OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

Jesu, wobei liturgische Bräuche der Frühzeit weiter leben dürften. Der Ehrenplatz war vorne links, nicht hinten in der Mitte der Apsis, wie später in den Ka thedralkirchen. 3. 5. Sitzen und Stehen im Gottesdienst Das Sitzen der Gläubigen auf dieser Bank be schränkte sich jedoch auf die Feier der Agape, die Begehung der Totenmahle und den Lehrgottes dienst. Zur Feier der Eucharistie erhob man sich je denfalls von seinen Plätzen und stellte sich mit dem Blick nach Osten vor dem Altar-Tisch auf.^" Diese Ordnung ist im S.Jahrhundert durch die Didascalia Apostolorum (57, 5) ausdrücklich bezeugt, wo es heißt: „Wenn ihr euch aber zum Gebet erhoben habt, dann sollen sich (vor dem Altar) zuerst die Vorsteher aufstellen, hinter ihnen die Männer und dahinter dann die Frauen." Die urchristliche Sitzordnung auf einer SigmaBank konnte nur so lange erhalten bleiben, als die einzelnen Gemeinden nicht viel mehr als 25 Gläubi ge zählten. Sie wurde daher im Osten des Reiches wegen des raschen Anwachsens der Zahl der Chri sten bereits im S.Jahrhundert mehr und mehr aufge geben, während sie im weniger stark christianisierten Westen, vor allem im dünn besiedelten Alpengebiet, wie es scheint, länger bestehen blieb. r\ Frühchristliche Hallenkirche in Lauriacum. Auch hatte das Sitzen auf der Sigma-Bank vor dem Altar-Tisch in dem Augenblick seinen ur sprünglichen Sinn verloren, als die Verbindung von Agape und Eucharistie aufgegeben worden war. Dies geschah, außer in Ägypten und Äthiopien, fast überall im S. Jahrhundert.^® Interessant ist dabei, daß in Ägypten, auch nach dem Aufhören der ge nannten Verbindung, der Sigma-Altar in den einzel nen Kirchen länger üblich geblieben ist als anders wo.^® Nach diesen notwendigen Vorbemerkungen nun zum Kirchenbau zur Zeit Severins. 3. 6. Kirchenbauten in Lauriacum Aus der in der Vita erwähnten Stadt Lauriacum sind zwei Bauten, die für den christlichen Gottes dienst bestimmt waren, ausgegraben worden. Der eine befindet sich in der Nähe des Frätoriums; er zeigt noch die typische Gestalt der alpenländischen Hauskirche mit der gemauerten Sigma-Bank. Beim Anwachsen der Gemeinde hat man hier, wohl noch vor der Zeit Severins, die Trennwand zum zweiten, etwa gleich großen Saal (7,3 x 9 m) im We sten beseitigt und dadurch einen relativ großen Kult raum von ungefähr 130 qm erhalten.^® Auf der Sig ma-Bank hatten jetzt die Priester und Kleriker ihre Plätze, die Gläubigen befanden sich im „Schiff" der Kirche, und zwar (nach Geschlechtem getrennt) - wie wir noch sehen werden — auf Bänken, die an den Seitenwänden angebracht waren. Der zweite Bau wurde etwa im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts über einem gallo-römischen JupiterTempel von Lauriacum errichtet. Er stellt eine rela tiv große Saalkirche von 12,5 x 17,2 m Grundfläche dar und dürfte die Bischofskirche der Stadt gewesen Vgl. Domus ecciesiae 87 ff. Diesbezüglich muß ich meine Ausführung in: Domus ecciesiae 92 ff. korrigieren; vgl. auch P. Franke, in: Archiv für Liturgiew. XIV (1972) 437 - 439, ders.. Zur Frage der frühchristlichen li turgischen Mahlzeiten in Aquileja, ebd. 139 - 155. Bei Tertullian, Apol.39 bzw.Ad uxorem II, 4 scheint jedenfalls diese Verbindung noch bestanden zu haben; vgl. Domus eccie siae 69 f. Vgl. O. Nußbaum, Der Standort des Liturgen am christlichen Altar (= Theophaneia 18, Bonn 1965) 111-115. Wenn freilich Nußbaum meint, der Priester habe beim hl. Opfer an der run den und nicht an der geraden Seite des Sigma-Altars gestanden, so ist dies nicht richtig, da er in diesem Fall nach Westen ge schaut hätte. " Vgl. E. Swoboda, Der römische Vorgängerbau der Kirche Ma ria auf dem Anger, in: R. Zinnhobler, Lorch in der Geschichte (Linz 1981) 12 —PH', Nußbaum a.a.O.288 f.mit weiterer Litera tur. Ähnlich geschah diese Anpassung an die geänderten Verhält nisse in Stribach und Bozen; vgl. Domus ecciesiae, Grundris.se 13 und 14.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2