OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

130 Jahre Oberösterreichischer Kunstverein eine kritische Bilanz Von Fritz Feichtinger 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit behandelt, als Einbegleitung, die kulturhistorischen Flintergründe zur Ent stehung des Oberösterreichischen Kunstvereines und zu dessen erstem Bericht über das Jahr 1851, der hier erstmals in vollem Wortlaut nach der Flandschrift von Josef Edlbacher veröffentlicht wird. Da mit ergibt sieh auch eine neue Sicht, nicht nur auf das oberösterreichische Kultur- und Geistesleben in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Das Gründungsgeschehen müßte in einschlägigen Kreisen hinlänglich bekannt sein, haben doch andere Autoren^ darüber bereits geschrieben, aber wie die Ereignisse der letzten Zeit^ beweisen, ist man sich auch nicht in der Vereinsführung über den Hergang und den genauen Ablauf der Vorbereitungen zur Gründung und über die Gründung selbst völlig im Klaren. Es scheint daher geboten, ein klärendes Wort einzufügen und die bisherigen Ausführungen nach den neuesten Forschungsergebnissen^ zu ergänzen. Provinzielle Kurzsichtigkeit möge die Ursache sein, daß von lokalen Verhältnissen aus die Gründung des „Oberösterreichischen selbständigen Vereines zur Beförderung der bildenden Künste zu Linz" (so der volle Titel) gesehen wurde, und die Reichshauptund Residenzstadt Wien keine Berücksichtigung fand. Und doch ist gerade dort und in den Reformbe strebungen im Bereich der bildenden Kunst nach 1848/49 - die bis 1852'' dauerten - der eigentliche Ursprung zur Vereinsgründung in Linz zu suchen. Wie aus einer Zeitungsnotiz® bekannt, bestand ur sprünglich der Plan, in Linz eine Filiale des Wiener (älteren) Kunstvereins® zu gründen. Dies wurde aber von den einheimischen Geschäftsleuten abgelehnt, im Besonderen dadurch, daß die als Gründungsmit glieder und Initiatoren angesehenen Maler Thomas^ und Mücke® keine Linzer, sondern Wiener Künstler waren, die in Linz logierten;® Thomas etwas länger, Mücke aber erst seit Ende des Jahres 1849. Dazu kommt noch, daß der Linzer „Agent" für den Wie ner Kunstverein niemand anderer war als der Her ausgeber der „Linzer-Zeitung", der „Kunst-, Buch-; und Musikalienhändler" Friedrich Emanuel Eurichd° Sein Sohn und Mitherausgeber war 1848 (oder noch früher?) Mitglied des Wiener Kunstver eins. Ein weiterer bedeutender Oberösterreicher hatte schon sehr früh zum Wiener Kunstverein ge funden und war Mitglied geworden (vermutlich schon seit dessen Gründung 1830), nämlich Johann Ungnad Graf Weißenwolff, der erste Präsident des neugegründeten oberösterreichischen Kunstvereins. Gelang auch keine Filialgründung, so wurde doch Johann Ungnad Graf Weißenwolff Lithographie von Eybl (OO. Landesmuseum, Porträtsammlung, F Hl 361). Siehe S. 279, Anm. II. 'ff Ik' " Friedrich Fmanuel Furich, Fithographie von Skofj (OO. Landesmuseum, Porträtsammlung, III 71). Siehe S. 278, Anm. 10.

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