OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

etwa ebenso hohen (0,45 m) gemauerten Unterbau ebenfalls vom Querschnitt 0,75 x 0,75 m^^ —, und daß die Ankohlungen von Knochen auf die Brand verwüstung der Basilika I durch die Hunnen 451/53, der der Altar oberhalb des Bodens zur Gänze zum Opfer fiel, zurückzuführen sind. Alle nach der Kata strophe verstreut in der Gegend herumliegenden Reliquien hat man dann, so gut es ging, wieder einge sammelt, in das fragmentarisch überkommene (und jetzt präzise um die Mitte des 5. Jahrhunderts zu da tierende!) Tuch gehüllt, neuerlich in der alten Stein kiste bestattet und jetzt in einem Bodengrab östlich des an die Stelle des ersten getretenen Altares der Basilika II beigesetzt. Der einfache Steintrog war ursprünglich, wie Maße (2V2 x 2V2 x IV2 röm. Fuß) und viele intakte Beispiele erkennen lassen, eine römische Aschenki ste. Zu seiner Abdeckung im Bodengrab der Basilika II gehörte das ihren Baubeginn anzeigende Marmor plattenbruchstück mit dem Hesperidenabenteuer unter einem Cibonum - zur Verehrung vom Apsisumgang der Frühmittelalterkirche I her eleviert, bleibt erhöht unter einem sicher nachweisbaren Ciborium in der Frühmittelalterkirche II, worauf sie mit dem Abbruch letzterer in den gotischen Hochal tar kommt und bis 1900 dort ruht. Bleibt noch die Problematik der römischen In schriftplatte kurz zu streifen, die die Reliquienkiste bei der Auffindung im gotischen Hochaltar 1900 be deckte. Es handelt sich um eine auf den Tag (18. Sep tember 191) datierte Weiheinschrift an den Genius der Legio II Italica^''; die Maße der mit der Inschrift nach oben aufgefundenen Platte betragen 0,76 x 0,885 m (sie ragte also der Höhe nach etwas über die is ' ' '•VT-.' '8« ;v\t' fi'C, 'M i l¥lü X> )ES. t'tlm Das „Hesperidenuhenteiier". Deckelfragment. Foto: Eiersebner f. O.O. Landesimiseiim Datierte Weiheinschrift, dzt. Basilika Enns-St. Laurenz. Unterkirche. Foto: Eiersebner f. O.O. Landesmitseum des Herakles (auf ca. 0,50 x 0,50 m zu ergänzen, lichter Kistenquerschnitt ebenfalls ca. 0,50 x 0,50 m). Die scheinbar diskrepante Verbindung von christlichen Reliquien und eminent heidnisch-my thologischer Reliefthematik ist ein eigenes Kapitel. Jedenfalls ist sie nicht von ungefähr gewählt, sollte doch Herakles nach Bewältigung des letzten im Zy klus seiner zwölf kanonischen Abenteuer, der Errin gung der goldenen, ewige Jugend verheißenden Äpfel der Hesperiden, der Unsterblichkeit teilhaftig werden. Die steinerne Reliquienkiste wird dann aus dem Bodengrab der Basilika II — wahrscheinlich schon Ein profiliertes Architekturfragment im Altar der Basilika II könnte von diesem Unterbau stammen. Außer den menschlichen Gebeinen und dem Tuch fanden sich 1900 in der Steinkiste u. a. noch Tierknochen. Holzkohlestück chen und Eisennägel, worauf jedoch verläufig nicht weiter ein gegangen wird. Ausgeschlossen ist jedoch ein ..Hercules Christianus", den es ebensowenig wie einen Orpheus-Christus, Bellerophon-Chri stus etc. gegeben hat, vgl. Janet Huskinson. Some pagan mythological figures and their significance in early Christian art. Papers of the British School at Rome 42 (1974) S.68 ff. bes.S.81 ff. Die diesbezüglichen Auslassungen E.M.Ruprechtsherger's. in: R. Zinnhobler (Hrsg.). Lorch in der Geschichte (1981) S. 88 ff., sind, milde ausgedrückt, konfuses Zeug. "CILIII 15208: E. Bormann. RLÖ lI(I910)Sp. 127 ff.

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