OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

sehen dieser Aussage und der Fortschrittsgläubigkeit des späteren 19. Jahrhunderts! 69: Gegen Ende der Erzählung scheint die Synthese zwischen Natur und Menschen mit einem Hauch von Pantheismus erreicht; nämlich „daß Alles in der Na tur .. . einen besonderen Gedanken des Schöpfers für uns darstellt. Die Natur ist demnach das größte untrügliche Buch, aus welchem wir göttliche Weiß heit lernen sollen". . . (vergl. L. v. Beethoven: „Die Ehre Gottes in der Natur"!) Zeigen uns schon die letzten Zeilen, daß die Ro mantik nicht bloß eine ästhetisch-philosophische Bewegung - ein Dichten und Träumen abseits von Zeit und Wirklichkeit — darstellt, so mögen uns die folgenden Betrachtungen verdeutlichen, wie stark die Frühromantik von den umwälzenden Erschütte rungen der Französischen Revolution und ihren Fol gen ergriffen worden war. So ist ihr Wirken eine Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist und wird da durch zu einem eminent politischen Problem. Dieses bleibt jedoch eingebettet in der völligen Poetisierung des Lebens, die manche erstarrten Traditionen neu zu beleben versucht. 2. Liberalismus und Republikanertum 3: Im Kampf zwischen der aufgehenden Sonne und den dichten Morgennebeln sieht der Verfasser „ein Bild der gegenwärtigen Zeit, in welcher die Finsterniß das hervorbrechende Licht des Geistes verdrän gen und die Völker in einer gewißen Dunkelheit fest halten will . . . Nur getrost! wie heute die Sonne, so wird einst das Licht auch siegen und freier auf seiner Bahn einherschreiten als jetzt. 4: Ironie und Spott gegenüber der Restauration schwingen in der Schilderung der Bauern aus Melk mit, die mit gezogenem Hute dem Wagen des Kron prinzen nachrennen; . . . „die ihn im Vorbeifahren gesehen, schätzten sich glücklich: ihren künftigen Gebieter in jener durchlauchtigen Person erblickt zu haben." 7." Nichts von ihrer Gültigkeit hat die folgende Fest stellung eingebüßt, . . . „mit den frischen Kleidern auch eine andere Gesinnung anlegen zu können, was alle feinen Polytiker so trefflich verstehen." 8, 9: Nach allgemeinen Betrachtungen über die Ver gänglichkeit des Lebens der Menschen wird gegen die Privilegien der Aristokratie polemisiert.. . . „Der Lfnterschied der Menschen im Leben ist nicht so groß, ... er besteht nur in einem mehr oder minder glänzenden Namen, den mancher Hochgeborene thatenlos schon bei der Geburth empfängt." 22: Innerhalb der Mauern des Stiftes Kremsmünster sollen „bisweilen Seufzer gegen das verdammte Cölibat gehört" worden sein; sie seien durch den Wunsch veranlaßt worden, „die verrückten Grenzen der Natur bald wieder hergestellt und die allgemeine Freudenquelle auch für sie fließen zu sehen." 28: Antikatholisch gibt sich der vermutlich prote stantische Schreiber, wenn er die Gedanken des Rit ters, der seine Geliebte hinter den Mauern des Non nenklosters Traunkirchen wähnt, transparent macht . . . „ob wohl jene Kirche die wahre sey, welche das vermeinte Lebensglück der Sterblichen gegen die Vaterliebe Gottes, tyranisch zerstöhret und die Menschen durch Büssen und Entsagen dem Himel zuführen will?" 38, 39: Beim Anblick der einfachen Konstruktion der beiden Pfeiler des Gosauzwanges assoziiert der Verfasser, daß er „ihnen eine weit längere Dauer, als jenen verwickelten Constitutionen zuschreiben mögte, welche aus einer kranken Mutter - der Lei denschaft — geboren, noch vor ihrer vollen Entwick lung in ihr voriges Nichts zurückkehren." 54, 55: Verdauungsprobleme werden in Relation zu politischen Spannungen gesetzt: „Wie zu keiner Zeit feindliche Parteien in einem Staate sich friedlich ver tragen, sondern Unheil und Aufruhr so lange erre gen, bis die gährende Masse hinausgeworfen und das Land nur friedlichen Bürgern eingeräumt wird . . . wie jede Rewolution Veränderungen mit sich füh ret" . . . 65: Beim Abstieg von der Ruine Wildberg bricht eine typisch, biedermeierliche Geisteshaltung - die Angst vor der Tat - ganz offen hervor. . . „So steiget mancher Mensch durch verschiedene Kräfte so hoch empor: Daß er nimer ohne Gefahr mit Ehren herab kann ; sondern einen Sturz macht, der um so tiefer ist, je höher er gestanden." - Hier drängt sich geradezu Franz Grillparzer „Der Traum, ein Leben" (1834) „Und die Größe ist gefährlich Und der Ruhm ein leeres Spiel; Was er gibt sind nicht'ge Schatten, Was er nimmt, es ist so viel." als Parallelismus auf! 72: Hochpolitisch wird eine Aussage, hervorgerufen durch den Genuß bayrischen Biers, das man auf von Bayern kommenden Schiffen und Flößen erhielt und dessen bitterer Geschmack charakteristisch für jedes gute Hopfenbier ist. . . „In Österreich liebt man aber das Bittere, so wie in Allem, auch im Biere nicht, wenn's gleich natürlich ist; sondern man mäckelt und pantschet so lange daran, bis es seine wahre Natur verloren -" . . . 75, 76: Unverständlich ist dem auf einem Floße („Ulmer Schachtel") die Donau abwärts Reisenden der Glanz und Prunk des Stiftes Melk! - „Warum hat man die Klöster meistens so groß u imposant er-

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