Allein schon diese Titelaufzählung erweist die Spannweite und Bedeutung des historischen Lebenswerkes von Alfred Hoff mann. Beide Bände seiner „Studien und Essays" gehören in jede landeskundliche Bücherei. Otto Wutzel zwar im wesentlichen mit den instruktiven Zeichnungen von G.F. Koller, der allerdings wieder vor allem nur niederösterreichische Beispiele bringt. Besonders wertvoll im Hinblick auf die Heimat pflege ist das abschließende Kapitel „Renovierungsmaßnahmen und Gedanken zum Denkmalschutz", das jedem kulturell Interes sierten wärmstens zur Lektüre empfohlen wird. Dietmar Assmann Reinhard Worschech: Bildstöcke. Wahrzeichen der Land schaft. Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus 1981. 160 Seiten mit 142 Schwarzweiß- und 8 Farbabbildungen sowie 25 Zeich nungen. Ln. DM 39.80. Erfreulicherweise wird seit einiger Zeit diesen für die Kultur landschaft so bedeutenden Kleindenkmalen verstärkte Beach tung zuteil. In der Reihe „Rosenheimer Raritäten", in der seit Jahren auch verschiedene volkskulturelle Themen behandelt wer den, erschien nunmehr auch ein eigener Band über einen wesent lichen Teilbereich innerhalb der religiösen Kleindenkmale, näm lich über die Bildstöcke, die aber in manchen Gebieten geradezu dominant auftreten. Der Autor - ausgebildeter Volkskundler und Kunsthistoriker. Lehrbeauftragter für Volkskunde an der Universität Würzburg und Bezirksheimatpfleger von Unterfranken - versucht in dieser Monographie, den „Bildstock als Denkmal der Volksfrömmig keit", 84 Seiten später als „Zeichen der Gläubigkeit" zu behan deln, dazwischen wird er als „Wahrzeichen der Landschaft" dar gestellt und werden Stilarten, Setzungsgründe, Stifter und auch ein wenig Terminologie eingestreut. Schließlich verweist er auf damit verbundene Sagen und Begebenheiten und so manche an dere interessante Dinge, manchmal ziemlich ausführlich, häufig allerdings nur andeutungsweise. Im anschließenden Kapitel „Heilige auf Bildstöcken" wird ne ben einigen wenigen Beispielen dazu vor allem auf die Häufigkeit der Passionsszenen (u. a. Szenen aus dem Leben Jesu) verwiesen, was allerdings auch wieder nicht verallgemeinert werden dürfte. Die dem Beschrifter der Figuren einer Nothelfertafel etwas durcheinander gekommenen Heiligen werden auch vom Verfas ser nicht ganz richtiggestellt (S. 131). Daß der Schreiber der In schrift auf einem Bildstock in Bad Neustadt a. d. Saale (S. 133 f.) den Sonntagberg in die „Steyrmarck" verlegt, tut weiter nichts zur Sache, nur sollte es dann in der Erwähnung im Text vom Verfasser richtiggestellt werden. In diesem Zusammenhang Sonntagberg und Maria Taferl als die „beiden bedeutendsten österreichischen Wallfahrtskirchen" zu bezeichnen, ist schlichtweg falsch. So er freulich es ist, wenn auch im Kapitel „Wallfahrten und Prozessio nen" österreichische Beispiele zu finden sind, so wäre hier doch unbedingt die „Via sacra" mit ihren vielen religiösen Kleindenk malen zu erwähnen (vgl. dazu den im Literaturverzeichnis nicht erwähnten Beitrag von Leopold Schmidt in: Helene Grünn, Via Sacra, Veröff.d.Österr. Museums f. Volkskunde, Wien 1975). Das im Literaturverzeichnis angeführte Werk von Dörrer-Schmidt „Zum Wort Marterle" stammt von J. A. Jungmann und ist in der von den beiden genannten Autoren herausgegebenen Festschrift für H. Wopfner enthalten. Da also kaum auf die - zugegeben mitunter sehr komplizierte - Terminologie und nur selten auf die landschaftlichen Besonder heiten eingegangen wird, bleibt für den Flurdenkmalforscher ne ben einigem recht guten Vergleichsmaterial im wesentlichen nur die Tatsache bedeutsam, daß es ein solches Buch gibt. Zuviele Flüchtigkeiten sind darin enthalten; so mögen z. B.die Zeitanga ben über besonders starke „Setzungstätigkeit" für Franken stim men, nicht aber für Österreich. Daß der Begriff „numinos" gleich neben „dubios" (S.41) gesetzt wird, ist geradezu „nebulos"! Positiv hervorgehoben muß das Bildmaterial werden, das sehr gute Einblicke in die verschiedenen landschaftlichen Formen gibt, wobei erfreulicherweise auch Österreich stark vertreten ist. und Emil Schneeweis: Bildstöcke in Niederösterreich. Wien: Ver lag d.wiss. Ges. Österreichs 1981. 192 Seiten und Bildteil mit 356 Abbildungen. Zwar dieselbe Thematik behandelnd wie das vorhin bespro chene Werk, doch fast in jeder Hinsicht anders ist die vorliegende Arbeit von E. Schneeweis. Vom äußeren Erscheinungsbild äu ßerst einfach - Kleinoffsetdruck und ein weitaus weniger aufwen dig gestalteter Bildteil - besticht diese Monographie durch ihren wissenschaftlich fundierten Inhalt. Auch wenn von vornherein nur ein bestimmter Raum — Niederösterreich in all der Vielfalt seiner Landschaften - behandelt wird und das reichhaltige Bild material natürlich nur aus diesem Gebiet stammt, so ist der her vorragende Text für die Bildstockforschung auch in anderen Bun desländern von grundlegender Bedeutung. Der Autor, jahrelang wissenschaftlicher Mitarbeiter am Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien und Spezialist für Fragen der Ikonographie, ist einer der wenigen kompetenten Fachleute auf dem Gebiet der Flurdenkmalforschung in Öster reich. Grundlage dieser Arbeit ist seine Dissertation zu diesem Thema, die bereits 1966 abgeschlossen wurde; seither erschiene ne Literatur blieb auch in der vorliegenden Fassung unberück sichtigt. Das erste, relativ kurze Hauptkapitel beschäftigt sich mit „Na men und Begriffen". „Marterl" (hiefür vermißt man die Erwäh nung der Arbeit von Jungmann; siehe in der obigen Bespre chung), „Kreuz" (in seinen verschiedenen Wortverbindungen) und „Säule" (mit verschiedenen fremdsprachigen Vergleichsfor men) werden dabei als die wichtigsten Grundbegriffe herausge stellt. Das folgende umfangreiche Kapitel befaßt sich mit der „Ge stalt", wobei Form, Material und Farbe sowie stilistisch-kunstge schichtliche Erwägungen nur als Hilfsmittel herangezogen wer den. Der Stein wird für Schneeweis dabei zum numinosen Mo ment Berg hingeführt, das Holz zum (Lebens-)Baum. und damit vorsichtig ein mythologischer Zusammenhang schon vom Mate rial her angedeutet. Bei der Farbe, z. B. bei den „Roten Kreuzen", werden derartige Verbindungen, mehr oder minder wissenschaft lich exakt, schon seit längerem erörtert. Besonders erfreulich ist es, daß der „Funktion" ein eigenes weiteres Hauptkapitel gewidmet ist, das ebentalls sehr umfang reich ist. Dabei wird die Beziehung des Objektes zum Menschen in den Mittelpunkt der Untersuchungen und Erörterungen ge stellt. Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse (Türkenzeit, Pest. Franzosenkriege), Markierung von Wallfahrtswegen, Wirt schaftsbezüge (z. B. „Winzerkreuze", nicht zuletzt auch die vielen „Wetterkreuze"), Grenzmarkierungen und persönliche Anliegen, insbesondere in Zusammenhang mit Krankheiten, Unfällen und Tod u. a. m., werden vom Autor in vielen Details dargestellt und, was die Arbeit ebenfalls besonders auszeichnet, in größere Zu sammenhänge eingebettet. Der Bildteil mit seinen 356 Abbildungen gibt eine interessan te Übersicht über die verschiedenartigen Formen von Bildstöcken in Niederösterreich und Wien, wobei der Begriff „Bildstock" kei neswegs eng gefaßt ist und neben Bildbäumen, Rechtszeichen, „Kapellenbildstöcken" (nach der Terminologie von Josef Weingartner) usw. auch einige wenige Kapellen umfaßt. Dietmar Assmann
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