Steyrer Miszellen Von Georg Wacha Der Innerberger Stadel und der ägyptische Joseph Fassadenmalerei und alte Speicherhauten in Oher und Niederösterreich Im ersten Buch Moses wird die Geschichte des ägyp tischen Joseph erzählt: Joseph war der jüngste der Söhne Jakobs, der Liebling des Vaters, er wurde von diesem durch einen bunten Rock besonders hervorgehoben. Seine Brüder waren neidisch, außerdem verletzte er sie durch die Träume, die er aus-: legte; da sagte er beispielsweise, daß er geträumt hätte, sie hätten alle Garben auf dem Felde gebunden, seine' Garbe richtete sich auf und stand, aber die Garben der anderen neigten sich vor seiner Garbe. Und als dieBrüder dann zu ihm sprachen: „Solltest Du unser Kö nig werden und über uns herrschen?" Da hat er diese Frage zwar nicht beantwortet, aber die Feindschaft zwischen den Brüdern und ihm war noch größer. Als die Brüder nun das Vieh ihres Vaters weideten, schickte Jakob auch den jüngsten Sohn hinaus. Die Brüder sa hen ihn von der Ferne und vereinbarten, ihn zu töten. Nur einer widersprach und sagte, man sollte doch Jo seph lieber in den Brunnen werfen, als sich mit dem Blut beflecken. Als er nun tatsächlich in den Brunnen gewor fen war (in dem sich aber kein Wasser befand), da zogen Midianiter vorbei, denen verkauften die Brüder um 20 Silberlinge den Knaben aus der Grube. Joseph kam nach Ägypten, in den Dienst des Potiphar, wurde von dessen Frau verleumdet und ins Gefängnis geworfen. Dort legte er zwei Gefangenen die Träume aus, die jeweils in Erfül lung gingen: der eine, ein Bäcker, wurde nach drei Tagen gehängt, der andere nach kurzer Zeit wieder in das ober ste Schenkenamt beim Pharao eingesetzt. Als nun der Pharao einen Traum hatte, den ihm niemand deuten konnte, da erinnerte sich der oberste Schenk an den Mit gefangenen und ließ Joseph rufen. Dieser deutete den Traum der sieben mageren und sieben fetten Kühe als sie ben fruchtbare und sieben Flungerjahre. Und der Pharao sprach zu Joseph: „Weil Dir Gott solches alles hat kund getan, ist keiner so verständig und weise wie Du. Du sollüber mein Haus sein und Deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein". Und das Land trug in den sieben reichen Jahren eine Fülle von Frucht und man sammelte alle Ern ten. die im Lande Ägypten waren und brachte sie in die Städte. Also schüttete Joseph das Getreide auf, über die Maßen viel wie Sand am Meer, also daß er aufhörte zu zählen, denn man konnte es nicht zählen. Als aber dann die schlechten Jahre kamen, da hatte durch die Vorsorge Josephs Ägypten Überfluß an Getreide und aus den ande ren Ländern schickte man nach Ägypten. Auch Jakob hörte davon und sprach zu seinen Söhnen, sie sollten doch nach Ägypten ziehen und dort Getreide kaufen. Aber Jo seph war der Regent im Lande und er verkaufte das Ge treide allem Volk. Da nun seine Brüder kamen, fielen sie vor ihm nieder zur Erde und er sah sie an. kannte sie wohl, stellte sich aber fremd gegen sie und sprach zu ihnen, als wären sie Fremde. Zuerst verdächtigte er sie, sie wären Kundschafter, dann ließ er ihnen erst Getreide mitgeben, als auch der jüngste, zu Haus gebliebene Sohn Benjamin nach Ägypten gekommen war. Alle großen Grundherrschaften waren im Mittelal ter und in der frühen Neuzeit bestrebt, durch die Streulage des Besitzes immer genügend Erntefrüch te für den Eigenbedarf zu haben. Es gehörte also zu der Ausstattung jedes Herrschaftssitzes, jedes Stiftes oder Klosters auf jeden Fall ein Speicher, ein Ge bäude, wo man das Getreide aufschütten konnte und es auch für schlechte Jahre zur Verfügung hatte. Die Vorratshaltung war und ist ja Zeichen eines gehobe nen „fürsichtigen" Gemeinwesens. Gelegentlich findet man noch solch umfangreiche Bauwerke für die Getreideversorgung aus alter Zeit. Bei dem sogenannten „Kryptoporticus", einer un terirdischen Galerie unter dem Museum christlicher Kunst in Arles, zweifelt man zwar daran, daß dieser nie ganz trockene Keller für die Einlagerung von Ge treide gedient habe, in Dubrovnik (Ragusa) ist je doch das „Museum Rupe" erhalten, dessen Gebäude im Spätmittelalter für die Einlagerung von Getreide erbaut worden ist. Der Name kommt von den Lö chern (Rupa = Loch), in denen der Weizen gespei chert war. Es gab ihrer fünfzehn und jedes Loch konnte etwa 1.000 „Stare" aufnehmen (1 Star = rund 100 1). Die oberen Stockwerke des Gebäudes dienten zum Trocknen des Weizens, der danach mit tels spezieller Kanäle in den Wänden zu den Lager räumen befördert wurde. Kehren wir nach Steyr zurück. Zwar war Steyr im Jahre 1598 wieder zur katholischen Religion zurück geführt worden, die Veränderungen durch die Erb huldigung für Erzherzog Matthias und die dabei ab gegebenen Versprechungen führten jedoch dazu, daß auch in Steyr wiederum die protestantische Pre digt ab 1608 einsetzen konnte. Noch lange ging die Auseinandersetzung zwischen dem katholischen
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