OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

einen -die Vereinigunghatte sich noch im Jahre 1851 zerschlagen und beide Vereine traten wieder geson dert in Erscheinung®^ —orientierten, ja sogar diesel ben Bilder für die Linzer Ausstellungen haben woll ten, die in Wien gezeigt wurden, wie die „Schlacht von Custozza" von dem Münchner Adam, wofür ein Schreiben an Bayerns König Ludwig 1. ging.®® Auch die Bilder des Fürsten Rohan, die in Linz groß ange kündigt wurden (vgl.: Linzer Zeitung Nr. 152,27. Ju ni 1852, S. 604) waren zuerst im älteren Wiener Kunstverein ausgestellt gewesen.®® Wie zu ersehen ist, war die „Selbständigkeit" des oberösterreichischen Kunstvereins gar nicht so selb ständig, denn ohne die Hilfe und das Vorbild der größeren Kunstvereine hätte er wahrscheinlich gleich nach dem ersten Jahr seine Aktivitäten wieder einstellen müssen, da die 144 Mitglieder und die 473 Teilnehmer (mit zusammen 527 Aktien), also eine Gesamtzahl von 617^° Mitgliedern und Teilnehmern in ganz Oberösterreich den Verein schon finanziell nicht hätten tragen können. Verglichen mit anderen ungefähr zur gleichen Zeit in Linz existierenden Vereinen, von denen die größten der Industrie- und Gewerbeverein (allein in „Linz im Mühlkreise" 347 Mitglieder), der Verein gegen „Thierquälerei" (2270 Mitglieder) und die Land wirtschaftsgesellschaft in Oberösterreich (1831 Mit glieder), die zum größten Teil aus ihrem Mitglieder stand mit zusammen über 4000 Personen (Mehr fachmitgliedschaften ausgenommen) bei einer Ein wohnerzahl von 700.000 „Seelen" (Linz hatte 1851 28.500 Einwohner; vgl.: Alois Fischer: Mein Amts leben. Innsbruck2 1860. S.41.) den oberösterreichi schen Kunstverein „speisten", so waren die 144 Mit glieder (und 473 Randfiguren als Teilnehmer), jene Gruppe, die nach dem Museal-Verein mit 482 Mit gliedern (und 47 Ehrenmitgliedern)^^ am schlechte sten abschnitt. Kunst und Kultur waren in Ober österreich eben seit je Stiefkinder gewesen, und der Kunstverein ließ noch vor der Jahrhundertwende die Ausgabe der Prämienblätter wegfallen, weil die Mit gliederzahl unter 500 gesunken war. Nicoladoni ver wies darauf (In: Gründung des oberösterreichischen Kunstvereins. Linz 1911), daß zur Zeit seiner Grün dung der oberösterreichische Kunstverein „mehr als . . .heute. . ." (a.a.O. S. 19.) Mitglieder gehabt habe. Im Laufe der Zeit wurden auch die Statuten immer wieder geändert, brachten aber keinerlei Verbesse rung der — auch heute noch — sehr prekären Lage des einzelnen Künstlers. Das Wegfallen der Verlosun gen von Kunstwerken und die damit verbundenen Ankäufe (und Verkaufsvermittlung durch den Kunstverein), mögen durch finanzwirtschaftliche Maßnahmen bedingt gewesen sein, brachten aber den Künstlern selbst nur Nachteile. In heutiger Sicht, bei einer Einwohnerzahl in Ober österreich von 1,274.307 und in Linz von 201.421,^^ ist das Verhältnis noch krasser, da der Oberösterrei chische Kunstverein im 130. Jahr seines Bestehens knapp 350 Mitglieder (ausübende und fördernde) aufweist, und sich kaum selbst erhalten kann, also, wie viele andere private Kunst- und Kulturinstitutio nen, am Desinteresse der Bevölkerung an Kunst und Kultur leidet und so zwangsläufig zum Subventions empfänger werden muß. Wie weit der Kunstverein und seine Kunstpolitik durch zu starkes Betonen der Avantgarde (die Helden sind müde) selbst an seiner Situation schuld sein mag, bleibe dahingestellt. Je denfalls sprechen leere Ausstellungshallen eine zu deutliche Sprache. Der Bevölkerung können nicht ununterbrochen (schon seit mehr als 20 Jahren) „Kunsterzeugnisse" vorgesetzt werden, die sie ne giert und auf welche sie mit Abwesenheit reagiert. Eine rühmliche Ausnahme und ein Fest für die Au gen war die Jubiläums-Ausstellung für Prof. Anton Lutz (in drei Wochen über 2000 Besucher).^" Abschließend sei noch ein Blick auf die Statuten ge worfen, die erst in einer weiteren Arbeit behandelt werden können, weil hier nicht der Raum ist für die Konkordanz der Paragraphen. Sie wurden 1852 bei der ersten Generalversammlung zum ersten Mal ge ändert. Die zweite Änderung erfolgte durch Einmahnung der Polizeidirektion Linz (11.1.1853 auf grund des Patents vom 6. 1. 1853) und die Vorlage am 28.1. 1853, die neuerlich ergänzt werden mußte, was dann zur endgültigen Einreichung vom 25. 11. 1853 führte: „Infolge Allerhöchster Entschließung vom 2.9.1854 genehmiget" und vom Innenminister Alexander Freiherrn von Bach (dem Bruder des oberösterr. Statthalters Eduard von Bach) am 5. 4. 1855 bestätigt und durch die oö.Statthalterei an den Kunstverein weitergereicht. Diese Statuten hatten Gültigkeit bis zur 3.Änderung, die am 16.2.1896 be schlossen und eingereicht wurde. Sie bildeten mit ih rer ersten grundlegenden Änderung die Vorlage für alle weiteren, besonders die von 1901 (mit geringfü gigen Abstrichen), die dann bis 1934 außer unbe deutenden keine weiteren Änderungen mehr erhiel ten. Die Übernahme der Statuten von 1901 im Jahre 1934, sogar mit der Beibehaltung der Bezeichnung „Kronland" für das Bundesland Oberösterreich, hatten diese die längste „Lebensdauer", nämlich 37 Jahre. Erst die „Heimkehr ins Reich" 1938 been dete den 87 Jahre währenden Bestand des Ober österreichischen Kunstvereins. Denn, obwohl es vie le Kunstfreunde und vor allem Mitglieder nicht wahrhaben wollen, mit dem 8. August bzw. 4. No vember 1938 (Schreiben eingelangt in Linz am 5. November 1938)^® hatte der OÖ. Kunstverein auf gehört zu bestehen. (Der Briefkopf trägt einen volu-

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