derts — errichtet wurde; dieses aber war nachweislich noch zur Zeit Severins in Verwendung, kann also ohne Bedenken mit dem Boiotro der Vita gleichge setzt werden. 13 Fast zur selben Zeit konnte auch die Severinkirche nochmals archäologisch untersucht werden, wozu der Einbau einer Kirchenheizung Ge legenheit bot. Diesmal gelang die Sondierung römi schen Mauerwerks, was sogar eine relativ verläßliche Rekonstruierung des Grundrisses ermöglichte. Ge nau dort, wo sich der Mittelpunkt der neuentdeckten Kirchenapsis befindet, ist ein Reliquiar aus Kalk stein zu situieren, das Hörmann 1928/29 fand, aber für relativ jung hielt. Auch wenn der Behälter inzwi- /i ■ V Antiker (jetzt verschollener) Reliquienbehälter aus der Se verinskirche von Boiotro. Archivaufnahme 4. Die Verehrung Bisher herrschte vielfach die Meinung, daß es ei gentlich kaum eine echte und nachhaltige Severin verehrung gegeben habe, sondern daß der Heilige „immer eher eine Angelegenheit der Geschichtsfor scher und Akademiker" geblieben sei.i® Das trifft nicht zu. Ich hoffe, durch die Severin-Ausstellung 1982 in Enns sowie meine in Vorbereitung befindli che Severinmonographiei® den Nachweis liefern zu können, daß der Strom der Verehrung, mag er zeit weilig auch ziemlich schmal gewesen und mit ande ren Heiligen, etwa St. Wolfgang, nicht vergleichbar sein, doch nie wirklich versiegte. An dieser Stelle kann hierzu nur ein kurzer Aufriß geboten werden: Aufgrund seines exemplarischen Lebens als Christ wurde Severin unmittelbar nach seinem Tode als Heiliger verehrt. Das beweist schon der Um stand, daß man seinen Leichnam beim Abzug nicht zurückließ, sondern ihn als kostbare Reliquie mit nach dem Süden nahm. Die genaue Lokalisierung der bei Montefeltre in Norditalien erfolgten Beiset zung ist bisher nicht geglückt. M. E. kommt am ehe sten der nach Severin bekannte Monte di S. Severine unweit von S. Leo in Frage. Ein besonders starkes Indiz für die kultische Ver ehrung Severins ist die wenige Jahre darnach erfolg te Überführung nach Lucullanum, geschah sie doch auf Bitten der „Vidua Barbaria"'^, die nach unserer Auffassung die Mutter des letzten weströmischen Kaisers war. Auch Lucullanum ist nicht eindeutig identifiziert, muß jedoch unmittelbar bei Neapel ge legen sein, wie dies u. a. eine Stelle in einem Brief Gregors d. Gr.erkennen läßt.i® Antike Überreste auf dem Hügel Pizzofalcone machen es wahrscheinlich, daß dieser in das antike Lucullanum einbezogen war. 13 Die nächste Translation in das (später) nach Se verin benannte Kloster in Neapel bald nach dem Jahr 900^0 setzt voraus, daß der Kult des Heiligen leben dig geblieben war. Erst mit der Auflösung des Kloschen verschollen ist, muß man ihn aufgrund seiner Lage mit dem Altar der ersten Kirche in Beziehung bringen und darf sich in diesem Zusammenhang nochmals an die Stelle der Vita, die von den Johan nesreliquien handelt, erinnern.i^ Die Kette der Beweise ist damit geschlossen. Für die Interpretation der Vita darf man daraus einen methodischen Grundsatz ableiten. Man wird dem Werk des Eugippius überall dort, wo es tendenzneu trale Mitteilungen, die nicht der Verherrlichung Se verins dienen wollen, bringt, ohne Bedenken folgen dürfen, sofern nicht ein direkter Gegenbeweis vor liegt. B.. Christlein. Das spätrömischc Kastell Boiotro zu Passau-Innstadt, in: Vorträge und Forschungen Bd. 25 (wie Anm. 1) 9] — 123. i"* W. Sage, Die Ausgrabungen in der Severinskirche zu PassauInnstadt 1976, in: Ostbairische Grenzmarken 21 (1979) 5-48. 1® F. Schragl, Auf den Spuren des heiligen Severin, in: Jahrbuch der Diözese St. Pölten 1982, S.37 —45, hier 45. Erscheint im OÖ. Landesverlag mit Aufnahmen von Prof. Dr. E. Widder. 1' Vita Severini Kap. 46, 2. '8 Vgl. Anm. 24. " Aus den genannten Gründen scheidet wohl Puteoli/Pozzuoli aus den Identifikationsversuchen aus. Hierzu vorläufig S. Brunner, Das Leben des Noriker-Apostels St. Severin, Wien 1879, S. 163 - 166.
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