OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

berufsgeschichtlich von besonderer Bedeutung sind; die chronologisch geordnete Reihenfolge der Schul leiter und Lehrer (soweit die Namen ermittelt wer den konnten!) findet der Leser am Schluß dieser Ar beit als Anhang. Welche außerschulischen Pflichten — z. B. Kirchturmuhrrichten, Wetterläuten, Läuten für das „Taiding" (d. i. die Marktgerichtsversamm lung), Ein- und Ausläuten der „Freyung" (d. i. die Marktfreiheit) — der Schulmeister Johann Mad(t)er im Jahre 1673 zu verrichten hatte — und wie gering seine Einkünfte (jährlich etwa 6 1/2 Gulden) dafür waren, zeigt eine Urkunde des Marktarchivs^^^ aus der auch zu ersehen ist, daß 40 Häuser des Marktes Bürgerhäuser waren bzw. sind. In Marktarchiv-Urkunden aus den Jahren 1758, 1763 und 1766 bis 1778 wird der Präceptor Joseph Leonhart oder Leonhart Joseph Grueber meist als „Schuelmaister und Organist alhier" bezeichnet.^'' Ein aus seiner Amtszeit stammendes Schriftstück (de dato 25. Juli 781) teilt uns mit, daß damals der Marktrichter Anton Stölzl „weltlicher Schulaufse her" der Trivialschule (Trivium d.s.die Gegenstände Lesen, Schreiben und Rechnen) in Oberneukirchen war.'® Aus der alten Oberneukirchner Volksschul chronik'® kann man entnehmen: Leonhard Grueber muß ein guter Musiker und Orgelspieler gewesen sein, was man aus seinen handgeschriebenen Noten schriften schließen kann, die noch vorhanden sind'^ ... Er dürfte mit seiner großen Kinderschar'® in bit tere Not gekommen sein, zumal in jener Zeit, da es noch keinen Schulzwang gab, bei der kleinen Schü lerzahl und dem niederen Ausmaß des Schulgeldes das Schulerträgnis ein kaum nennenswertes war; aber auch das Einkommen aus dem Mesner- und Organistendienste, womit eine Naturalsammlung von jährlich 6 3/4 Metzen Korn, 12 3/4 Metzen Ha ber, 13 Ridl und 43 Pfund Flachs, 247 Stück Eier, 1 Laib Brot von 12 Pfund Schwere und 47 Kreuzer in Bargeld verbunden war - aber auch dieses Einkom men war so bescheidener Art, daß es fast unglaublich scheint, wie eine so zahlreiche Familie mit kaum 100 fl Stolgebühren und wenigen Gulden von Stif tungsgenüssen leben konnte, ohne nicht manchmal der bittersten Not zu verfallen. Daß dieses auch wirklich der Fall war, geht aus einer „kommulativen" Eingabe der beiden Schulmeister Lukas Sampekh in Gramastetten und Leonhart Grueber zu Oberneu kirchen an die oberösterreichische Landeshaupt mannschaft ganz deutlich hervor. In dieser Eingabe sagen sie: Wir Beyde Schullmeister Lukas Sampekh zu Grämmästetten, und Leonard Grueber zu Oberneukirchen, seind durch die Beschehene Auspfärung in solche umstände versezet worden, welche uns den ferneren nothwendigen und hinlänglichen unterhalt nicht mehr hoffen Lassen. Es entgehet uns an der gewöhnlichen Sammlung des Korn, Haber und Harr, von welcher wir sammt unseren Hausge nossen daß ganze Jahr hindurch am Meisten leben mäßen, ein so großer Theill, daß wir dem ser Merklichen mangel unserer Nothwendiger Nährung unmöglich entgehen Können, Zumahl Bey dem Auspfärungsgeschäft sich für uns von anderer Seithen Kein Zuwachs eines einzigen er träglichen Hauses ergeben, und die Stohl-Gefähl Ohne diss nur eine Zufähliche sache ist, bei allem dem aber doch die gleichen Schuldigkeiten mit Anderen Schulmeistern zu tragen haben. In Anbetracht dessen gelanget an Euer Hochgräfliche Exelenz etc. unser unterthänig gehorsambstes Anlangen und Bitten, Hoch dießelbe geruhen gnä digst zu bewilligen, daß wir, wie Vorhin, die gewöhnliche Sammlung auch bey denen aus gepfärten Häusern annoch vornehmen und einheben derffen, wohin wir uns unter thänig gehorsamst Empfehlen. Dieses Gesuch wurde mit folgendem Bescheide erle digt: Wiederum hinauszugeben und wil man hierauf bewilli get haben, daß Respectu deren ausgepfarten Häußern, die Vorhinige Sammlung dem alten Schulmeister ad dies vitae Verbleiben, dagegen die Stollerträgnuß hie von dem neuen überlassen werden solle. Fr. K. K. Landeshaupt mannschaft Linz, den B.November 1776. Balthasar v. Mor m. p. /. 4. Zwei Schulbauten innerhalb von vier Jahrzehn ten Über die mehr als ein halbes Jahrhundert umfas sende Amtszeit des Sohnes und Nachfolgers Leon hard Grubers, des Schulmeisters Johann Jakob Gru ber (1782 bis 1835), die durch zweimaligen Schul hausbau (1796 und 1834) für fast hundert Jahre be deutungsvoll wurde, läßt sich infolge der größeren Zahl der (besonders im Marktarchiv) erhalten ge bliebenen schriftlichen Nachrichten ein genaueres Bild gewinnen, als dies bei seinen Vorgängern mög lich war: Aus dem Jahre 1786 berichtet „Bescheunung" (Bescheinigung) Nr. 1, daß der „Schullmaister und Meßner Johann Grueber . . . Vor Uhrrichten, und Samstagiges Roßenkranz Leuten" insgesamt 13 fl erhielt. 1792 bekam er für dieselben ganzjährig zu leistenden Verrichtungen 19 fl 20 Xr.'® '3 LA, MA. O, Sch 12, Fol. 241. "» LA, MA. O, Handschrift (HS) 48, Fol. 87 und Sch 13, Fol. 8, 39, 79, 100 ff. LA, MA. O, Sch 45, Fol. 1. Einzelteile daraus, z. B. der hier zitierte, sind abschriftlich noch vorhanden. Wir bringen den folgenden Text wörtlich, weil er ei nen instruktiven Einblick in die Lehrersituation des 18. Jahr hunderts vermittelt. Diese Notenblätter sind jedoch - vermutlich beim Kriegsende 1945 — gemeinsam mit der Festl-Chronik verschwunden. Laut den Matriken-Eintragungen: elf; sein Vorgänger Strei cher hatte neun. Beide Angaben: LA, MA. O, Sch 13. Fol.279.390.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2