geht, jeden einzelnen Strich der Zeichnung kontrol liert, nach der dann das Sgraffito erstehen soll. Ein beredter Hinweis darauf, daß es in der Kunst, wenn gleich man ihre verschiedenen Perioden auch näher bezeichnen muß, eigentlich immer nur ein Kennzei chen gibt: ob das Bild, aus der Idee des Künstlers im Geist geboren, auch in der Impression (oder wie man den Eindruck nennen will) mit überlegenem Können gestaltet worden ist. Das Sgraffito in Oberösterreich — wie überhaupt in Österreich — wird der Volkskunst zugeordnet. Daß stärkere Wirkungen auf den Beschauer möglich sind, hat Friedrich Thiemann dargelegt. Wenn Kurt Herberts in seinem Buch schreibt, daß beim Sgraffito die Farben durch ihre Vermengung mit dem Kalk putz und durch die Kalksinterhaut relativ blaß er scheinen, so keineswegs bei Thiemann. Warum auch! Thiemann hat sich eine eigene Technik für sei ne Sgraffiti erarbeitet, die eine strenge Folge von verschiedenen Arbeitsvorgängen einschließt. Die Arbeit an der Wand ist der letzte und kleinste Vor gang. Wenn er nicht entsprechend vorbereitet wird, kann das Sgraffito nicht den Anspruch eines Kunst werks erheben und mit ihm auch nicht der Schöpfer des Sgraffito den einen: ein Sgraffito-Künstler zu sein. Das beginnt mit einer Besprechung des Künstlers mit dem Auftraggeber womöglich vor dem Haus, das mit einem Sgraffito geschmückt werden soll. Abge sehen von der Wahl des Motives gilt es den geeigne ten Platz zu finden. Thiemann nennt das Harmonie der Fläche. Ein Beispiel dafür ist das GasthausSgraffito knapp unter dem vorspringenden Dach des Gebäudes, völlig asymmetrisch im Stockwerk ange ordnet. Dennoch scheint es, als halte das Sgraffito das ganze Haus im Gleichgewicht. Verhältnismäßig groß, wirkt es ausgleichend. Gut abgestimmt dazu die Fensterumrahmungen, wie auch die Umrahmung oberhalb der Eingangstüre. Die Farbenmischung dunkelbraun - gelb - weiß paßt genau zur hellgrünen rntiituu Färbung der Front und zu dem schon vom Regen leicht verwaschenen Rot des Daches, wie überhaupt zu diesem vorspringenden Krüppelwalmdach. So volkstümlich die Frontgestaltung durch das Sgraffito wirkt, so elegant hebt sich diese Wand ab. Anders die Front des Vierkanters. Hier teilt sich das Sgraffito in das ganz einfach gehaltene Zierband, das von einer blumengeschmückten Hausnummer tafel unterbrochen wird, aber am Ende, daß nicht et wa eine zu große nackte Stelle entstehe, mit einem Medaillon mit Mann, Roß und Pflug in einer quadra tischen Windrose abschließt, und, wiederum im sym metrischen Ausgleich als Fensterumrahmung des er sten Stockwerks über der Eingangstür, ein zweites Sgraffito mit den Symbolen von Frühling, Sommer, Herbst und Winter hat, das auf die Steinumfassung der Holztür in seiner Farbe abgestimmt ist. Auch das Sgraffito an einem Bauernhaus drückt diese Zuversicht des bäuerlichen Menschen aus. Der die Haustiere segnende Heilige, es ist der heilige Leonhard, in der Lünette oberhalb der Haustür, sitzt auf dem Türrahmen mit den Haustieren, an den Längsseiten der Tür reicht ein Ährenband bis an den Haussockel, der dunkel gehalten ist. Das Sgraffito }■] m m 1 11' fZi '5
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