pels, in Bauperiode 5 (Diokletian-Maximian, ca. 285 bis in friihkonstantinische Zeit) hat sich der Kult in den äußersten Norden des Tempels zurückgezogen. Von 315/20 an wird der nunmehr profanierte, baulich wohl schon mehr oder weniger desolate Tempel im Osten und Nordwesten weiter bewohnt, bis ihn um 370 die erste christliche Kirche unter der Laurentius-Basilika, die „Basilika 1", ablöst.® Sie ist die erste Gemeinde- und daher Bischofs kirche von Lauriacum^, besteht aus einschiffigem Langhaus mit geosteter Apsis und Westvorraum (Narthex), der Apsis sind hintereinander noch zwei Räume vorgelegt: äußere Gesamtlänge 39,50 m, äu ßere Gesamtbreite um 14,50 m, äußere Länge ohne beide Osträume („eigentliche Basilika") etwas über 31 m. Die Basilika I besaß ausgedehnte Heizanlagen und von Anfang an einen im Südwesten angebauten Turm militärischer Zweckbestimmung (Burgus, zu gleich Narthex-Südmauer), dessen Großquader mauerwerk den unteren Teil des heutigen Kirchtur mes bildet. Die Deutung der Basilika I als erste früh christliche Kirche am Platze des Lfmgangstempels si chert ein teilweise erhalten gebliebenes quadrati sches (0,75 X 0,75 m) Altarfundament am Beginn der Apsis knapp unter ihrem Niveau, in der auf den Apsisboden fehlende Höhe war das Altarfundament mit Mörtel abgestrichen. Der Befund an sich ließe zwei Möglichkeiten im Aufgehenden zu, entweder folgte auf das Fundament mit Mörtelbelag oberhalb des Fußbodens eine gleich große Standplatte für ei nen Tischaltar mit Mittelstütze (vier Stützen wären bei der geringen Fundamentausdehnung kaum mög lich), oder aber es war ein massiver Altarstipes auf die beschriebene Weise im Boden verankert (eingemörtelt). Bei einem Tischaltar liegt das Reliquiengrab unterhalb desselben®, ein solches gab es dort nicht; daher ist notwendig auf einen vom Boden weg zumindest bis in eine gewisse Höhe gemauerten qua dratischen Altar mit dem Ouerschnitt von 0,75 x 0,75 m zu schließen. Nach einer Verwüstung im Inneren wird die Ba silika 1, die schon bestand, als Kaiser Gratian 378 durch Lauriacum zog, bruchlos zur grundrißgleichen „Basilika II" adaptiert; an Stelle des ersten, vernich teten Altares wird am Übergang: Apsis-Langhaus ein im Fundament durchgemauerter großer Altar er richtet (Nord-Süd-Länge 1,70 m, Ost-West-Tiefe 0,95 m + 0,40 m Breite einer westlichen Altarstu fe), der das alte Heizsystem (zer)stört, und, durch den gemeinsamen Fußboden mit ihm zusammenge schlossen, knapp östlich davor ein quadratisches Bo dengrab für Reliquien dreiseitig ausgemauert (lichte Maße gemittelt 0,95 m Nord-Süd x gemittelt 0,90 m Ost-West, Mauerstärken 0,30-0,45 m, Schachttie fe 0,70 m, Schachtboden ein alter Tempelestrich). Die Mauern des Reliquiengrabes sind für ausschließ liche Erdverkleidungen unnötig stark, sie haben ei nen Überbau getragen, in dem Fall eine Memoria, die wegen des niemals vorhandenen Fundamentes einer Schacht-Ostmauer im Osten nicht belastet, ir gendwie offen gewesen sein muß. Ein unweit des Reliquiengrabes stratigraphisch relevant gelagertes Fragment einer auf ca. 0,50 x 0,50 m zu ergänzenden reliefierten Marmorplatte, eines Deckels mit dem Hesperidenabenteuer des Herakles, abhängig von der ravennatischen Sarko phagplastik und 450 bis drittes Jahrhundertviertel entstanden®, datiert den Beginn der Basilika II in ebendiese Zeit. Die Basilika I fand also um die Mitte des 5. Jahrhunderts den Untergang, der in die Jahre der Hunnenzüge 45 F53 fällt. Mit der Basilika II ver binden sich erlauchte Namen, sie ist die Kirche des in der Vita S. Severini des Eugippius (aus 511) genann ten „pontifex Constantius" von Lauriacum und Schauplatz der c. 28 geschilderten Ölverteilung des Heiligen an die Bedürftigen der Stadt. Die Basilika II ist und bleibt das Gotteshaus der Romanen Lauriacums über die Stürme der späten Völkerwanderungszeit hinweg, weiters im 6/7. Jahr hundert, und wird von ihnen gegen die Mitte des 8. Jahrhunderts den im Ennser Raum seßhaft wer denden Baiern sozusagen übergeben. Die Neuan kömmlinge müssen nicht nur knapp vorher entstan dene schwere Schäden ausbessern, sondern gestalten die Basilika II auch architektonisch zu ihrer, zur „Frühmittelalterkirche 1" radikal um (äußere Ge samtlänge jetzt ca. 34 m). An Stelle der Ostapsis der Basiliken I, II tritt eine ümgangsapsis, die auf eine neue Art des Heiligen kultes hinweist. Das präzisiert der zeitgleiche ar chäologische Befund am Reliquiengrab östlich des von der Basilika II weiterübernommenen Altares, das jetzt durch eine Mörtelgußplatte, den Rest eines langrechteckigen Sockels, überbaut und dergestalt außer Funktion gesetzt erscheint. D. h., das Reli- ® Die Datierung der „Basilika I" ist feststehende Tatsache, die hier nicht weiter begründet wird, ebensowenig wie die Entste hungszeit der „Frühmitteialterkirche I" und der — nunmehr richtiggestellte - Baubeginn der gotischen Laurentius-Kirche. ^ Zur Identität von Pfarrkirche und Bischofskirche bis ins frühe Mittelalterz.B.: S.Seiler. Ztschr.f.Archäologied.Mittelalters ,S (1977) S. 112. ® Vgl. die Altarsituation in der rechten Seitenkapelle der Fried hofskirche von Teurnia, R. Egger. Frühchristliche Kirchenbau ten im südlichen Norikum = Sonderschriften des Österr. Archäol. Inst. IX 1916 S. 16 Abb. II. ^ h. Eckhart. Die Schlange um den „Apfelbaum". ÖJh.51 (1976/ 77) S. 159 ff; ders., Corpus der Skulpturen der römischen Welt. Österreich III, 2 (1976): Die Skulpturen des Stadtgebietes von Lauriacum, Kat.-Nr. 98; äer.s.. Kat. „Baiernzeit" (wie Anm. I) Nr. 27.
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