umschriebenen Verbreitungsgebiete fallen, als auch, daß die Kartierung der durch den „Atlas der deut schen Volkskunde" 1932 - 1936 in Oberösterreich gesammelten Materialien dieselben Verbreitungsge biete ergibt, wie sie durch die Bestandsaufnahme durch das Institut für Landeskunde ab 1950 festge stellt wurden. Sie haben also trotz der tiefgreifenden volkswirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Erschütterungen, die auch Oberösterreich während der dazwischen liegenden Kriegs- und Nachkriegs jahre betroffen haben, ihre Substanz bewahrt und berechtigen uns dadurch, mit ihnen als konstanten Werten zu rechnen. Aus der Betrachtung der Verbreitungsgebiete ergibt sich im weiteren aber auch, daß die Verhält nisse in den beiden Randzonen sehr häufig mit jenen in den unmittelbar anrainenden Gebieten der be nachbarten Bundesländer Niederösterreich und Salzburg korrespondieren, so daß sich dadurch Oberösterreich in seiner Gesamtheit als Kontaktzo ne zwischen den ost- und westösterreichischen Formlandschaften der Merkmale der österreichi schen Volkskultur ausweist und die Zentralzone im besonderen eine Art Pufferlandschaft zwischen die sen beiden großräumigen Gebieten bildet. Oder an ders ausgedrückt: daß dieses Zentralgebiet das Bett für einen mächtigen Strom von nach Osten, bzw. nach Westen tendierenden Verbreitungslinien (in unseren Karten ist dies jeweils durch die Richtung der die Verbreitungsgrenzen begleitenden Rich tungsstriche ersichtlich) bildet, an dessen beiden Ufern gewissermaßen die Brückenpfeiler der beiden großen Formlandschaften auflasten. Natürlich wendet sich angesichts einer derart markanten Situation das Interesse der Forschung so gleich der Frage ihrer Begründung zu. Fs ist nahelie gend, diese vor allem in der Geschichte des Landes und seiner einzelnen Teilbereiche zu suchen. Zwar ist, wie in allen deutschen und österreichischen Lan den im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, auch in Oberösterreich eine Fülle von verhältnismäßig klei nen lokalen Herrschaften nachweisbar, die sich ge genseitig abriegelten und dadurch u.U.auch zur Ent stehung räumlich begrenzter Varianten vor allem in der Sachkultur, etwa der Tracht und der Möbel kunst, beigetragen haben können, ohne daß dies bei der noch recht unzulänglichen Erforschung der Ge schichte all dieser Herrschaften heute schon klar er faßt werden könnte. Viel bessere Aufschlüsse ver spricht eine Konfrontierung der volkskundlichen Verbreitungsgebiete mit der etappenweise erfolgten politischen Geschichte des Landes, das nahezu tau send Jahre benötigte, ehe es allmählich zu seiner heutigen Verwaltungseinheit zusammengewachsen ist. Denn in diesem vielverzweigten und verschlun genen historischen Geschehen spielen auch die von uns oft genannten geographischen Barrieren: Hasel graben, Hausruck, Traun und Enns eine immer wie derkehrende Rolle, die in allen Einzelheiten im Rah men eines umfangmäßig notwendigerweise be schränkten Aufsatzes aufzuzählen allerdings zu weit führen würde. Es mag genügen, auf deren Wirksam keit in den Ereignissen der dynastischen Machtent faltung hinzuweisen, wobei wir den Forschungen von J. Zibermayer^'* und Fr. Pfeffer^^ folgen, ohne uns dabei auch mit all den Schlußfolgerungen zu identifi zieren, die sie aus ihren glänzenden Materialsamm lungen ziehen. Ihren Ausführungen zufolge zeichnet sich bereits während der römischen Besatzungszeit das Zentralgebiet von Oberösterreich zwischen der Traun und dem Hausruck durch die räumliche Erstreckung des Verwaltungsgebietes der Stadt Ovilava = Wels ab, während der spätere Mittelpunkt der frühchristlichen Diözese in Laureacum, dem heuti gen Lorch bei Enns, gelegen war. Um 700 n.Chr.fiel jedoch nicht nur diese christliche Metropole dem Ansturm der Awaren zum Opfer, sondern wurde auch die seit dem 6. Jahrhundert hier ausgebaute Herrschaft der Baiern so erschüttert, daß sie von der Enns bis über die Traun nach Westen zurückge drängt wurden. Die allmähliche Wiedergewinnung des verlorenen Bodens führte erst mit der Gründung der „Ottonischen Mark" (976), für die bald darauf die Bezeichnung „Ostarihhi" aufkam, zu einer neuen gefestigten politischen Verwaltungseinrichtung, die ihre Westgrenze nördlich der Donau am Haselgra ben, südlich derselben an der Enns hatte. Dadurch grenzte die Ostmark sowohl an den dem bairischen Herzogtum zugehörigen „Traungau", als auch süd wärts davon an die nach der oberösterreichischen Stadt Steyr benannte „Steirische Mark". Ab nun trat aber eine für die oberösterreichische Geschichte ent scheidende Richtungsänderung in der Ausbreitungs tendenz der Dynasten ein, die nicht mehr nach einem weiteren Vorstoß nach Osten, sondern nach einer Arrondierung der Ländereien im Westen strebten. Stationen dieses von den Babenbergern und ihren Nachfolgern, den Habsburgern, gleichermaßen an Über diese kulturgeographisch sehr eindrucksvolle Situation s. E. Burgstaller. Brauclitumsgebäcke und Weihnachtsspeisen. Ein Beitrag zur österreichischen Kulturgeographie. Linz 1957. Kap. ..Kulturgeographische Ergebnisse" 95 ff., ders.. Zur kul turgeographischen Brückenstellung des Zentralraumes von Oberösterreich. In: Studien zur Volkskultur. Sprache und Lan desgeschichte. Festschrift für Matthias Zender. Bonn 1972. l()6''ff. J. Zihermayer. Noricum, Baiern und Österreich. Lorch als Hauptstadt und die Einführung des Christentums. München 1944. Fr. Pfeffer, Das Land ob der Enns. Zur Geschichte der Landes einheit Oberösterreichs. Linz 1958.
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