OÖ. Heimatblätter 1982, 36. Jahrgang, Heft 1/2

aufgehenden Sonne, und bildeten einen Vorhang, welcher die Ankunft des Leben spendenden Sonnengott's bescheiden verbarg, um ihr dan, gleich dem stillen Wirken kluger Männer, in seiner milden Thätigkeit auftretten u erscheinen zu lassen. Nur müh sam konnten wir die an beiden Ufern liegenden Or te, an denen die Donau vorüberströmt —klein u groß Pechlarn, in der Dämerung ausnehmen. Besser nah men sich die alten Schlößer, Lubereck u das unweit davon stehende Schloß Weideneck aus, beide so, wie ihre meisten Geschwister, auf hohen Felsen stehend. Leztern gegenüber prangt das herrliche Kloster Mölk, welches einen eignen Besuch verdient, den wir jedoch vom Floße nicht machen konnten. Wenn die Gesinnung seiner Bewohner, dessen Pracht u Größe entspricht, so müssen nicht schwache Sterbliche, sondern Halbgötter diesen königlich aufgeführten Palast bewohnen. Warum hat man die Klöster mei stens so groß u imposant erbauet; da sie doch die Wohnung, armer, auf alle irdische Größe u Bequem lichkeit, Verzicht leistender Brüder seyn sollten? Wird man mit Glück, Aufopferung u Entsagung dem Bedrängten predigen können, wenn man selbst in seinem Leben kein Beispiel davon giebt? Hinter Mölk bis Stein ist die Gegend sehr roman tisch: Berge erheben sich von beiden Seiten der Do nau mit abwechselndem Grün, von Tanenwäldern, zum Theil auch mit Weinreben und Nußbäumen be wachsen, zwischen welchen hier eine Winzerhütte dort ein Jägerhaus freundlich hervorblickt. Nicht wenige Ruinen verfallener Burgen dienen dazu: die Phantasie in dieser Gegend besonders anzuregen und an jene riesige, aber ungerechte und despotische Zeit zu erinern, in welcher mehr Willkühr u Gewalt, als Recht u Gesez herschten. Der Wille der Herrn, war für den Knecht das einzige Gesez. - Von diesen Burgen bemerkt man zuerst das Gemäuer, von Schönpichl u links Erhersdorf, bei Aggsbach von Schloße gleichen Namens, bald darauf das Raub nest Aggstein, einst von dem berüchtigten Schrekkenwald bewohnt. Unter Schwatenbach links läuft am Abhänge des Berges die sogenannte Teufels mauer vom Ufer der Donau den Berg hinauf, in einer Höhe von 1-3 Klafter. Die gemeine Sage ist: Der Teufel habe hier die Donau durch Aufführung dieser Mauer sperren u eher fertig seyn wollen, bevor der Hahn, welcher auf dem Kirchthurme am jenseitigen Ufer steht, dreimal krähen würde. Allein ehe der be hörnte König zur Hälfte mit seinem Werke fertig war, krähte der Hahn und brachte hiedurch den ohn mächtigen Prahler so auf, daß er ihn mit einem Pfeil durchschoß, der auch noch im Hahn steckt. Jene Kir che soll einst ein Wallfahrtsort, und darum dem Teu fel ein Greuel gewesen seyn. Zur Vernichtung dieser Kirche sollte die Sperrung des Stromes seyn. Wir fuhren beim Flecken Spitz, beim Ort Arnsdorf u beim Markt Wesendorf (Wösendorf oder Weißkir chen?) vorüber u kamen bald zu den Resten des Schloßes Dürrenstein, welches einst den König Ri chard Löwenherz, lange gefangen hielt. Ein neues Schloß steht auf einem schroffen Felsen dicht an der Donau, unterhalb diesem ist das gleichnamige Städt chen. Eine Strecke abwärts erreicht man rechts Mau tern, welches durch eine 21 Joch lange Brücke mit Stein zusammenhängt, das aus zwei an der Donau hinlaufenden Reihen Häuser besteht. Hier landete unser Floß, und uns war vergönnt, von 11 - 12 Uhr in einem netten Gasthause einen Caffe zu trinken, wie auch einige Fäßchen Kremser Senf, für Verehrer desselben zu kaufen. Stein hängt durch eine Reihe Häuser, welche längs der Allee hinführt, mit der eine 1/4 Stunde unterwärts gelegenen Stadt Krems zusamen. Jene Häuserreihe führt den Namen Und, da her jene Frage: Wie Stein u Krems drey Städte Seyen? Nach 12 Uhr stießen wir vom Lande u erreichten bald Hollenburg — hier verliert nun die Gegend ihre Anmuth, die Berge entfernen sich immer mehr u die Fläche dehnt sich, so wie das Bett der Donau ins Breite aus; Auen stellen sich vor, und neben, dem Blicke entgegen, und machen das Ganze einförmig. So fuhren wir auf dem ebenen Spiegel des Stromes bei Zwentendorf vorüber bis in die Gegend von Tuln, wo wir in einer Au am jenseitigen Ufer um 5 Uhr landeten und durch die Gebüsche, im tiefen Schlaifie watend, ein Dorf suchten, um uns in einem guten Bette für den großen Abbruch der vorigen Nacht, entschädigen zu können. Nach langem Hinu Her-Suchen kamen wir endlich bei einbrechender Nacht im Dorfe Neuäugen an. Ein elendes Wirthshaus nahm uns Alle, die wir vom Floße gekoifien, in seinen engen Mauern auf; nur für wenige Gäste eingerichtet, konte der Wirth nicht mehr, als drei Better hergeben, in welchen die zwei Mädchen, H Stetter, Heinrich u Fritz Eurich sich hinlegten; wir übrigen mußten, da der grobe Wirth kein Stroh ins Gastziifier wollte tragen laßen, in der Scheune unter Handwerksburschen gemengt, schlafen. Roh wie die meisten, waren auch die Sitten u Gespräche, dieser ungesuchten Reisegefährten,

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