OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

bauet; da sie doch die Wohnung, armer auf alle irdi sche Größe u Bequemlichkeit, Verzicht leistender Brüder seyn sollten? Wird man mit Glück, Aufopfe rung u Entsagung dem Bedrängten predigen kön nen, wenn man selbst in seinem Leben kein Beispiel davon giebt?" 76; Schließlich wecken die Burgen und Ruinen der Wachau Erinnerungen „an jene riesige, aber unge rechte und despotische Zeit, in welcher mehr Will kühr u Gewalt, als Recht und Gesez herschten. Der Wille der Herrn, war für den Knecht das einzige Ge3. Biedermeierliches Wo könnte sich das Genügsam-Geruhsame, die Sehnsucht nach Zurückgezogenheit, Privatleben und den kleinen, resignierenden Freuden des Lebens besser manifestieren als in einem reichlich und gut gedeckten Tisch? - Exemplarisch sei im folgenden die schlicht-behagliche Lebenshaltung des Bürgers der Vormärzzeit auf kulinarischem Gebiet aufge zeigt. 2; „In Sickardtskirchen erquickte uns ein frugales Mittagsmahl." 3: „In St Pölten nahmen wir eine gut bereitete Mahl zeit beim Hirschen." 24: „Das Bier äußert auf das menschliche Gemüth einen wohlthätigen Einfluß." 31: „Die Wirtin hatte alles, . . . besonders aber kälberne Schnitzel im Überfluße bereitet (in Ebensee)." 34: „Abendessen und Nachtquartier in Ischl waren gut." 40: „Ein gutes Mittagessen war es, wonach uns in Hallstadt am meisten für den Augenblick verlangte, welches Verlangen die Wirthin sogleich, weil es menschlich war, mit guten Fischen erfüllte." 49: „Wir aßen noch beim Wirthen (in Hallstatt?) gu te Speckknedel und Reinanken," . . . 54: „Wir genoßen (in Gmunden, Hotel Schiff?) Händel, Fische und Griesschmarn." 68: „In Ebelsberg gute Traunkrebse gegessen." 71: „Gebratene Händel schmeckten königlich." Wenn auch das Biedermeier eine Synthese zwi schen Ideal und Realität herzustellen versucht und vorübergehend zu einer Harmonisierung beider ge langt, wird doch der Gegensatz Wunschbild — Wirk lichkeit als präsent empfunden und auch eingestan den. In dieser Sphäre leuchtet uns schon das Mor genrot des Poetischen Realismus entgegen, der das Leben unverfälscht aufzeigen will und so sein Auge auch von der sozialen Not des Mitmenschen nicht verschließt. 4. Der Soziale Aspekt 32, 33: „Gegen Abend . . . aßen wir von den Schnit zeln u theilten besagtem Mann (einem Steinhauer auf dem Weg von Ebensee nach Bad Ischl), den nur selten, nach seiner eigenen Aussage, ein Stückchen Fleisch erfreut, von unserem Vorrathe mit. Wie ver gnügt mag er diesen Leckerbissen, wofür er ihn ge wiß hielt, mit seiner Frau bei einem Glas Bier ver zehrt haben!" Aber auch Spannungen zwischen Stadt- und Landbewohner kündigen sich bereits an; sie sollten auf dem Gipfel der Industrialisierungswel le — bis in unsere Tage — zu einer Landflucht ohne gleichen und zu einem Überquellen des Moloches Stadt führen . . . „Vergnügter würde auch dem Städ ter das Leben dahinfließen, wenn er nicht von Ju gend auf verwöhnt, und mehr an einfache Nahrung gewöhnt würde; so aber lernt er tausend dem Landman unbekannte Bedürfniße kennen, die ihn am En de, wenn er sie nicht befriedigen kann, mißvergnügt und unglücklich machen." 39, 40: Ähnliche Gefühle des Mitleids mit der Not des Nächsten werden bei der Besichtigung des Gosauzwanges wach; . . .„wir bedauerten inig: daß die sen Leuten (gemeint sind die Knappen des Hallstätter Salzbergwerkes), welche für so viele tausend An dere die nöthigste Würze der Speisen, Salz, bereiten, ein so ärmliches Loos gefallen. Achtzehn bis zwanzig Kreutzer Münze ist ihre tägliche Besoldung, welche sie nebst Butter u Mehl um einen geringem, als den gewöhnlichen Marktpreis, vom Kaiser für ihr Leben, ihre Freiheit erhalten. Und dennoch haben sie eine solche Vorliebe für ihr einsames und abgeschiedenes Leben, daß sie in grö ßern Städten Heimweh und eine namenlose Sehn sucht nach den gewöhnten Bergen ergreifet." Es bleibt noch festzuhalten, daß es dank günsti ger Umstände nach rund 160 Jahren möglich wurde, diese aus der Sicht eines sicherlich gebildeten und sprachlich gewandten Menschen des Frühbieder meier liebevoll erstellte Reiseschilderung einer in teressierten Leserschaft zugänglich zu machen. Da mit wird zugleich ein Einblick in die „Steinzeit" des vom Bürgertum getragenen oberösterreichischen Fremdenverkehrs gegeben. Personenregister Apold, Oberamtsrath: 53 (aus Hermannstadt gebür tig) Aweger, Herr: 25, 52, 53 (aus Gmunden) Charlotte*): 5, 60, 62 Chmell, Professor: 63 Ernst, Herr: 59

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