OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

hat lang genug Rüstgeld, Steuern und andere Lan desabgaben von ihnen eingenommen und nun immer mehr haben will, sie jetzt vor diesem Gesindel nicht schützen will, welche sie doch verderben wollen, wie es anderen benachbarten bereits geschehen ist. weil sie solch ein Gesindel ins Land hereingelassen ha ben, so sollen sie sich selbst schützen und sehen, wie den Sachen hiefür zu tun wäre. Andere haben aus drücklich vermeldet, wenn es nicht anders sein könne, so wollen sie sich zu den Soldaten schlagen, ihre Häuser der Obrigkeiten liegen lassen, das Land mit verderben helfen, hernach mit ihnen in ein ande res Land ziehen und dort auch so. wie hier geschieht, hausen."'® Nachdem sich Kaiser Rudolf und König Matthias ge einigt hatten, konnte den in Passau von Erzherzog Bischof Leopold auf der Seite des Kaisers gesammel ten Truppen der Lohn nicht ausbezahlt werden. Des halb fielen diese — das „Passauer Volk" genannt — unter der Führung von Oberst Ramee in Oberöster reich ein, um hauptsächlich im Mühlviertel zu plün dern und zu brandschatzen. ..Oberst Rame quartier te sich in Pregarten ein. wo er noch am 25. Jänner 1611 war. Seine Soldaten verübten alle möglichen Bedrückungen und Grausamkeiten. So erschoßen sie z.B. auf der Bastei des Schlosses Reichenstein den Schuster Lorenz Beham und zogen folgerichtig den tiefsten Haß des Volkes auf sich. Einige Vorkomm nisse hier mögen dies erweisen. Einige bairische Sol daten starben hier. Der Marktrichter Jörg Dirnberger ließ sie nicht im Gottesacker, sondern beim Spi tal und auf der Wiese, nahe beim Ledererhause durch den Sergeanten begraben. Im Selker starben ebenfalls zwei bayrische Soldaten und ein Soldaten weib. welche beide Mathias Seidl. Wirth und Dom bauer daselbst, vom Schinder nahe beim Bache ein graben ließ. Ein Landsknechtsweib gebar in Pregartsfeld zwei Kinder und starb; das Weib wurde in Wartberg begraben, die zwei Kinder hingegen — fra ßen die Schweine."'® Im Tragweiner Taufregister steht vermerkt: ..(1610) Hier gehen ab Neun Kinder Tauften, deren Namen nicht genannt sein weil das Register durch das Pas= bäuerische Kirchenräuberische Krigsvolk entfrem det worden. Gott straffe Sie nach Irem verdinst. und behüte uns hinfürfo?) für solchen und dergleichen bößen Geste." „17. 11. 1611 des Morgens umb 9 Uhr . . . (unleserlich) da das Paßauerische Krigs volk herkam, darüber ich auch meinen Kirchenrock verlohren was derend schad war. welcher sich fast auf 70 (undeutliches Münzwertzeichen für Gulden — vielleicht auch Taler oder Batzen) erstreckte. War ein großer Verlust vor mir ledige Person, als ich da mals war." „28. 11. 1611 an dießem Tage sein die Paßauer von Tragwein wider hinweg, auf Budweiß in Beham, welche Stadt Sie mit listen eingenomen, und entlich mit Gewalt als Feinde auf Prag(e?) geruckt, da Irer ein gut Teil erschlagen." „ 1616 war wieder große Unsicherheit in der Gegend. Woher sie eigentlich kam. läßt sich nicht feststellen, in den Aufzeichnungen heißt es nur „wegen der Brenner". Das Schloß Prantegg wurde zur Sicherung gegen diese Brenner im Sommer 1616 neun Wochen lang von je zwei Turmwächtern Tag und Nacht be wacht. Außerdem mußten je vier Untertanen Tag und Nacht außen um das Schloß und den Meier hof herum Wache halten. Wieder ein anderes Mal im selben Jahre (nach Ausbruch des 30jährigen Krieges) kamen fünf Soldaten nach Zell und liehen sich von Bauern Pferde aus. angeblich um nach Grein zu reiten. In der Nacht aber kehrten sie um und schlugen eine andere Richtung ein. sie wollten die Pferde einfach stehlen, wurden aber erwischt und in Linz gehenkt."2° Nach dem Ausbruch des 30jährigen Krieges begann sich in diesem Gebiet das Ende des Protestantismus abzuzeichnen. Darüber berichtet die Tragweiner Pfarrmatrik: „1615 L ein Inwohner beim Bauern zu Hippereit, der vom Herrn von Haymb von der evan gelischen zur papstischen Religion bracht worden, wurde ohne Zeremonien begraben, auf Bitten ist das halbe Geläut bewilligt worden. Noch eine Magd wurde vom Herrn vom Haymb von der evangeli schen zur katholischen Religion gebracht und stirbt im Großen Spital an Pest. Die Matrikel begann 1601, als hierorts die häretische Seuche in erschröcklicher Weise grassierte. Der erste Nachfolger und Verführer des Volkes zum Lutherismus begann 1601 seine Schlechtigkeit und wurde zur Rechenschaft 1609 vom Leben abberufen. Er taufte 2.173 und hieß Georg Rosenschon. Darauf wurde die Pfarre provisorisch von Zell aus versehen, wo dieselbe Seu che ihrer viele verschlang. Darauf folgte als Seelen schlächter am 16. 7.1610 Christof Gilbert Spaignar. der bis 8. 3. 1621 dauerte. Gott sei Dank wichen die Nebel des Lutherismus, des sehr verderblichen, und das wahre Licht der römischen Kirche erstrahlte wie der durch den ersten Administrator Pfarrer Christof Mauritz Stark, der wenig Pfarreinrichtung hier vor fand. weil sie von den 2 Vorgängern aus Religions haß verwüstet war." Dazu ergänzt die Gemeinde chronik: „Der erste installierte Pfarrer war aber erst 1641 Magister Georg Hungermiller, die vorherigen waren durchwegs Ausländer mit einem schlechten Deutsch." Während die häretische „Seuche" Seelen „verWie Anm, 17. Josef Mayr: S. 46 f. Lambert Stelzmüller: S. 65.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2