dem Elend der Landbevölkerung dieser Gegend, von der drückenden Steuerlast durch die lang an dauernde Türkengefahr, von Naturkatastrophen und Hungersnöten, von den Wirren in der Zeit der Reformation und der Gegenreformation, oder von den Übergriffen des Passauer Kriegsvolkes und den Grausamkeiten bei den Bauernaufständen, und schließlich von der Verarmung durch die vielen Ein quartierungen im 30jährigen Krieg und von der De zimierung der Bevölkerung durch die Pest. Gewiß beteten damals die Katholiken die Gesätzchen in der Litanei zu allen Heiligen inbrünstiger als heute, in denen es nach einem Gebetbuch aus 1852 heißt: „Von allem Uibel,. . . vom Zorn, Haß und al lem bösen Willen,. . . vom Blitz und Ungewitter, von Pest, Hunger und Krieg . . . erlöse uns, o Herr!" Seit 1526 bedrohte die „Türkengefahr" bis ins 18. Jahrhundert hinein die Südostgrenze des Reiches. Die Osmanen rückten nach der Schlacht bei Mohacs zum erstenmal gegen Wien vor. „Allgemeiner Schrecken verbreitete sich in den Landen: die Auf bringung eines Heeres und die Sicherung der Unter tanen war jetzt die nächste Aufgabe der Regierung. - Zur Bestreitung der Heeresauslagen wurden die Kir chen und Klöster mit ihren Gold- und Silbergefäßen herbeigezogen und ein ständiger Ausschuß hatte die Aufgabe, alle Renten, Gilten. Güter und Zehente zu verzeichnen, um eine genaue Uebersicht des Ein kommens der Grundobrigkeiten behufs Heranzie hung derselben zur Kriegssteuer zu verfassen. Jedes über 12 Jahre alte Individuum mußte wöchentlich ei nen Pfennig, den sogenannten Leibwochenpfennig, als Kriegssteuer erlegen. Zwei Jahre später (1528) forderte der Kaiser von den Ständen ein Aufgebot von 500 Mann Fußvolk nebst der Bereitschafthaltung des 10. und 5. Mannes, sowie von Proviant und ein Anlehen von 2.000 Gul den. Er wurde aber wieder auf das Vermögen der Kirche verwiesen, von der er nun 24.000 Gulden verlangte. Um dieses Geld zu beschaffen, mußten die Kirchen und Klöster oft zu sehr niedrigen Preisen Besitzungen und Güter veräußern, die von den Her ren und Rittern aufgekauft wurden. Von den ande ren Besitzern hatte jeder mit 100 Pfund Gilten ein Pferd zu rüsten; jeder Priester vom Pfunde Pfennig Einkommen 6 Kreuzer und jeder 12 Jahre Alte 1 Kreuzer Kriegssteuer zu leisten. Als Zufluchtsorte für die Zivilbevölkerung unserer Gegend wurden im Laufe der Zeit Freistadt und Kreuzen, Reichenstein. Prandegg und Windegg. Weinberg, Reichenau und Riedegg bestimmt. Zur Sicherstellung des Landes mußten die Grenzlinien befestigt werden; bei uns wurde der Paß bei Struden und Sarmingstein (mit ausgehobenen Leuten) be setzt. Als Feuersignalorte (Kreidefeuer) soll ten bei uns dienen: der Braunsberg zwischen Las berg und St. Oswald, der Berg bei Reichenau, der Forstberg bei Pulgarn (Hohenstein) und derSchreinöderberg."® (Schreineredt-Berg bei Mönchdorf). Eine große Unruhe brachte die rasche Ausbreitung der Lehre Luthers mit sich. „Wir finden auch thatsächlich 1528 schon die Mehrzahl der Bürger (des Marktes Pregarten) der neuen Lehre zugetan."® Zur Zeit der Reformation saßen auf den Schlössern der Umgebung mit Ausnahme von Reichenstein prote stantische Adelige, die ihre Untertanen beeinfluß ten: In Schwertberg und Windegg die Tschernembl, in Prandegg und Zellhof die Jörger, in Weinberg die Zelking, in Haus die Landau und in Hagenberg die Hohenegg (Hoheneck). Reichenstein hatte 1567 der aus der Steiermark stammende, katholische Ritter Christoph Haym erworben, unterdessen Herrschaft auch das Bauerngut „Hörand" stand.^ Der religiöse Gegensatz und eine rechtswidrige Arbeitsüberfor derung beim Ausbau des Schlosses brachte die Un tertanen Hayms in Aufruhr. „Von 1567 (richtig 1569, Anm.d. Verf.) bis 1572 dauerte der Robotauf stand der Bauern von Reichenstein, zu dem vor al lem die Robotforderungen bei Bau der Burg Rei chenstein geführt hatten. Anführer dieser Erhebung war der Prädikant (protest. Prediger, Anm.d. Verf.) von Weitersfelden, Koloman Khunringer und der Bauer Siegmund (Simon? Anm. d. Verf.) Gaißrucker. Am 5. Juni 1571 wurde Christoph Haym, der Herrschaftsinhaber von Reichenstein, erschossen."® „Von 1550 bis 1624 waren in Zell ununterbrochen luth. Pfarrer. In Tragwein dürfte es so ähnlich gewe sen sein."® „Der Protestantismus griff immer weiter um sich, am Wartberge predigten zwei Prädikanten, eben so viele in der Marktkirche zu Pregarten und sieben in Gallneukirchen. Die Kapelle des Marktes (Pregarten) wurde provanirt und um den Haß gegen die Katholiken zum prägnanten Ausdruck zu brin gen, baute man 1540 einen Arrest an die Kapelle an und zwar an der Thurmseite. Der Pfarrer von Wartberg, Christof Thumbekh, verfiel 1555 der Irr lehre. Wohl erhob die Herrschaft Reichenstein als Vogtei von Wartberg Einsprache gegen das Verwei len des abgefallenen Pfarrers auf der Pfarre; aber sie vermochte derselben keinen wirksamen Nachdruck 5 Josef Mayr: Geschichte des Marktes Pregarten und Umgebung sowie der Schlösser Reichenstein. Greissenberg. Haus und Ha genberg. S. 39 - 41 - Im Verlage von Johann Prammer in Pre garten. Druck von Johann Haas in Wels. Wels 1893. 6 Ebda.. S. 42. ^ Wie Anm. 4. ® Friedrich Schober: Gutau - Ein Heimatbuch des Marktes und seiner Umgebung. S. 163 — Eigenverlag der Gemeinde. Druck: Amon u. Co.. Linz. Beethovenstraße 27. Linz 1969. ^ Chronik der Marktgemeinde Tragwein. Begonnen 1929 von Gregor Kletzenbauer. Lehrer.
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