OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

teilhaftig". Die einst vorhandenen Dokumente be zeugen Verleihungen von Klostergütern und Lehen für 1497 — 1515. Die Jesuiten des 18. Jh. erwähnen Bücher, die unter Äbtissin Anna geschrieben bzw. an geschafft wurden. Eine Gebetsverbrüderung mit Mondsee wurde 1505 geschlossen. Ein in Traunkirchen vorhandenes gedrucktes Missale Mellicense dürfte auf ein Nachwirken der Melker Reform hin weisen. Ablaßverleihungen zeigen typisch spätmit telalterliche Frömmigkeit und vielleicht auch Bautä tigkeit. Hingegen gehört die Nachricht, Anna Panichner habe vier Berittene, sieben Fußsoldaten und vier Wagen zur Vertreibung der Ungarn aus Emst hofen geschickt, wohl in Wirklichkeit zu ihrer Vor gängerin Magdalena Kastner'^^. Das Todesjahr 1516 gibt Bruschius, den 21. Juni als Sterbetag das Traunkirchener Totenbuch an; am 4. Mai 1517 urkundet schon die Nachfolgerin. Bruschius nennt als Grab stätte die (heute nicht mehr vorhandene) Annaka pelle, in der auch die Vorgängerin Magdalena Kast ner und die vierte Nachfolgerin Helena Dietricher ruhten. Bruschius, der 1552 unter Hilfe der Äbtissin Anna Rainer die erste Traunkirchener Abtissinnenreihe verfaßte, gibt über Anna Panichner neben urkundli chen Nachrichten jedenfalls auch klösterliche Über lieferungen wieder. „Freundschaft und Wohltätig keit" Kaiser Maximilians mögen aus dessen Besitz bestätigung von 1499, einem Gütertausch von 1513 und der Befreiung des Steyrer Klosteramtes von Ro bot und Steuer 1514 abgeleitet worden sein. Beson dere Verbindungen mit ihm sind nicht bekannt." Vielleicht hat er bei einem Aufenthalt im Salzkam mergut das Kloster besucht. Man denke an seine Verbundenheit mit Mondsee und St. Wolfgang. So weit für die Schilderung der Äbtissin durch Bru schius Vergleichsmaterial vorliegt, bestätigt es also im wesentlichen deren „Frömmigkeit und Klugheit". Weist auch der Umstand, daß gerade unter Anna Pa nichner Belege für ein Stiftswappen auftauchen, auf ihre Tüchtigkeit hin? Der Zusammenhang der zwei Belege könnte darauf hindeuten. Auf dem spätgoti schen Weihbrunnkessel neben dem Südportal der Klosterkirche zeigt der (heraldisch) rechte Wappen schild den Buchstaben T und der linke das aus Ho heneck bekannte Wappen der Panichner. Wir haben die häufige Verbindung von Stifts- und Prälatenwap pen vor uns. Der Weihbrunnkessel wird nicht erst beim Umbau der Kirche im 17. Jh. an diese Stelle ge kommen sein, sondern eher den gleichen Platz ein nehmen wie schon im mittelalterlichen Bau. Jeden falls ist unter Anna Panichner an der Kirche gebaut worden. Eine Ablaßverleihung, die das bestätigen könnte, fehlt leider." " Supplementum Bruschianum . . . luce publica primus donavit Daniel de Nessel, Wien 1692, S. 141: „Domina imprimis pia et prudens, et quae atnicissimum et adtnodutn beneficum habuit imperatorem Maximilianum. Eligitur anno Dotnini 1495. Praefuit annis pene 22. Obiit anno Christi 1516. Hutnata apud Kastnerin". Dazu: F.X. Pritz: Geschichte des Landes ob der Enns 11. Linz 1847. S. 177. Ein Traunkirchener Aufgebot von 2 zu Pferd. 7 zu Fuß und 4 Rüstwagen ist erwähnt bei: V. Prevenhuber: Annales Styrenses. Nürnberg 1740. S. 149. Solche sind auch in den Maximilian-Regesten nicht feststellbar. Für diese Mitteilung danke ich Herrn Univ.-Prof. Dr. Hermann Wiesflecker auch an dieser Stelle. Die Zuweisung bleibt unsicher bei einem von Ignatius Querck S.J. mitgeteilten Ablaß: .,1506 31 aug. Altari S. Michaelis in eapella S. Jac. Traunkirchii Leonardus archiepp. dat indulgentias . Heft „Observationes variae" in Hs. 118 A i/4 zu Pannonhalma; Chronologisches Verzeichnis der Traunkirchener Ur kunden von der Hand desselben in Hs. 118 A i/1 ebd. Von einer Jakobikapelle ist sonst in Traunkirchen nichts bekannt. Mi chael ist der Titelheilige der neben der Klosterkirche stehenden kleinen Nebenkirche. ■ -i Weihwasserkessel mit dem Wappen des Klosters Traunkirchen und dem der Äbtissin Anna Panichner. Foto: Heissl, Graz

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