OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

richten gefunden werden.® Der älteste bekannte ur kundliche „Existenznachweis" der Oberneukirchner Schule stammt aus jener Zeit, in der die ursprünglich katholischen Schulen in vielen Gegenden allmählich von den Protestanten übernommen und mehrere Jahrzehnte hindurch beherrscht wurden: er ist ein mit 25. Juli 1522 datierter Stiftbrief aus dem Archiv des Klosters Wilhering, der besagt, daß ein mit dem vom Bürger Michael Richter geschenkten Haus'' verbundenes Frühmeßbenefizium unter anderen Gütern auch mit dem Schulgarten dotiert (d. i. ausge stattet) wurde, der an die Schule stößt.^ 1. 2. Die Oberneukirchner Schule in den Reforma tionswirren Der Historiker Jodok Stülz^ schildert, wie in der Reformationszeit (also im 16. und im angehenden 17. Jahrhundert)'die religiösen Sitten auch im Wilheringer Wirkungsbereich - trotz der Bemühungen des Passauer Bischofs und der Wilheringer Äbte - zuse hends verwilderten; er schreibt zwar nichts vom da maligen Schulwesen, weist aber ausdrücklich auf die in den Pfarren Gramastetten, Leonfelden, Ottens heim, Zwettl und Oberneukirchen damals herr schenden Mißstände und Unsitten hin, und wir kön nen uns vorstellen, daß während der Amtszeiten ei niger der von Stülz erwähnten Oberneukirchner Pfarrherren — Johann Geyer (1526), Wolfgang Neydegger (1526 — 1544), Siegmund Lichtensteiner (1561 - 1564), Paul Treppa (nach 1564), Leonhart Bruckner (etwa 1595), Johann Albertus (1596), Jo hann Reichart Wirrich (1598), Thomas Mayr (1598/ 99), Wolfgang Oder (1600), Jakob Gennewein (1614), Georg Schelshorn (1616/17), und Johann Neidhart Faber von Würzburg (1624 — 1640) — nicht nur unkatholische Lebens- und Gottesdienstformen (Priesterehe, Abendmahl in beiderlei Gestalten . . .) gepflegt wurden, sondern daß auch nicht wenige der damals amtierenden, ohnedies von den Pfarrern ab hängigen und (seit der Reformation) vom Marktge richt (auf gegenseitige Kündigung) angestellten Schulmeister evangelisch waren. „Bestimmt war dies" — so liest man in einem der Oberneukirchner Volksschulchronik beiliegenden, aus dem alten (1945 verlorengegangenen) Chronikbuche^® stam menden schulgeschichtlichen Exzerpt — „bei jenem Lehrer der Fall, der in den Jahren 1616 bis 1628 in Oberneukirchen wirkte; denn in einer diesbezügli chen Urkunde, die sich ... im Stiftsarchiv von Wil hering befindet, heißt es: „Irrung zwischen Kloster Wilhering und Oberneukirchen in Betreff des Schul meisters. Der Magistrat behauptet vollkommene Jurisdiction in allem, was die Kirche nicht angeht. In der Kirche hat der Pfarrer zu befehlen. Allein, da der Magistrat lutherisch und der Schulmeister ebenfalls, so wollte der Schulmeister sich der Kirche nicht fü gen und der Magistrat ihn dazu auch nicht anhal ten. Nach Beginn der Gegenreformation unter Kaiser Ferdinand II. (etwa 1624) wurden die Schulen nach und nach wieder mit katholischen Schulmeistern be setzt. Der erste wirklich katholische Pfarrer von Oberneukirchen und Zwettl nach der Glaubensspal tung, Johann Neidhart Faber (1624 — 1640), bemüh te sich - trotz der im Dreißigjährigen Krieg herr schenden Not und Verwirrung-nach besten Kräften und sogar unter Lebensgefahr das katholische Glau bensleben (natürlich auch in der Schule, hier beson ders durch Einführung des vom Jesuiten Petrus Canisius verfaßten Katechismus') wieder zu beleben und zu stärken. Daß seine Bestrebungen und die sei ner Amtsnachfolger Wolf Kleindienst (ab 1640), Bonifaz Bronwarth (bis 1647), Friedrich Emmer (nach 1647) und Augustin Kempf {1652 - 1657) vorläufig nur Teilerfolge zeitigten, beweist die Feststellung, daß zu Ostern des Jahres 1657 von 1071 kommu nionfähigen Personen der Pfarre nur 313 erschie nen.Auf (Jeu Schulbetrieb, der nun wieder unter dem Patronat und der Aufsicht des katholischen Pfarrers stand, dürfte sich diese vorwiegend passive Resistenz kaum mehr stärker ausgewirkt haben, be sonders vom Jahre 1639 an, ab dem nur mehr katho lische Schulmeister in den 1625 beginnenden Ober neukirchner Pfarrmatriken oder in anderen Ouellen aufscheinen. 1.3. Pflichten und „Lebensstandard" damaliger Schulmeister In den folgenden Text wurden nur noch jene Schulmeisternamen aufgenommen, die schul- oder ® Allgemeine Aufschlüsse über die jahrhundertelang sehr karge, zu Nebenbeschäftigungen (Gastwirt. Schuhmacher. Weber. Gelegenheitsmusikant. Marktschreiber . . .) zw ingende ..Be soldung" der Lehrer, ihre enge Abhängigkeit von den Pfarrher ren usw. könnte der interessierte Leser aus dem genannten Werk Dr. Schiffmanns gewinnen. Manche Einzelheiten hier über sind aber auch in der folgenden, allein die Oberneukirch ner Schule betreffenden Geschichtsskizze enthalten. ' „Frühmesserhaus", dzt. westlicher Teil des Doppelhauses Oberneukirchen Nr. 2/3, das ist: des Kaufhauses Viertbauer. ® Vgl. Schiffmann, Schulwesen, S. 64; außerdem Erwähnung in einem in der Volksschule Oberneukirchen vorliegenden Ma nuskript (Exzerpt aus der von Oberlehrer Festl — s.d.-verfaß ten Schulchronik). ® Jodok Stütz, Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering, Linz, 1840. —Oberneukirchen gehört seit 1242 zum Bereich des Stiftes Wilhering. Von Oberlehrer Festl 1861 bis 1886 angelegt, von VD Flelene Winkler zum Teil rekonstruiert. Vgl. hiezu Schiffmann, Schulwesen, S. 94. Siehe Stülz, Wilhering, S. 345 und 346.

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