Von der Profilierung der Wange ist nur der unterste Gratwulst sichtbar, darüber verdeckt der breit aus gestrichene Henkelansatz den hier lediglich schmal erhaltenen Kopfteil. Und nur die an der Innenseite 13 mm höher liegende, sehr seichte, flache Furche läßt auf einen zweiten, außen umlaufenden Grat schließen. Auf dem fast waagrecht geführten oberen Henkel arm ist eine Töpfermarke vom Muster Nr. 49 des Markenregisters aus der Reichensteiner Töpfermar kensammlung unscharf eingeprägt. Sie stellt in ei nem Halbrundschild von 33 mm Höhe und 26 mm Breite ein unter einem erhöhten schwebenden Bal ken ein schwebendes Kreuz dar, das in seinen Win keln von je einem kleinen Kreuz begleitet wird.^ Schließlich bietet noch das in der Querschnittskizze unter „B" gezeigte Fragment eines Krugoberteiles aus der Ruine Falkenstein im Oberen Mühlviertel eine Vergleichsmöglichkeit. Abgesehen von der größeren Wandstärke ist jene Ausformung der unse res Kruges (Querschnitt „A") ziemlich ähnlich. Der außen und im Kern gleich dunkelgrau gefärbte Ton ist mit wenig Quarzsand, aber mit vielen, feinsten Muskovitkörnchen und vereinzelten - vielleicht un beabsichtigt beigemengten - Graphitknöllchen ge magert. Auch hier ist oben auf dem Henkel vor sei nem Ansatz eine gut ausgeprägte Marke eingestem pelt. Sie ist im Markenregister der Reichensteiner Töpfermarkensammlung unter der Nummer 45 an geführt. Im Halbrundschild (Höhe und Breite 28 mm) liegt unter einem erhöhten schwebenden Balken ein schwebendes Kreuz.^ Die Verlegung des Verwaltungssitzes-mit Ausnah me des Gerichtes - von Falkenstein nach Altenhof im Jahre 1605" kann wegen des Verbleibens einer — wenn auch wahrscheinlich nur kleinen - Anzahl von Bewohnern nicht als Terminbegrenzung angespro chen werden. Hingegen mögen der harte Brand des Gefäßes und die sonstige Tonqualität als Beweis für die Entstehung in der Früh- oder Hochrenaissance gelten. Nach all diesen Überlegungen muß „unser Schatz krug" mit Berücksichtigung der im Tonkern bräunli chen Färbung und der geringen Wandstärke in die Zeit der Spätrenaissance oder des Frühbarocks ein geordnet und mit „um 1600" datiert werden. Da es sich bei einem möglichen „Schatz" doch sicher hauptsächlich um damals geltende Münzen und um persönlichen Schmuck der lebenden Generation, wie Ketten, Finger- und Ohrringe — um also nur kurzfristig zu versteckende Wertsachen - handelte, blieben solche Pretiosen nur im Falle des plötzlichen Ablebens aller darum Wissenden bis zu einem zufäl ligen Auffinden an der geheimen Stelle. Und daß der gewaltsame Tod damals oft umging und besonders die auf den Einzelhöfen hausenden Bauern bedrohte, künden die Annalen aus der Zeit unseres Schatzkruges. Sie berichten von der Not und ^ Alfred Hölihuber: Die Reichensteiner Töpfermarkensamm lung. Text S. 103 und Tafel 2. S. lOS. In: Jahrbuch des Ober österreichischen Musealvereines. 122. Band. Linz 1977. 3 a. a. O. Text S. 103 und Tafel 1. S. 104. " Georg Grüll: Burgen und .Schlösser im Mühlviertel. Wien: Birken-Verlaa 1962. Querschnittskizzen von den Oberteilen des „Schatzkruges" (AJ, eines Henkelkruges aus der Ruine Falkenstein (B) und eines Henkelkruges aus der Ruine Prandegg (C).
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