OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

In einer historisch-topographischen Notiz®, die aus katholischer Feder stammt, etwa um das Jahr 1817 geschrieben, ist die Situation folgendermaßen darge stellt: Als mit dem Ende des 16. Jh. die Reformation auch in unserer Ge gend besonders durch Unterstützung des benachbarten Adels ein geführt wurde, gewann selbe durch den Eifer der lutherischen Prädikanten in kurzer Zeit so viel Anhänger, daß sowohl in Hall als auch in Pfarrkirchen der katholische Gottesdienst längere Zeit ganz unterblieben und alle zu den Verkündern der neuen Lehre übergingen. Wahrscheinlich hat die Reformation unter den Bauern schon vor der Mitte des 16. Jh. eingesetzt. In der katholischen Broschüre „Die Kirche in Pfarrkir chen" (S. 14 ff)^ liest man es so: Besonders gewälttätige Herrn waren die Edlen von Sinzendorf auf Feyregg und die Mühlwangcr auf Mühlgrub. Die Kirche war damals wehrlos. Die neue Lehre verbreitete sich immer mehr. Bei den Bauern nahm die Glaubensänderung einen derberen Verlauf als bei den Bürgern . . . Und daß die neue Lehre unter den ge wöhnlichen Leuten so rasch Eingang fand, hat wohl auch in dem oft recht unkirchlichen Leben der damalige Seelsorger ihren Grund. Der Klerus hatte keine entsprechende Schulung, es gab keine Auslese und daher wurden Unwürdige nicht ferngehalten. Es sei auch überliefert (Hochhuber), daß schon im 16. Jh. unliebsame Tumulte gegen katholische Prie ster von Landadeligen gedeckt wurden. Wie etwa am Sonntag Michaeli 1586 eine Verspottung des Pfar rers und die Verhinderung der Meßhandlung in der Filialkirche St. Blasien, bei der Wilhelm Willinger von Feyregg anwesend war. Pfarrer Khürzinger ge traute sich keine Messe zu lesen, weil er Gewalttätig keiten ausgesetzt worden war. Am 14. Juli 1593 wur de in Pfarrkirchen die Installation des Pfarrers Jakob Stürtzer durch Tumulte verzögert. Die Neujahrsmet te 1594 wurde durch Raufhandel gestört. Offen sichtlich gab es aber immer noch katholische Bauern, die ihren Pfarrer verteidigten. Höhepunkt aller Aus schreitungen, religiöser, wirtschaftlicher und sozia ler, war der Bauernaufstand von 1596, der viele Opfer forderte, aber nur wenig für die Bauern brachte. Ob die protestantischen Herrschaftsbesitzer sanfter waren und ihre Herrschaftsrechte milder handhab ten? Aber die evangelischen Bauern des 18. Jh. fühl ten sich in ihren religiösen Bedürfnissen unbe schwert. Unter den nachfolgenden klösterlichen Gutsherrn fehlte die Toleranz und der wirtschaftli che Druck wurde nicht geringer. Zum Teil war es die rege Agitation fanatischer Lutheraner, die eine Mil de der katholischen Kirche nicht ohne weiteres mög lich erscheinen ließ. Die Kirche fühlte sich in ihrer Existenz bedroht und der Einsatz ebenso fanatischer Mönche war eine Folge. Der anerzogene Protest ge gen alles Papistische war nach den verlorenen Bauernkriegen und den harten gegenreformatorischen Maßnahmen bestehen geblieben. Als die maßgebenden Beamten im Transmigrations verfahren, sie mögen hier erwähnt werden, sind zu nennen: Josef Anton Gruber, Hofrichter in Krems münster; die Pfleger Johann Michael Terpinitz, Fey regg; Josef Benedikt Eitelberger, Hall; Franz Mi chael Grenzmüller, Losenstein; Gandolph von Steyerer, Dechant in Linz. Über allen stand der Abt von Kremsmünster Fixlmillner (Alexander III.). Zu ergänzen wäre noch, daß die landesfürstliche Herrschaft Hall sehr oft verpfändet war. Um die Mit te des 18. Jh. verwalteten die Trautmannsdorfer Hall als Pfand. Losensteinleiten besaß die letzte Losensteinerin, Maria Fürstin Auersperg, die Schwester des Dompropstes Franz Anton.® Der zu dieser Zeit schon weniger bedeutende Besitz Hehenberg gehör te ab 1690 dem Fürstbischof von Salzburg, Johann Ernst Graf Thun. Ebenso auch Achleiten. Hehen berg ist insoferne für diese Geschichte interessant, weil Abt Alexander III. hier geboren wurde und als Sohn des Verwalters aufgewachsen ist. Es ist anzu nehmen, daß er viele der im Konversionshaus (An haltelager) zur Rekatholisierung untergebrachten Landsleute kannte. Die Erfüllungsgehilfen der Gegenreformation wa ren die bereits genannten Gutsbeamten. Es gibt Be weise - wenn das überhaupt notwendig ist - daß mancher von diesen in dieser Zeit sein eigenes Ver mögen sehr vermehrt hat. Der Druck auf die Bauern war enorm. Dazu ein Zitat von Grüll (Bauer, Herr und Landesfürst): In sozialer Hinsicht war der Bauer und der Kleinhäusler (Tagwer ker) der letzte im Land. Er wurde auch als solcher in der Polizei ordnung von 1671 und im Kopfsteuerpatent von 1690 offiziell de klariert . . . Die bauernfremde. ja - feindliche Wirtschaftspolitik in den etwa 100 Jahren von 1650 bis 1750 hatte die bäuerlichen Menschen in ihrer Existenz schwer geschädigt. . . Neu eingeführ te Dienste, ständig steigende Steuern, überhöhte Taxen, die Stei gerung der paktierten Zehentgelder. Erhöhung der Robotgelder, neben denen auch noch die Naturalroboten zu verrichten waren, und insbesondere aber eine ganz übermäßige Wildhege und der Rückgang des Leinenhandels, wodurch die Heimarbeit der Berg bauern eingeschränkt wurde, betdrückten die ländliche Bevölkerung sehr. Außer dem gab es auch im Traunviertel zwischen 1679 und 1713 wiederholt die Pest mit allen ihren Schrecken. Die Vorbilder, die Maria Theresia auf den Staatsdo mänen zu schaffen bemüht war, um das Los der Bauern zu erleichtern, hatten bei den Feudalherrn ® Stiftsarchiv Kremsmünster. Schachtel Bad Hall. ^ Karl Hochhuber: Die Kirche in Pfarrkirchen. Linz 1946. - Grüll: Bauer, Herr und Landesfürst. - Fall, wo einem Bauern für eine Totenbestattung 6 Gulden Stolgebühr berechnet wur den. Dies entsprach dem Wert einer halben Kuh. Daß solche Übertreibungen Unmut erregten, ist wohl verständlich. —Siehe auch: OÖ. Landesarchiv. Landschaftsakten Xlll/2, 83. Gar- ® Grüll: Bürger. - Stenzel: Schloß.

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