Titel „Die Landler" eine Textcollage zu einem Oratorium über den oberösterreichischen Bauernkrieg für Chor, Orchester und drei Sprecher, wobei ein Spre cher für die Partei der Bauern, einer für die Gegen partei der Herren, einer für die neutrale Partei des „Historikers" das Wort führt. Auch auf erzählendem Gebiet fehlt es nicht an Auswertung dieses Stoffes. Karl Itzinger (18881948), bekannt vor allem als Verfasser des „Fran-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2