tohäusern in der Wachau, im Waldviertel oder in an deren Gegenden Österreichs diese Szenen in reicher Folge wiedergegeben. Für Linz sind keine Nachwei se von „bemalten Häusern" (so nannte man diese Art von Schmuck) nachweisbar. Das soll nicht hei ßen, daß es keine Sgraffitodekorationen in Linz selbst gab. Verschiedene Reste konnten aufgedeckt und wenigstens im Foto bewahrt werden. In der Gttensheimerstraße in Urfahr hat man 1919 einige De tails einer Hausverzierung mit Sgraffito abgezeich net, beim Abbruch des Eckhauses Bethlehemstraße/ Landstraße für den Kaufhausneubau wurden auch Reste einer derartigen Verzierung fotografiert. An einem Vorstadthaus in der Lederergasse in Linz blieb eine Verzierung der Fassadenabgrenzung durch Ortsteine erhalten, die auch gut wiederherge stellt werden konnte. Ein umfangreicher malerischer Schmuck an Haus fassaden ist in Linz nicht nachweisbar. Auf dem Öl gemälde des Linzer Hauptplatzes aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind nur farbig gefaßte Verzierungen an wenigen Bauten zu erkennen, etwa die wilden Männer beim Haus des Elefanten auf dem Hauptplatz Nr. 20. Selbstverständlich hat aber auch die Barockzeit weiterhin dem Brauch gehuldigt, daß jedes bessere Gebäude mit dem Wappen des Besit zers versehen sein mußte. Bei reichen Herrschaften war dies ein steinernes Wappen, wie es noch an eini gen Freihäusern erhalten geblieben ist. Unmittelbar nach einer Erwerbung aber oder auch aus finanziel len Gründen auf Dauer hat man sich mit dem aufge malten Wappen begnügt. Solch ein Wappenschmuck war auch an der Einfahrt nach Linz an dem mächtig sten Tor der Stadtbefestigung, dem Schmidtor, ange bracht. Zwei wilde Männer trugen hier den Wappen schild, eine Reihe von Länderwappen war an beiden Seiten des Turmes angebracht. In anderen ober österreichischen Städten kann man sogar prächtige Wappentürme nachweisen. Nur in wenigen Fällen sind in die Fassade auch kleine bildliche Darstellun gen eingelassen. An dem genannten sgraffitoverzierten Haus in der Lederergasse In Linz war es eine ba rocke Madonna, ähnlich an einem Haus an der Rö merstraße. Es soll aber schließlich in Beantwortung der zweiten Frage auf ähnliche Speicherbauten das Augenmerk gelenkt werden, wie sie ja früher bei den Stiften und Klöstern, auch in den Städten im Lande üblich wa ren, Die niedrigen Raumhöhen, wie sie für das Auf schütten des Getreides notwendig waren, haben meist eine spätere sinnvolle Nutzung verhindert. Bei der Baugeschichte des Stiftes Kremsmünster kann man die Veränderung eines derartigen Wirt schaftsgebäudes deutlich verfolgen. Im Jahre 1611 hat der Welsche Hofmaurer Franz Silva verschiede ne Gebäude „sonderlichen den Traid Gasten" er baut. Im Jahre 1739 begann man in Kremsmünster, als Vorbereitung auf die Gründung einer Ritteraka demie, den Umbau einer Studentenkapelle und man benützte dazu die Mauern des sogenannten inneren Getreidekastens. Der Umbau ist wahrscheinlich nach den Plänen Johann Michael Pruners erfolgt. Nur im obersten Geschoß ist eine Erinnerung an die ursprüngliche Verwendung als Getreidekasten vor handen. Die Geschichte des ägyptischen Joseph ist übrigens bei der Ausstattung der Stiftskirche Kremsmünster, durch Fresken in zwei Seitenkapellen im südlichen Seitenschiff (Joseph wird von seinen Brüdern ver kauft, Joseph deutet die Träume des Pharao, der über ganz Ägypten gesetzte Joseph fährt im zweiten Wagen des Pharao, Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen) wiedergegeben; im Mittelschiff sind dazu Szenen aus dem Leben Jesu vom Einzug in Je rusalem bis zum Letzten Abendmahl zu sehen. Im Stift Kremsmünster wird überdies eine umfangrei che Tapisserienserie mit der Geschichte des ägypti schen Joseph, bestehend aus fünfzehn Stücken, ver wahrt. Diese Serie ist am Ende des 17. Jahrhunderts von einem Brüsseler Weber hergestellt worden und gelangte als Ankauf durch das Stift Kremsmünster 1720 in das dortige Benediktinerstift. Am Kirch weihfest am 4. August 1720 wurden sie erstmals ge zeigt.^® Im niederösterreichischen Stift Geras steht seit 1980 ein Hotel „Alter Schüttkasten" mit sechzig Betten zur Verfügung — auch eine Verwendungsmöglichkeit für einen alten „Traidtkasten"! In Raabs an der Thaya wird der Gemeindespeicher zum Grenzland museum umgebaut. öft sind diese Bauten aber zu Ruinen geworden und es besteht auch heute noch die Gefahr, daß sie end gültig abgetragen werden. Hingewiesen sei etwa im benachbarten niederösterreichischen Raum auf ähn liche Bauten im Bereich des aufgehobenen Klosters Erla. Auf diese Frühformen der Lagerhäuser sei durch den Beitrag aufmerksam gemacht. Die Angaben über Kremsmünster sind den zwei Bänden der 1977 erschienenen Österreichischen Kunsttopographie des Stiftes Kremsmünster entnommen.
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