OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

Steyrer Miszellen Von Georg Wacha Der Leopoldsbrunnen auf dem Stadtplatz Im Österreichischen Städtebuch wird im Ab schnitt Steyr angegeben, daß die älteste Erwähnung der „Stirapurhc" 985 - 991 auf eine Befestigung am Flusse Steyr hinweiset Das erstmalige Auftreten ei nes Namens muß nun nicht mit dem Zeitpunkt der Entstehung zusammengehen, doch hält man sich bei Gedenkfeiern üblicherweise an das Jahr der Nen nung. In Steyr hat man aus Anlaß anderer dort ge feierter Feste und geplanter Veranstaltungen den schlagkräftigen Titel „Tausend Jahre Steyr" gewählt und wird damit das Bild der Wirklichkeit kaum be sonders verfälscht haben. Auch in anderen Städten hat man sich nicht so präzise an eine Jahreszahl gehalten. Als Krems eine große Ausstellung „ 1000 Jahre Kunst in Krems" ver anstaltete und dabei erstmals die Schätze des eige nen Museums der Öffentlichkeit in neu restaurierten und wesentlich erweiterten Räumen vorstellte, da war vom Jahr der Exposition (1971) zum Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung von Krems im Jahre 995 noch ein beachtlicher Abstand. Aber die vielfältigen Aktivitäten, die man in Steyr setzte, die Feste, die man dort feierte, der Pub likumsmagnet der „Hallstatt-Ausstellung" 1980, all dies hat die alte Eisenstadt wieder in den Brenn punkt des Interesses gerückt. Die lose Folge von Steyrer Miszellen^ soll einige Details aus der so viel fältigen Geschichte und Kulturgeschichte, aus dem Kunstleben, dem Kunstgewerbe usw. behandeln. An den Anfang sei die Wiedergabe eines Akten stückes gestellt, das dem Verfasser von dem besten Kenner der Archivalien öberösterreichs, Prof. Georg Grüll (1900 — 1975), vor vielen Jahren über lassen worden war. Es bezieht sich auf die Kosten der Übernahme des monumentalen Leopoldibrunnens auf dem Stadtplatz aus dem Schloß Windhaag und soll die Schwierigkeiten darlegen, dieses interessante Werk vom Unteren Mühlviertel nach Steyr zu be kommen. Leider gibt die Aufzeichnung keinen Hin weis auf den — erst nach dem Transport in Tätigkeit tretenden Bildhauer, der die Leopoldsfigur angefer tigt hat. Selbstverständlich beschrieb die heimatkundli che Literatur den Brunnen schon oft^, auch die Ge samtkosten der Aufstellung wurden bereits genannt (2012 fl 2 ß 4 d).'* Gelegentlich werden auch Mel dungen über Restaurierungen des Brunnens in der Literatur gebracht.^ Aus einer anderen Quelle ist zu erschließen, daß es auch bei dem Abtransport des Brunnens aus Schloß Windhaag nicht ohne Komplikationen abge gangen ist. Die Stadt Steyr brachte gegen die Stein metzen Rebhändl und Pichler beim Marktgericht Münzbach am S.Juli 1682 eine Klage wegen Nicht einhaltung der Arbeiten ein.® „Summari Particulare" über die Unkosten „auf den zu Windthag erkauften, alher gebrachten und alhier in der Stadt aufgesetzten steinernen prunnen" Kaufschiiling Schiffmaut Fuhrlohn „Reiß unkhosten" Botenlohn Brunnenaufsetzerlohn Maurermeister Kalk Zimmermeister Hufschmied Steinmetzarbeit Rohrschmiedarbeit Staffeln Leinöl Blei Glasscherben Füllstaub Gold, Bleiweiß, Kienruß Pinsel und Pech Mörtel Zinngießer „Graimbel" Fuhren I Tagwerker Summa 2 Steyr, 10. Juli 1683 Tobias Hager, Steueramtsverwalter Wolf Josef Weingner (?), Gegenhandler ' Manfred Brandl - Josei Ofner: In: Herbert Knhlter: Die Städte Oberösterreichs. Österreichisches Städtebuch 1. Wien 1968. S. 277. 2 Siehe auch: OÖ.Heimatblätter, Jg.35 (1981). H.3/4. S.245 ff. ^ Z.B.: Steyrer Zeitung vom 24.September 1929. '• Anton RoHeder: Heimatkunde von Steyr. Nachdruck. Steyr: Ennsthaler 1975. S. 175. ^ Besonders wurde die Bemalung der Fahne des hl. Leopold (sonst ist dort das Fünf-Adler-Wappen Niederösterreichs dargestellt) beanstandet. ® Münzbacher Marktgerichtsprotokoll. 1655 - 1722. Marktarchiv Münzbach. (Auch diese Mitteilung verdanke ich Prof. Georg Grüll.) 300 f] 310 fl 57fl 4ß 28d 18 fl 3 ß 18 d 4 fl Iß 18 d 743fl 2ß 26d 219 fl 5 ß 2 d 67 fl 77 fl 4 ß 22 d 241 fl 1 ß 8 d 140 fl 3ß 22d 66 11 4ß 12 d 2fl 3ß 18 d 165 fl 7ß 135 fl 6ß 24 d 34 fl 24 d 5 fl 6 ß 12 d 60 11 3ß 14 d 1 fl Iß 10 d 8fl 2ß 2 fl 12 fl 130 11 6ß 14 11 1 ß 2 d 2819 11 6ß 20d

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