OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

im Grunde Herausforderungen der Gegenwart, in trovertierte Antworten des Künstlers auf die Fragen, die unsere materialistische Welt aufwirft. Leider be gegnen uns solche Themen in der neuen bildenden Kunst eher rein politisch als menschlich, aus humani tärem Unter- und Hintergrund. Friedrich Thiemann hat viele Buchillustrationen geschaffen, und schließlich ist er über den Holz schnitt, den er vielfach farbig ausführt, zum Sgraffito gelangt. In diesen Ausführungen ist bereits angeklungen, daß wir nicht allzu reich an Künstlern sind, die diese Technik zu einer eigenständigen Kunst erhoben ha ben, das heißt, von der Konzeption an über die ver schiedenen Entwicklungsstufen des einzelnen Wer kes, ihre eigene Schaffensweise durchsetzen und da her auch innerhalb dieser Kunstausübung hervorste chen. Nehmen wir es genau, so ist das Sgraffito eine anonyme Kunst im Vergleich zu Ölbildern, Aquarel len und anderer Grafik, die man alle in Museen oder in Privatsammlungen und -Wohnungen hüten kann. Ähnlich steht es für Literaten, die nur für Hör funk, Fernsehen und Film arbeiten; ihre Werke wer den einfach vermarktet, sie werden aufgenommen, ohne daß ihre Urheber beachtet werden. Höchstens daß nachträglich die Verfilmung eines Romans das Lesen des Buches selbst anregt. Häufig kommt dabei ä das Buch, weil im Film verändert, in Mißkredit und mit ihm sein Autor. Unser Zeitalter ist eben eines des Massenverbrauches der Massengeselischaft. Insofern tritt bei diesem Phänomen eine Paralle le oder eine Annäherung zu den unbekannten Mei stern der Gotik auf, besonders den Bildhauern, die wir namentlich nicht kennen, so zu dem Meister des Kefermarkter Schnitzaltars, um ein Beispiel aus Oberösterreich zu wählen. Friedrich Thiemann kann man im Zusammenhang mit seinen vorhin genann ten Bildern allerdings eine gewisse Kennmarke für spätere Zeiten vorgeben, aber auch seine Namens zeichnung (Paraphe), das mit dem T vereinte F auf seinen Sgraffiti wird ihn als ihren Schöpfer nachwei sen. Ein Foto, Friedrich Thiemann zwischen seinem • Schreibtisch im Atelier zu Schlierbach vor zwei Kar tons, dem einen mit Sankt Georg und dem Drachen und dem andern mit Sankt Christophorus, könnte als zusätzliche Illustration zu dem oben Gesagten die nen. Da sieht es, den Schreibtisch selbstverständlich weggedacht, ganz nach einem gotischen Meister aus, der noch einmal, bevor er an die Arbeit an der Wand

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