OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

gen^ gleichsam als Einleitung vorangestellt ist, wer den Ziel und Absicht seines Kommens klar zum Ausdruck gebracht; Severin werden die Worte in den Mund gelegt, die als Motto für sein ganzes Le benswerk gelten können: „Gott hat mir den Auftrag erteilt, diesen Menschen in ihrer Not beizustehen". Über die Person und das Werk des hl. Severin in formiert uns in erster Linie die bereits genannte „Vi ta Severini"2, mit der sich dieser Band beschäftigt. Neuere Forschungen^ haben gezeigt, daß Severin ein überaus gebildeter und einflußreicher „Römer" gewesen sein muß, der ursprünglich wohl auf politi schem Gebiet in hoher Funktion tätig war. Dieser Umstand erklärt die Art seines Auftretens, sein Handeln mit Autorität, sein großes Ansehen und zum Teil auch seinen Erfolg. Seine streng aszetische Lebensweise sowie seine staatsmännische Klugheit waren ausschlaggebend für das große Vertrauen, das ihm sowohl seine romanischen Landsleute als auch die germanischen Heerführer entgegenbrachten. Überblicken wir das Lebenswerk des Heiligen, so lassen sich einige Schwerpunkte erkennen: 1. In den blutigen Auseinandersetzungen zwi schen den Völkerschaften, die damals im Donau raum aufeinanderstießen, gelang es Severin wieder holt, Verfolgten zu helfen. Gefangene zu befreien und Frieden zu stiften. Wurde die Feindbedrohung zur akuten Gefahr, organisierte er mit Umsicht die notwendig gewordenen Rückzugsaktionen. Als Auf fanglager spielte Lauriacum/Lorch eine große Rolle." 2. Zu den hervorragenden Leistungen des Heili gen gehört die Linderung materieller Not. Severin baute ein großzügiges Hilfswerk auf, durch das in den Tagen der Bedrängnis sowohl die ansässige Be völkerung als auch die zugezogenen Flüchtlinge Un terstützung fanden. Es gelang ihm trotz der schwieri gen politischen Situation immer wieder, Güter aus der Nachbarprovinz Binnennorikum, ja sogar aus Italien herbeizuschaffen. Nicht umsonst wird Seve rin als Patron der Caritas verehrt. 3. Obwohl Severin Laie war, galt der Kern seines Wirkens der geistig-religiösen Betreuung der ihm anvertrauten Menschen. Für diesen Zweck errichte te er mehrere Klöster. Sie waren Stätten des Gebe tes, aber in hohem Maße auch Orte tätiger Nächsten liebe. Nach Severins Vorbild lebten die Mönche in strenger Askese, um dadurch frei zu werden für ein Leben im Dienste der Mitmenschen. Ob man Seve rin „Abt" oder „Mönch" nennen kann, ist eine Frage der Terminologie. Jedenfalls muß man sich der Tat sache bewußt bleiben, daß das damalige Klosterwe sen anders strukturiert war als das spätere. Als der Heilige am 8. Jänner 482 zu Favianis starb, waren die Tage der Römerherrschaft an der Donau gezählt. Als acht Jahre später ein Großteil der Romanen nach dem Süden abzog, versäumte man es nicht, die Reliquien Severins als kostbaren Schatz mitzuführen. Seine Gebeine ruhen heute in Frattamaggiore bei Neapel. Verehrt wird der Heilige vor allem in Bayern und Österreich. An Pfarren, die unter seinen Schutz ge stellt sind, sind zu nennen: München-Garching, Neuhaus am Inn, Passau-St. Severin, Passau-Heining, Linz-St. Severin, Krems-Lerchenfeld, WienSievering, Wien-Neuwähring und neuerdings (Pfarr erhebung am 8. Jänner 1982) eine Pfarje in Tulln. Besondere Zentren eines Kultes sind auch jene Orte, die nach der „Vita", der geschichtlichen Überliefe rung oder aufgrund besonderer Verehrung einzelner in Beziehung zu St. Severin stehen: Künzing (Bay ern), Kuchl b. Salzburg, Enns-Lorch, Mautern (N.Ö.), Wien-Heiligenstadt sowie Fürstenfeld (Stei ermark, Missionsseminar St. Severin). ^ Vgl. die Ausgabe von R. Noll, Eugippius - Das Leben des heili gen Severin (Schriften und Quellen der alten Welt Bd. 11), Ber lin 1963; 2. Auflage Passau 1981. Eine deutsche Übersetzung ist jetzt zugänglich in der von der St. Severin-Bruderschaft WienHeiligenstadt besorgten Ausgabe: Eugippius—Vita Sancti Severini. Das Leben des heiligen Severin, Wien 1981. ^ Vgl. meinen Beitrag „Zum gegenwärtigen Stand der SeverinForschung" in diesem Heft, besonders aber ¥. Letter, Severinus von Noricum. Legende und historische Wirklichkeit (Monogra phien zur Geschichte des Mittelalters Bd. 12), Stuttgart 1976; ders.. Die historischen Daten zur Endphase römischer Präsenz in Ufemorikum, in: Von der Spätantike zum frühen Mittelalter, hg. v.J. Werner anä E.Ew/g (Vorträge und Forschungen Bd. 25), Sigmaringen 1979, S. 27 - 90. " Hierzu jetzt K.Zinnhobler, St.Severin in Lorch, in: Lorch in der Geschichte (Linzer Phil.-theol. Reihe Bd. 15). Yig.v.R.Zinnhob ler, Linz 1981. S. 128 - 144.

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