OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Die auf dem Gründungsbild von 1532^® dargestellte romanische Klosterkirche dürfte in der baufreudigen Spätgotik irgendwie verschönert worden sein. Ob das Gründungsbild die Kirche so darstellt, wie sie 1532 war, oder den ursprünglichen Bau zeigen woll te, wissen wir nicht. Letzteres wäre nicht einfach ge wesen, denn schon 1327 und 1341 lassen Ablaßver leihungen Veränderungen an der Kirche vermu ten.^® Immerhin kann die 1532 dargestellte Kirche schon die Größe der heutigen gehabt haben. Unter dieser Voraussetzung wäre unter Anna Panichner und der gleichfalls durch einen Weihbrunnkessel mit Familienwappen verewigten Margaretha von Stainach'^'' höchstens ein größerer Umbau oder noch eher ein modernisierender Ausbau, wie er in der Spätgotik oft vorkam, anzunehmen. Die Wappen der beiden Äbtissinnen und des Klosters beweisen jedenfalls eine erinnerungswürdige Bautätigkeit. Wir erfahren dementsprechend bei der Klostervisi tation von 1561, das Gotteshaus sei schön und zier lich.i® Der zweite Beleg hängt eng mit einer größeren Seel gerätstiftung zusammen: Der bayerische Adelige Hans stiftete am Tag des Gottestäufers «flMFiBf Will -iiuZeichnung in der Herzheimer Chronik Foto: Stadlarchiv München Johannes (24. Juni) 1508 ein Seelamt an jedem Mon tag und quatemberliche Jahrtage. Seine Stiftungsur kunde und den Gegenbrief von Äbtissin und Kon vent ließ er in seine Familienchronik eintragen wie alle seine Stiftungen, die er zudem mit kolorierten Federzeichnungen illustrieren ließ^®. Traunkirchen bekam die wohl schönste unter diesen Zeichnun gen.21 Im oberen Teil der Bildseite sieht man das Fegefeuer mit den Armen Seelen und darüber drei Engel, die Seelen gen Himmel tragen bzw. ihnen Kelch und Hostie zeigen. Im unteren Teil steht (he raldisch) rechts das Traunkirchener Wappen mit ei nem einzigen gevierten Schild, in den Feldern 1 und 4 das Panichner-Wappen, in 2 und 3 wiederum der Buchstabe T, hier das Ganze in Farbe: weißes T im roten Schild, und darüber in Kanzleischrift „Anna Panichnerin fraw Abbtessin". Daneben (heraldisch) links im zweiten Schild das Wappen Herzheimers. Die Stiftung eines wöchentlichen bzw. quatemberlichen Gottesdienstes zeigt zumindest bei Herzheimer selbst eine besondere Wertschätzung für Traunkir chen. Leider wissen wir bei diesem Ausseer Hall amtsverweser nicht, worin sie ihren Grund hatte. Ob auch unter dem späteren Äbtissinnen noch ein Stiftswappen verwendet wurde, etwa in einem Präla tinnen- oder Konventsiegel, wissen wir nicht mit Si cherheit. Der Weihbrunnkessel, der das StainacherWappen trägt, also der Äbtissin Margaretha von Dieses Bild, dessen Legende die früheste greifbare Fassung ei ner Gründungsüberlieferung darstellt, wurde wiederholt veröf fentlicht, z. B. nach einer besser erkennbaren Aquarellkopie im Oberösterreichischen Landesmuseum in: Bad Ischl. Ein Fleimatbuch. Hrsg. Ischler Heimatverein. Linz 1966 (im unpaginierten Abbildungsteil). Das Original befindet sich im Pfarrhof zu Traunkirchen. Vgl. die Ablaßverleihungen von 1327 und 1341/42 sowie die Inkorporation von 1332 bei: Frieß a.a.O. 248f., 252 Nr. I6f. 28f. Außer dem Weihbrunnkessel mit dem Panichner- und dem Stiftswappen, gibt es noch zwei weitere spätgotische, einen ganz einfachen auf der anderen Seite des Südportals und einen mit dem Stainacher-Wappen und der Jahrzahl 1518 neben dem Westportal. Das Visitationsbuch 1561 abgedruckt bei: J. Weißbacher: Das Decanat Altmünster und das Salzkammergut. In: Topographie des Erzherzogthums Oesterreich 14 (III/3). Wien 1835. S.265. Die Eigenschaftswörter „schön und zierlich" dürften am ehe sten eine spätgotische Ausgestaltung und Inneneinrichtung be deuten, die das Auge der Visitatoren erfreute. Zu Hans Herzheimer vgl.: F. Tremel: Hans Herzheimer. Aus see und die Ausseer Hallamtsordnung vom Jahre 1513. In: Festschrift für H. Wiesßecker. Graz 1973. S. 81 -97: K.Amon: Hans Herzheimer in Wittenberg 1518/19. In: Reformatio eeclesiae. Festgabe für E. Iserloh. Paderbom-München-Wien-Zürich 1980. S. 301 -319. Cronica vom herkommen und geschlecht der von Hertzhaym. Von dem 613 jar an bis in das 1506. Hs. in der Bibliothek des Historischen Vereines für Oberbayern. Archiv der Stadt Mün chen. Zimelien Nr. 144. Die Zeichnung findet sich in der erwähnten Chronik auf fol.91v vor der Urkunde Hans Herzheimers.

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