OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

minösen Titel: „Der Reichskommissar für die Wie dervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich - Stab — Stiilhaltekommissar für Vereine, Or ganisationen und Verbände" und den sattsam be kannten Adler.) Gerichtet ist dieses Schreiben an den Oberösterreichischen Kunstverein, Domgasse 14 (Kanzlei von Dv.Schuh, dem damaligen Sekretär; d. Verf.) und teilt mit, daß der Kunstverein aus dem Vereinsregister gelöscht (v. Verf. gesp.) ist. Demnach existiert der OO. Kunstverein von 1851 seit diesem Zeitpunkt nicht mehr. Der 1948 von dem Maler Franz Zimmermann neuerstellte Oberöster reichische Kunstverein ist, laut Vereinsregister, ein Nachfolge verein. Im Proponentenansuchen (nur Zimmermann als Einzelperson!) wird ausdrücklich die Neugründung betont. Eine Eingabe an die Sicherheitsdirektion vom Jahre 1950, den alten Verein (von 1851 d. Verf.) Wiederaufleben zu lassen, wurde aktenmä ßig nicht erledigt. 2. Erster Jahresbericht des OÖ. Kunstvereines über das Jahr 1851 (Der im folgenden erstmals veröffentlichte voll ständige Bericht des Sekretärs des Oberöster reichischen Kunstvereins Josef Edlbacher"^ folgt wortgetreu der auf neun Ingres-Bogen von grünli cher Farbe niedergelegten Handschrift im Archiv des Oberösterreichischen Kunstvereins im Ober österreichischen Landesarchiv in Linz-Sch 1 -und entspricht in wenigen Passagen des Anfangs dem von Edlbachcr für vorgesehene Vereins-Agenten verfaßten Schreiben vom 16. April 1851, das bei der konstituierenden Sitzung am 17. April 1851 vorgelesen und beschlossen und von Alexander Nicoladoni 1911 gekürzt publiziert wurde. Der Be richt selbst liegt dem Protokoll der 1. Generalver sammlung vom 12. Februar 1852 bei. Die neun Bo gen sind jeweils senkrecht gefaltet, die rechte Hälf te einer Seite ist beschrieben, die linke für wichtig scheinende Heraushebungen des Inhalts verwen det. Die Rechtschreibung der Originalhandschrift wurde wegen des Zeitkolorits beibehalten, ledig lich allgemein unverständliche Kürzel in Klam mern ergänzt, oder auf eine zu abweichende Or thographie, die offensichtlich auf Edlbachers Schreibflüchtigkeit zurückgeht durch (!) hingewie sen. Die größeren Zeilenabstände nach den einzel nen Absätzen und die kursiv gesetzten Ziffern kennzeichnen die Seiten der Handschrift; ihr opti scher Eindruck ist im nebenstehenden Faksimile ersichtlich. Wortergänzungen und Sperrungen stammen vom Verfasser.) Edlbacher (geb. 1817 in Grünburg, gest. 1868 in Linz), k.k. Statthaltereirat. 1834/35 und 1835/36 Gymnasium Kremsmünster; juristische Studien; seit 1841 beim Stadtund Landrecht in Linz; 1847 städt. Konzipist; 1849 Sekretär und Referent der Grundentlastungskommission, Statthalte reirat; 1851 Mitbegründer und Sekretär des OO. Kunstverei nes in Linz; dilettierender Zeichner und Lithograph. Vgl. Krakowizer. Linz — Passau 1931. S. 396. — Österr. Bio graph. Lexikon. Bd. 1, S. 218. — Justus Schmidt: Linzer Kunstchronik. Linz 1952. S. 332, 333. — Edlbachers Text zeigt deutlich, daß er mit Stifters Gedan kengut vertraut war (vgl. S. 15,19,22), möglicherweise unter dem persönlichen Einfluß des Dichters stand (beide hatten die Statthalterei als Dienstplatzl), obwohl in Stifters Schrif ten Edlbacher nicht erwähnt wird. Sein Name taucht nur ein mal auf in einem Schreiben des Malers Fischbach an Stifter (vom 19. 7. 1853 aus Salzburg; vgl. Stifter-Almanach 1953. Innsbruck 1953. S. 124f.) —. Erst ab Juni 1854, als Stifter Ko mitee-Mitglied wird (und später Präsident-Stellvertreter), ergibt sich eine engere, vom Dichter aus distanzierte, Zu sammenarbeit. „Bericht des Sekretärs des oberöst. Kunst vereines über das Wirken desselben im ersten Jahre seines Bestehens 1851 /. Bogen, S. I Einleitung Die Kultursgeschichte aller Nationen prägt sich lebendig aus in ihren Kunst denkmälern; es ist keine unrichtige Behauptung, von dem Grade der Entwiklung (.') des Kunstlebens auf die Bildungs und Sittenstuffe (!) eines Volkes ei nen sicheren Rückschluß ziehen zu können. - Der hohe Einfluß, welchen die bildende Kunst auf Veredlung des Geschmakes (!) und wahrer Bildung auf Empfänglichkeit für das Schöne und Erhabene im reichlichsten Maße ausübt, war auch in Oberöstefeich wohl schon längst zum Verständnisse gekoifien; nur gab sich dasselbe, so mancher schöne Inhalt von Privatsarhlungen, so mancher Schmuk (!) der Gottestempel bezeugt die Wahrheit des Gesagten, es gab sich

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