üblich, daß die Kinder bis zu ihrem 14, Lebensjahr oder der Schulentlassung von ihren Paten an be stimmten Kalendertagen Geschenke erhalten. Viel fach bilden den Hauptbestandteil dieser Spenden traditionell geformte Gebäcke. In Oberösterreich gelten als Schenktage vor allem Allerseelen und Ostern, wobei für Ostern bis um 1950 noch nahezu allgemein, seither nur mehr sporadisch, drei ver schiedene Gebäcktypen verwendet wurden. In ei nem weiträumigen, von Niederösterreich her in brei ter Front einstreichenden Verbreitungsgebiet sind dies große hufeisenförmige „Kipfel", die mit einem sehr starken Häufigkeitsabfall jenseits von Haselgra ben und Traun im östlichen Oberösterreich verbrei tet sind. Der Westen hingegen bevorzugt, ebenso wie die angrenzenden Gebiete von Salzburg und Tirol, große Brezen (Karte 3).Zwischen den Verbrei tungsgebieten dieser beiden für die ost-, bzw. west österreichischen Verhältnisse typischen Gebäckfor men erstreckt sich, die gesamte Landesmitte erfül lend, als spezifisch oberösterreichisches Charakteristikum die Verwendung großer, „Schiedel" genann ter Spaltgebäcke.26 Aus dem Bereich der Volkskunst eignen sich je ne Motive zur Erfassung weiträumiger Verbrei tungsgebiete besonders gut, die funktioneil im Brauchtum verankert sind. Als Beispiele hierzu le gen wir die Kartierung der dem Komplex der soge nannten „Zweiten Bestattung" zugehörigen Aufstel lung von beschrifteten oder bemalten Totenköpfen in entsprechenden „Seelkammern" vor, wie sie im westlichen Österreich (Tirol, Salzburg) bis zum 2. Weltkrieg noch häufig, in Oberösterreich bis um 1965 in zahlreichen Orten beobachtet werden konn te.Seither sind auch hier über kirchlichen Auftrag die einst überreichen Bestände bis auf geringe Reste radikal ausgeräumt worden. Auf oberösterreichi schem Boden hegt das Verbreitungszentrum im süd westlichen Innviertel, doch muß im Hinblick auf Einzelvorkommen in Haslach, Atzbach und St. Wolfgang, bzw. den Schädelbestand in dem weltbe rühmten Karner von Hallstatt die ursprüngliche Verbreitungsgrenze als vom westlichen Mühlviertel über die Ostabhänge des Hausrucks in die westlichen Randgebiete des südlichen Teiles des Bezirkes Gmunden angegeben werden (Karte Wieder findet sich auch zu diesem Brauch ein im gesamten östlich des Hausrucks gelegenen mittleren und östli chen Oberösterreich reich belegtes Korrelat; Hier ist es nämlich üblich, die „Silbernen", „Goldenen" und „Diamantenen Hochzeiter" durch Überreichung ei nes Ehrenstabes auszuzeichnen, den sie bei der feier lichen Jubeltrauung mit sich führen und der ihnen bei ihrem Ableben entweder mit in den Sarg gegeben oder auf den Grabhügel gesteckt wird, wo er so lange bleibt, bis er den Einflüssen der Witterung anheim fällt. Die Zeugnisse über die typischen Verbreitungs gebiete der Merkmale oberösterreichischer Volks kultur wären unvollständig, wollte man nicht auch entsprechende Belege aus dem Bereich der soziolo gischen Verhältnisse und des Volksrechtes anführen. Für den Umkreis der ersteren ergeben sich entspre chende Einsichten aus der Kartierung der Namen der bäuerlichen Burschenschaften, für die in Ober österreich bis etwa 1948/49 noch rund 400 lokale Organisationen gezählt werden konnten. Heute wird man Mühe haben, noch ein Dutzend da von in Aktion zu finden. Wieder unterscheiden sich die westlichen und östlichen Landesteile grundle gend in den diesbezüglichen Traditionen (s. Karte 3)29. jrn westlichen Oberösterreich, mit Häufig keitszentrum in den drei Bezirken des Innviertels Braunau, Ried und Schärding und in den Bezirken Grieskirchen und Vöcklabruck im östlichen Vorge lände des Hausrucks (im westlichen Mühlviertel ist das Vorkommen dieser Verbände aus mündlicher Überlieferung bis zur Jahrhundertwende bezeugt) sind die sogenannten „Zechen" verbreitet. Ihr Name leitet sich her von der bei ihren Veranstaltungen üb lichen gemeinsamen Konsumation. In diesen immer als geschlossene Gemeinschaften auftretenden Ver bänden verbleibt die männliche Dorfjugend (mei stens nach einer einfachen Mut- oder Kraftprobe als Aufnahmebedingung) bis zur Verheiratung. Ihre Aufgabe sehen die Zechen in der bedingungslosen Verbreitungsangabe nach Karte „Ostergebäcke". Atlasv.OÖ., Bl. 52c; zur gesamtösterreichischen Verhreitung der einzelnen Gebäckformen s, Verf., Brauchtumsgebäcke, Karte 21, und ders.. Österreichische Festtagsgebäcke. Wien 1958. Karte 17. Abb. der betreffenden Gebäckformen enthalten Erläuterungs band III des Atlas von OÖ.. Linz 1971, und Verf., Festtagsge bäcke T. XXIX-XXXI. Zur Behandlung der exhumierten Schädel s. Verf., Schädelb'eschriftung und -bemalung in den österreichischen Alpenlän dern. Volkskunde im Alpenraum (Alpes orientales). Graz 1961, 71 ff. mit gesamtösterreichischer Verbreitungskarte (in der bedauerlicherweise die Eintragung des Vorkommens in Hallstatt, Oberösterreich, ausgefallen ist). Über gleichartige Bräuche im benachbarten Bayern s. H. Wolf, Bemalte Toten schädel und unbemalte Skelettreste in Beinhäusern und Seel kammern des Bayerischen und Oberpfälzer Waldes. In: Fest schrift 75 Jahre Anthropologische Staatssammlung München. München 1977, 175 ff. Verbreitungsangabe nach Karte „Totenbrauchtum". Atlas v. OÖ., B1.53d. Verbreitungsangaben nach Karte „Bäuerliche Burschenschaf ten". Atlas V. OÖ., Bl. 18d; Übersichtskarte über die gesamt österreichischen Verhältnisse in Erläuterungsband I. 143ff. Zur unterschiedlichen Struktur der Burschenschaften in den einzel nen Landesteilen s. Verf., Die bäuerlichen Burschenschaften in Österreich. Actes du IV^ Congres International des Sciences Anthropologiques et Ethnologiques Vienne 1952. Tom. III. Wien 1956, 206 ff.
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