Adel vorbehalten blieben, während alle anderen Funktionen in bürgerliche Hände gerieten. Ein wei terer Umstand förderte die Gründung eines „selbst ständigen" oberösterreichischen Kunstvereins: die versuchte Vereinigung beider Wiener Kunstvereine zur „Konzentration" der Kräfte. Sofort nach seiner Gründung trat der „neue" Verein an den älteren heran und bot eine Vereinigung beider Vereine an (Herbst 1850).Interne Unstimmigkeiten über die Modalitäten zögerten eine Verständigung hinaus. So hatte der ältere Verein als Aktien-Einlage, seit sei ner Gründung, einen Betrag von fünf Gulden (5 fl. C.M.) für ordentliche Mitglieder und außerordentli che Mitglieder, die sich von den ordentlichen nur da durch unterschieden, daß sie sich nicht ins Vereins register einzutragen hatten und keine fortlaufenden Zahlungen zu leisten brauchten, festgelegt.Der neuere Verein unterschied gleich von Anfang an Mitglieder und „Theilnehmer", die ähnliche Rechte wie beim älteren Verein hatten; nur daß der neuere sofort einen Betrag von zehn Gulden für Mitglieder und fünf Gulden für Teilnehmer verlangte.^s Das führte dazu, daß dieser junge Verein innerhalb eines einzigen Jahres mehr Einnahmen hatte, als der alte, nämlich genau in acht Monaten einen Betrag von Gulden 16.675,68 Kreuzer. Genau zu dem Zeitpunkt, als der Plan zur Filialgrün dung in Linz auftauchte, — März 1851 — begannen beide Vereine eine langwierige Korrespondenz,^'' die sich über drei Monate hinzog und die an gegen seitigen Verdächtigungen und Dementis diplomati schen Noten nicht unähnlich war. Endlich wurde am 19. Mai die Wahl des leitenden Comites unter dem Vorsitz von Ritter von Arneth, dem Bruder des St. Florianer Prälaten, vorgenommen. Wie zu erwarten, nützte die Vorlage der Vermögensverhältnisse und der zur Wahl vorgeschlagenen Männer wenig, denn der neue Verein war fest entschlossen, eine radikale Änderung herbeizuführen. Die brieflichen Versio nen Arthabers und seine Argumentation, darf ruhig als brutal bezeichnet werden. Sogar der Vorstand des älteren Vereines, Ludwig Freiherr von PereimArnstein war nur als Ersatzmann vorgesehen. Daß eine derart geschmacklose Handlungsweise zu Mißstimmungen im Verein zur Beförderung der bil denden Künste führen mußte, läßt sich denken und Karl Rahl, Professor an der Akademie, Hasselwander und Steiger-Arnstein traten noch bei der Wahl versammlung aus dem Verein aus.^® Der neue Ver ein sollte seinen Namen aus den beiden ehemaligen Vereinen teilweise zusammensetzen und fortan „Österreichischer Verein für bildende Kunst""® heißen. Diese Beleuchtung der Wiener Verhältnisse ist nö tig, um die übereilte Gründung des oberösterreichi schen Kunstvereins besser zu verstehen, denn nicht Edlbacher war der treibende Mann, sondern Fried rich Emanuel Eurich, der schon 1841"^ (sie!) von ausländischen Kunstvereinen in seinem „Bürger blatt" berichtet hatte, und auch die beiden in Linz „domicilierenden" Künstler Mücke und Thomas in seinem Blatte förderte, wie er es für keinen der in Linz beheimateten Künstler tat. Eurich war auch im engeren Ausschusse des Industrie- und Gewerbe vereins"® tätig und zwar nicht nur in Oberösterreich, sondern auch in Wien. Und in diesem Zusammen hang mag es interessant sein, daß die Wahlversamm lung für die Fusionierung der Wiener Vereine eben falls im Lokal des nö. Gewerbevereins"® stattfand. Daß schließlich Edlbacher die Sekretärsstelle be kam, war nicht nur seinem mehr als dürftigen Dilettieren in der Malerei zuzuschreiben, sondern dem Umstand, daß er bereits seit 1849 eine Sekretärsstel le im „Verein zur Beförderung des geselligen Ver kehrs in Linz""® innehatte, dessen „Direktor" Fried rich von Pflügl war und dessen Mitglieder in fast der gleichen Zusammensetzung in allen übrigen Linzer Vereinen''^ zu finden waren. Wie sehr die Verbindung zu Wien bestand, geht dar aus hervor, daß nicht nur die Statuten des oberöster reichischen Kunstvereins fast aufs Haar den Wiener Vereinen glichen - so wurde die Gliederung in Mit glieder und Teilnehmer vom „Österreichischen Kunstverein""" übernommen; auch die Aktien-Be träge, die allerdings in Linz um zwei, beziehungs weise um einen Gulden verbilligt, auf 8 Gulden für Mitglieder und auf 4 Gulden für Teilnehmer"" redu ziert wurden — sondern auch bestimmte Organisa tionsformen - ausländische Künstler einzubeziehen — waren aus Wien entlehnt. Wie sehr gerade diese Tatsache den Bestand des oberösterreichischen Kunstvereines aufrecht erhielt, geht aus den Ausstel lungskatalogen"" hervor. Linz und Oberösterreich hatten zu wenig Substanz an künstlerischen Kräften, um auf die Dauer ihre Mitglieder im „ob der ennsischen" Kunstverein mit Meisterwerken zu beglükken; denn von den fünfzehn Linzern und Oberöster reichern waren nur drei ausgebildete „akademische Künstler", alle übrigen Dilettanten und, wenn wir von den genannten Malern Sutter, Zinögger und Thomas, den dritten weglassen - als nur vorüberge hend in Linz und Oberösterreich und da wiederum mehr in Kremsmünster"® tätig - so bleiben zwei Künstler übrig, von denen Joseph Sutter bereits ein hohes Alter"® erreicht hatte und zudem vorwiegend der klassizistischen Historienmalerei zuzuzählen ist, also kaum eine Möglichkeit zur breiteren Entfaltung im „neueren" Sinne hatte. Stifter hatte in seinen Besprechungen der ersten Ausstellungen"^ (permanent von August bis Okto-
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