OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Das Stiftswappen von Traunkirchen Von Karl Amon Die älteste Urkunde über Traunkirchen wird nur vermutungsweise mit 1181 datiertk legt aber doch heuer ein 80()-Jahr-Gedenken für Stift und Pfarre nahe. Jahrhundertfeiern gab es weder im Nonnen kloster (11. Jh. bis 1572) noch während den folgen den Administrationen und unter den Passauer Jesui ten (1622 — 1773), denn die Gründungszeit war un bekannt, bis 1895 die noch heute grundlegende Stu die ihren Ansatz um 1020 wahrscheinlich machte^. Zum 800-Jahr-Gedenken möge ein kleiner Fund beitragen, das bislang unbekannte Stiftswappen be treffend. Geistliche Personen und Körperschaften übernahmen das aus dem Kriegswesen kommende Wappen erst seit dem 13. Jh.3, so auch das Stift Traunkirchen. In den nur teilweise bekannten Sie geln der Äbtissinnen findet sich bei Clara Utzinger (1420 — 1425), wie ein Geschichtsschreiber der Je suiten bemerkte"*, noch kein Wappen, was etwa der Entwicklung in Göß entspricht®. Hingegen hatte die bedeutende Barbara Stadler (1425 — 1464) nicht nur ein besonders schönes großes Siegel, sondern in ih rem kleinen Siegel auch das Familienwappen®. Die folgenden Prälatinnen von Traunkirchen führten ge wöhnlich in ihren Porträtsiegeln (dargestellt mit Re gelbuch und Äbtissinnenstab unter einem gotischen Baldachin) am unteren Rand das Familienwappen ohne jede Timbrierung^. Ohne Wappen ist auch das erstmals 1334 belegte Konventsiegel®. Es zeigt eine höfische sitzende Ma donna mit Kind, davor eine kniende Nonne, hält sich also an das Marienpatrozinium der Klosterkir che und könnte für das noch zu erwähnende „Grün dungsbild" von 1532 als Vorbild gedient haben. Es wurde noch bis zum Erlöschen des Klosters und dar über hinaus verwendet. Erst unter Äbtissin Anna Panichner (1497 — 1516) begegnet auch ein Stiftswappen. Auch sie gehört zu den bedeutenden Vorsteherinnen von Traunkir chen®: Am 13.September 1495 oder 1497*° von (au ßer ihr selbst) elf stimmberechtigten Nonnen ge wählt, wird sie noch 1552 vom Humanisten Caspar Bnischius geschildert als fromm und klug und der Freundschaft und Wohltätigkeit Kaiser Maximilians ' Urkundcnbuch des Landes ob der Enns II. Wien I8.S6. S. 373 f. Nr. 2.S7. Zu dieser Urkunde und den diplomatischen Fragen um sie vgl. O. Wonisch: Über das Urkundenwesen der Traungauer. In; Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 22 (1926). S. 122 f; dazu S. 113, 126. 144- 146, 149. Eine unmittel bar vom Original, das sich damals im Passauer Jesuitenkolleg befand, am 3. Juni 171.3 genommene Abschrift befindet sich in den „Traunkirchensia a P. Ignatio PohfcoIIecta". Hs. 118 A 1/1 der Bibliothek der Erzabtei Pannonhalma in Ungarn. Für die Datierung gilt noch, was im Urkundcnbuch a.a.O. S. 374 in der Bemerkung nach dem Text der Urkunde gesagt wurde. Dem schließen sich auch an Wonisch a.a.O. S. 122 und schon vor ihm E. Tomek: Geschichte der Diözese Seckau I. Graz-Wien 1917. S. 589 Anm. 3. Zur Überlieferung des Jahrzahl II74. die vor allem die Herzogswürde des Ausstellers gegen sich hat; Amon a.a.O. S. 97. Anm. 2. 2 G. E. Frieß: Geschichte des ehemaligen Nonnenklosters O.S.B, zu Traunkirchen. In: Archiv f.österr. Geschichte. 82/1 (1895). S. 183 - 326; über Traunkirchen ferner: K. Amon: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Traunkirchen im Salzkammer gut. Theol. Diss. (Masch.) Graz 1949. 3 B. B. Heim: Wappenbrauch und Wappenrecht in der Kirche. Ölten 1947. S. 28 - 31; F. Galt: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien-Köln 1977. S. 217 - 239; N. Hofer: Die Wappen der mittelalterlichen Geistlichkeit in der Steiermark. Phil. Diss. (Masch.) Graz 1956. S.25 -27. " In Cod. 7972 der Handschriftensammlung der Österreichi schen Nationalbibliothek, dessen Inhalt größtenteils von Jo seph Benedikt Heyrenbach S.J. (er verfaßte 1765 eine ausführ liche „Dissertatio" über Traunkirchen) stammt, ist dies töl.46f zu Nr. 145 eigens betont. ^Hofer a.a.O. 26: Die Äbtissinnen von Göß führen seit der ersten Hälfte des 15. Jh. regelmäßig Wappen. ® Cod. 7972 (wie in Anm. 4 angeführt). fol.40r n. 39. Von beiden Siegeln gibt es Abdrucke, auf die hier nicht einzugehen ist. ' Ebd. fol. 36r-48r und in den „Traunkirchensia" Heyrenbachs in Cod. 8538 derselben Bibliothek auf fol. 31r-35v die Mittei lungen über die Wappen der Äbtissinnen. Die Heraldik hat Traunkirchen bisher nicht berücksichtigt. Vgl. etwa: H.G. Ströhl: Die Wappen der Ordensstifte in Oberösterreich und Salzburg. In: Kunst und Kunsthandwerk. 14 (1911). S. 277 - 301; oder Galt a.a.O. S. 227 — 239 (Wappen der heute beste henden österreichischen Stifte). Den Stab tragen die Traunkirchner Äbtissinnen mindestens seit 1334; entgegen: M.v. Bla zer: Traunkirchen-Aussee. Historische Wanderungen. Graz 1907. S. 14 f: Erst Anna Panichner habe Ring und Stab geführt, ihre Vorgängerinnen aber nur das äbtliche Kreuz. ® Davon sind mehrere Abdrucke erhalten im Haus-. Hof- und Sfaatsarchiv sowie in den Stiftsarchiven von Lambach und St. Florian, ein Abguß befindet sich unter Nr. 0 92 in der Siegel sammlung von Smitmer im erstgenannten Archiv, ® Die folgenden Angaben hauptsächlich nach Amon a.a.O.S. 59 f. 85 - 89. 92, 96. Beide Jahrzahlen sind bezeugt. Ein Bogen „De abbatissis Traunkirchensibus" von der Hand des Jesuiten Ignatius Qi/erck in den „Varia fragmenta Traunkirchensia". Hs. 118 A i/4 in der Bibliothek der Erzabtei Pannonhalma in Ungarn, pag. 117. gibt die erste an. vielleicht hinsichtlich der Jahresausgabe Bruschius (s. Anm. 11) folgend. Hingegen beruft sich Heyrenbach (Cod. 8538 der Österr. Nationalbibl.. fol. 32r) auch dafür auf das Sie gel: „Nomen, familiam. insignia et electionis annum (nämlich 1497) prodit sigillum". Die letztere Jahrzahl ist wahrscheinlich richtig.

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