OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

wenigstens der Vereinstitel vollständig vom Wiener Kunstverein übernommen, allerdings unter Einfü gung der Betonung: „oberösterreichischer selbst ständiger", was angesichts der über die ganze Mo narchie verstreuten Mitglieder des Wiener KunstVereins (konstant über 2000!)^^ einem Kapital von „baar" fl 7.674 (15.5.1851)^^ Stifter zu der Äu ßerung veranlaßte, er hielt den Verein „für zu win zig". Was war nun die eigentliche Ursache der Ver einsgründung in Linz, wo bisher „in dieser Rich tung. . . noch wenig oder nichts geschehen ist"^" und sieh der feinsinnige Dichter Adalbert Sn/fer beklagte: . . . Was Kunst, Wissenschaft und geselligen Umgang betrifft, lebe ich in der Verbannung, es ist eine wahre Marter. . . den Umgang der Freunde zu entbehren, je den Kunstgenuß zu entbehren wird mir täglich schwe rer.. . Es ist oft zum Todärgern, wie es in dieser Stadt langweilig ist . . . (Brief an Joseph Türck. Linz, 1.6. 1851).i5 Der Brief wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben, da sich der oberösterreichische Kunstverein bereits am 17. April 185U® konstituiert hatte, wie Josef Edlba cher in seinem Bericht schreibt „mit welcher Hast die Konstituierung und Organisierung . . . betrieben werden mußte" (Original-Seite 26) und die Vorbe reitungen zur 1. Ausstellung liefen.Stifter stand dem oberösterreichischen Kunstverein anfangs fern, ja er gibt sogar zu, ein Gegner'® gewesen zu sein, der sich erst „bekehrt" zeigte, als die Absicht des Ver eins „sich mit Passau, Regensburg etc.. . . verbinden . . ." zu wollen, bekannt wurde. Wie Stifter zu dieser Ansicht (Brief an Türck vom 3. 8. 1851) kommt, ist unerfindlich, denn sicher bestand vom Verein aus keinerlei Interesse zu irgendeiner Verbindung, hatte er sich doch von dem Wiener Kunstverein freigehal ten und sich selbständig gemacht, was ihm entspre chende Kritiken eingetragen hatte. Treibende Kräf te waren neben dem Agenten des Wiener Kunstver eins und den Männern des Industrie- und Gewerbe vereins (erinnern wir uns, daß Proponentenzusammenkunft und Gründungsversammlung im Lokal des Gewerbevereins im Linzer Nordico stattfanden), die die Kunst als eine Art Industriezweig ansahen, auch die beiden in Linz „domicilirenden Maler aus Wien" Ferenc Mücke (ein Ungar!) und Franz Tho mas (aus Böhmen!); beide im Portraitfache tätig, die sich durch den Verein einen Aufschwung „in diesem Kunst und Wissenschaftslosen Böotien"'® (Stifter) erhoffen mochten. Der Zeitpunkt der Gründung war denkbar ungünstig gewählt, denn gerade auf dem Gebiet der bildenden Kunst war seit Jahren eine innere und äußere Re form im Gange, die sich besonders in der Reichs haupt- und Residenzstadt Wien abspielte, und neben der UmOrganisation der Akademie der bildenden Künste zur Gründung eines neuen Kunstvereins — des „Oesterreichischen Kunstvereins"®" am 1. Au gust 1850 geführt hatte. Wenn also von den Vorbe reitungen „schon in den letzten Monaten des Jahres 1850"^' gesprochen wurde, so betrafen diese Vorbe reitungen nicht den zu gründenden oberösterreichi schen Kunstverein, sondern die Vereinigung des äl teren Wiener Vereins mit dem „Oesterreichischen Kunstverein" in Wien, als dessen Gründer und Ini tiator der Maler und Akademieprofessor Ferdinand Georg Waldmüller^^, neben seinem Gönner und Förderer Rudolph Edler von Arthaber angesehen wird. Waldmüller war es auch, der sich heftig für die Reform des Kunstunterrichtes einsetzte.2® Selbstverständlich waren die sechsundneunzig Mitglieder^" des (älteren) Wiener Kunstvereins in Ober österreich, davon 21 in Linz, über die Vorgänge in Wien durch ihren Agenten Friedrich Eurich (dessen Sohn noch 1848 Aktionär und ordentliches Mitglied^® im Wiener Verein war und es auch blieb!) un terrichtet. Was diese Vorgänge betraf, so war der etwas „stag nierte" (Waldmüller) „ältere", 1830 gegründete, Kunstverein bemüht, seinen Status zu erhalten und revidierte sogar seine Statuten, da der „neuere" Kunstverein in Wien von vornherein mit neuen Ideen kam und sich vom älteren dadurch unter schied, daß er zu den Ausstellungen, die er „perma nent" das ganze Jahr hindurch veranstalten wollte, auch ausländische®® Künstler einlud. Der Verein zur Beförderung der bildenden Künste, der vorwiegend die vaterländischen Künstler förderte, nahm daher die ausländischen Künstler zu fördern in seine Statu ten auf. Aber noch eine wesentliche Neuerung des „Oesterreichisehen Kunstvereins" machte dem älte ren Vereine zu schaffen: die Gründung von Filialvereinen,^^ die eine wirksamere Streuung in der Bevöl kerung erzielen sollten, und durch zentrale Geldmit tel, Organisation und „Weitergabe" der Ausstellun gen in weniger nahe Orte zur Hauptstadt Wien, Ge legenheit zu ebensolchem Kunstgenuß bekommen sollten. Das war der Grund, warum „mit Hast" der Wiener (ältere) Verein versuchte, in Linz einen Fi lialverein zu gründen. Und Linz war wegen seiner Verkehrslage nach der kaiserlichen „Sommerresi denz" Ischl und dem seit 1849®® geplanten Bau der „Kaiserin-Elisabeth-Westbahn" ein willkommener Zielpunkt. Daß die Filialgründung mißlang, lag — wie schon er wähnt - an der Phalanx der Linzer Bürger, die dem vorwiegend aus adeligen Mitgliedern®® bestehenden Wiener Verein, wenig Sympathie entgegenbrachten noch dazu, wo sich die führenden Männer bereits von ihren Funktionen in anderen Vereinen®® her kannten und lediglich die Präsidentschaften dem

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2