OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

schlang", ging auch der Schwarze Tod um und holte gnadenlos seine Opfer. „1614 gab es neunzehn, 1615 zwanzig und 1616 sieben Pestleichen. Zufolge kaiserlichen Patentes mußten im Herbst 1624 auch aus Zell der letzte lutherische Pfarrer Jo hann Wider mit seinen sieben kleinen Kindern und der letzte lutherische Schulmeister Thomas Jägerhuber auswandern. Bevölkerung und Herrschaft (Jör ger von Prandegg) scheinen sich aber in Zell darüber einig gewesen zu sein: Wenn man keinen lutheri schen Pfarrer haben durfte, dann wollte man auch keinen katholischen, und so blieb Zell vier Jahre lang, bis 1628, ohne Pfarrer. Nach der Vertreibung der lutherischen Pfarrer und Schulmeister wurde mit kaiserlichem Patente vom 10. Oktober 1625 allen Einwohnern befohlen, bis Ostern 1626 katholisch zu werden oder aus dem Lande auszuwandern. Wer keines von beiden tue, werde dann zur Auswande rung gezwungen werden, wobei er nach Entrichtung der gewöhnlichen Steuern und Gebühren noch den zehnten Teil des Vermögens zu Gunsten des landes fürstlichen Fiskus werde zurücklassen müssen. Wer katholisch würde, sollte sich darüber mit einer kirch lichen Bestätigung vor der Reformationskommis sion ausweisen. Die Pfarrer und Dechanten sollten jedes Jahr in der dritten Woche nach Ostern ein Ver zeichnis derer, die nicht gebeichtet hätten, anlegen und der weltlichen Behörde übergeben. Diese stren gen Bestimmungen waren, zusammen mit verschie denen anderen Beschwerden die Ursache, daß 1626 der letzte Bauernkrieg ausbrach. In einer Aufzeichnung des Zellhofer Archives vom 16. Juni 1626 werden die Beschwerden, die die Bauern zum Aufruhr trieben, in folgenden Punkten dargelegt: 1. Daß der Statthalter alle evangelischen Prediger und andere evangelischen Leute aus dem Land trieb; 2. daß man „wegen der Gestorbenen das erdtreich über die massen teur kauffen mueß, und sich die katholischen Pfarrherrn und Meßner mit keinen billichen Seelschaz undt Besoldung nit begniegen lassen (das heißt, die Stolgebühren waren zu hoch); 3. daß man den ausgeschafften evangelischen Leu ten so überaus große Nachsteur. als 20 bis 30 vom 100 und mehr abgenommen, als daß mancher und gar viele Leute, die wegen der Religion ausgetrie ben worden, jetzt mit Weib und Kind das Bettel brot essen müssen; 4. daß vor einem Jahr, auch wegen der Religion, Herr Statthalter und Abraham Grienbach zu Zwispallen und Veklamarkht viele ihrer Leute unschuldig aufhängen, spießen, schleifen und verbrennen las sen; daraus die Bauernschaft gesehen, man möch te mittlerweile mit ihnen auch so vorgehen, son derlich wann sie vor auspiehrung der Sachen und würklichen abhelffung ihrer beschwerden von einander ließen und Wöhren niederlegten; 5. daß man viel Jahr her die Bauern. Burger und Ge meinden mit dem Quarnisongeld und deren Traidt= Hey= undStrey zufiehren also beschwer lich, daß man mit solchen gaben so eine geraume Zeit nit mehr gefolgen khan, und demnach von denselben vordterungen nit mehr ausgesetzt wer den will; 6. daß die Soldaten hin und wieder im Lande auf die Paurn zue ihren Häusern gestreift und ihnen viel Geld und bei iedem Hause 1, 2 und bis 4 und 5 Reichstaller abgenötigt, wenn man nicht gege ben, die Paurn und ihre leut geschlagen, ihnen ein gebrochen, Truhen und Gasten aufgeschlagen und andere Sachen so mit Gewalt weggenommen wor den. und daß Burgern und Baum auch vor den ge ringsten Soldaten kein Roß in dem Stall mehr si cher gewesen, wie sonderlich auch die Burger und Gemeinden in den Städten und Märkten in ihren Häusern viel Jahr her mit der Costfreihaltung. übermäßigen Speise und Wein und anderen Ge tränk, oft mit gfar Leib und Lebens samt Weib und Khindern, auch gsindt von den Soldaten tribuliert worden, das ist landkundig und wo man gar darwider clagt, ihnen doch diese trostlose Antworth worden, man khönne ihnen nit helfen. Zur Frage, woher die Bauern im Bauernkrieg die Waffen hatten, schreibt Stelzmüller, der Verfasser der ..Geschichte des Marktes Zell bei Zellhof": „Da sei darauf verwiesen, daß in unserer Gegend die Vorschrift, es hätten in jedem Hause Waffen zur Ausrüstung eines Mannes für das Landaufgebot vor handen zu sein, ziemlich strenge genommen wurde. Das Aicher Taidingbuch schrieb vor, in jedem Hause hätten mindestens ein langes Messer und ein Spieß vorhanden zu sein. Im Markte Zell wurde um 1620 eine Musterung vorgenommen, die das Vorhanden sein folgender Waffen ergab: In elf Häusern war je eine Muskete und eine Seitenwöhr; in 20 Häusern war je eine Helmparte und eine Seitenwöhr; in 19 Häusern war je ein .Vüerrohr' (Feuerrohr) und eine Seitenwöhr."" Über die Ereignisse während des Bauernkrieges in Reichenstein berichtet Josef Mayr viele interessante Einzelheiten, deren Erwähnung aber die hier not wendige Einschränkung nicht zuläßt. Daher wird nur die — stark gekürzte - Eintragung darüber in der Tragweiner Chronik wiedergegeben: „1625 (richtig Tragweiner Pfarrmatriken. Lambert Stelzmüller: S. 67. 68, Lambert Stelzmüller: S. 70.

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