nach Sirmium bzw. in die nördlich davon gelegene Provinz Valeria. Von dort brachte er eine hier um 600 geschriebene Evangelien-Handschrift in seine Bischofsstadt mit (heute Clm 6224).Der Codex enthält einen Bibeltext, der vor dem Vulgatatext des Hieronymus liegt. Daß Severin, wie es scheint, nicht über Quintanis hinaus die Donau aufwärts gekommen ist, mag damit zusammenhängen, daß damals bereits Gibuld, der Alemannenkönig, diese Gebiete in Besitz genom men hatte. Gibuld kam in Passau einmal mit Severin zusammen, wo dieser mit dem Barbarenkönig Ver handlungen um die Freilassung von römischen Kriegsgefangenen geführt hatte (c. 19). Gibuld residierte wahrscheinlich im stark befe stigten Regino (Regensburg), auch Reginum bzw. Regina civitas genannt. Das einstige Legionslager (Castra Regina) war in der 2. Hälfte des 4. Jahrhun derts zu einer bedeutenden Stadt geworden, nach dem die hier bis dahin stationierte 4. italische Legion nach Vallatrum (Manching) verlegt worden war. Die Festung scheint weithin unversehrt in die Hände des Alemannenkönigs gefallen zu sein.^" Vor Gibuld war Regino Sitz des römischen Dux. Nach ihm regierten von hier aus die AgilolfingerHerzöge, die ebenfalls den Titel „Dux" führten. Ähnlich wie Lauriacum, das zuerst Legionslager, dann „oppidum" wurde, hatte die Stadt in spätrömi scher Zeit einen Bischof. An christlichen Zeugnissen wurden hier eine Gedenktafel für eine Märtyrerin tSARMÄNNNE iCiVickEftlNPACE "jh SO C1ATAE l-"! Zeichnung des Sarmannina-Steines (2. Hälfte des 4. Jahr hunderts) unmittelbar nach seiner Auffindung 1838. Sarmannina und Teile eines in Rom verfertigten Goldglases mit dem Bild der Apostelfürsten gefun den. Daß Regensburg schon früh Sitz eines Bischofs war, dürfen wir u.a.daraus schließen, daß noch im 8. Jahrhundert die von der römischen Kurie gebrauch te Bezeichnung für die Regensburger Kirche nicht, wie in anderen Lfrkunden der damaligen Zeit, „Fcclesia Reganesburgensis" (oder seltener „RadaspoBoden eines römischen Goldglases, das Weihhischof von Wartenberg 1675 in Regensburg gefunden hat, jetzt in der Prähistorischen Staatssammlung in München INachzeich nung). nensis") war, sondern unter Bezug auf den spätrömi schen Namen der Stadt „Fcclesia Reginensis". Be zeichnend ist ferner, daß Herzog Theodo den Bi schof Emmeram nach seiner Ankunft gefragt hat, ob er als „Pontifex dieser Provinz" (pontifex . . . huius provinciae) wirken oder den bairischen Klöstern als „abbas" vorstehen wolle.Das Bewußtsein, daß in Regensburg von altersher ein Pontifex residiert hat, war demnach zu damaliger Zeit allem Anschein nach noch lebendig. Ob auch in anderen Orten der genannten Do nauprovinzen zur Zeit Severins Bischöfe gewirkt ha ben, wissen wir nicht. Die Tatsache, daß in einem be stimmten Ort ein Baptisterium vorhanden war, wie etwa in Passau (vgl. c. 16,2), beweist allein noch nicht, daß der betreffende Ort einen Bischof hatte. Es ist denkbar, daß die übrigen Städte bzw. „castelli" nach östlicher, vor allem syrischer Sitte mit Chor-Bi schöfen (x^i^PETrCoHOTto 1-= Landbischöfen) besetzt waren.Bemerkenswert ist, daß „chorepiscopi" in Vgl. G. Leidinger, Das sog. Evangeiiarium des heiligen Korbi nian, in: Wissenschaftliche Festgabe zum 12()0jährigen Jubi läum des hl. Korbinian (München 1924) 79- 102, hier 101. Vgl. K. Gamher, Fcclesia Reginensis. Studien zur Geschichte und Liturgie der Regensburger Kirche im Mittelalter (= Studia patristica et liturgica 8, Regensburg 1979) 7, 13. Vgi.Arbeo, Vita s.Haimhrammi c.5 (ed. Krusch 34):... . . ita ut eorum pontifex esse debuisset, et si ita dedignaret, vel pro humilitatis studio abbas huius provintiae cenubiis normali Studio fecunditer proles cupare non recusaret". Vgl. Fr. Gillmann, Das Institut der Chorbischöfc im Orient (= Veröffentlichungen aus dem Kirchenhistorischen Seminar München II, 1 München 1903).
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