OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

vorne gesehen - regelmäßig etwas nach rechts ver setzt war. An der Unterseite des ziemlich unebenen Bodens sind die Vertiefungen stark verrußt, und einige kan tige Eindrücke weisen auf ein mögliches Abheben von der Töpferscheibe mit einer breiten Spachtel. Darüber erhebt sich der Gefäßkörper nach einem am Fuß 3 — 3 1/2 cm hohen, aber nur scheinbaren Einzug trichterförmig bis zur größten Bauchweite. Die optische Täuschung eines Einzuges, der auch bei anderen hohen Gefäßen gegeben scheint, wird durch den manchmal beim Abheben oder Abschneiden von der Scheibe oder beim unachtsamen Aufsetzen der noch feuchten Ware auf einer Unterlage I - 2 mm nach außen gequetschten Bodenrand und die im untersten Fußteil meist bis zu einer Höhe von 3 - 4 cm nur ganz allmählich zunehmende Weitung her vorgerufen. Außerdem sieht ein Betrachter von schräg oben noch den gleichsam ausholenden Ver lauf der Bodenrundung, die nur von der gleichen Ebene aus unsichtbar ist. An den Bauch schließt die schön gerundete Schulter mit einem mäßig starken Einzug an. der sich bis zur Halsmitte fortsetzt. Fast noch auf der Schulter liegen als einzige Verzierung zwei parallel geführte, nicht gleichmäßig vertiefte. 2.5 - 4 mm breite Gurtfur chen. Sie verlaufen 5 — 7 mm unterhalb der an der In nenseite deutlich erkennbaren Applikationsfuge, die durch das Ansetzen des separat geformten Kopftei les entstand. Entlang dieser Linie war der Oberteil auch in mehr als der Hälfte des Umfanges abgeris sen. Der Hals öffnet sich oberhalb seiner Mitte zu einem ungewöhnlich weiten Trichter, sodaß die Wangen sehr schräg stehen. Diese sind 5 cm httch und vom Hals mit einem durch Zurücksetzen gebildeten, kräftigen, kantigen Wulst abgesetzt; 1.1 cm darüber läuft ein zweiter, wesentlich schwächer profilierter Grat. Beide Gratwulste, denen an der Innenseite Hohlkehlen entsprechen, ziehen mitten durch den oberen Henkelansatz, der 2.8 cm unterhalb des Ran des beginnt. Der untere Ansatz erstreckt sich von 0.8 cm unterhalb der dort verstrichenen Gurtfurchen bis zur Bauchmitte. Die Ausgestaltung des Randes wurde schon oben beschrieben. Es sei noch erwähnt, daß die Hohlkehlenbildung des Randes auch bei den Lampentellern (oder Talglampen) in der Spätgotik und der Renaissance gebräuchlich war. Die etwas warzige Oberfläche des Kruges läßt vor wiegend am Halsteil außen und innen feine Drehril len erkennen. Während die mausgraue Außenseite mit großen, dunkelgrauen Schmauchtlecken überzo gen ist. zeigen die etwas hellere Innenseite und eini ge kleinere Stellen außen am Hals einen leichten Sil berglanz. Außerdem gibt es am Bauch kleinere, pe chig glänzende Flächen und über die ganze Höhe verteilt Rußflecke — mit Ausnahme etwa eines Drit tels des Körpers an der Seite des Henkels, sodaß der Krug fast schwarz wirkt. Jedenfalls ist er glanzloser als auf den Lichtbildern, wo die starke künstliche Be leuchtung ein helleres Aussehen vortäuscht. Die auf gebrannten Rußplatten an der Vorderseite und auf der Standfläche beweisen, daß im Gefäß Flüssigkei ten am offenen Herdfeuer gekocht worden waren. Im Bruch ist der hartgebrannte Ton hell-graubraun; er wurde mit sehr feinen, aber verschieden großen, gelblich-weißen, vermutlich aus Ouarz bestehenden Körnchen gemagert. Der Krug wurde für das Burgmuscum Rcichenstein erworben und ist dort zu besichtigen. Beim Zusam menstellen der 69 Bruchstücke ergaben sich insofern Schwierigkeiten, als durch den - wenn auch noch so dünn aufgetragenen - Klebstoff in der horizontalen wie in der vertikalen Krümmung verschiedene Aus dehnungsweiten entstanden, was das Aneinanderpassen sehr erschwerte. Für die Heimatkunde und im besonderen für die zeitliche Einordnung keramischer Geschirrformen wäre eine genaue Altersbestimmung unseres Kruges wichtig. Leider war das Gefäß leer, sodaß eine Da tierung durch Münzen nicht möglich ist. Aber auch der Vergleich mit einem „wirklichen" Schatzfund, der 1967 in der benachbarten Ortschaft Lugendorf gemacht wurde, ist hiefür unbrauchbar, weil dort zur Aufbewahrung des Geldes ein kleines Töpfchen (ob mit oder ohne Henkel ist nicht mehr bekannt) ver wendet worden war. das überdies inzwischen verlo renging. Einigermaßen seltsam waren die Umstän de, die zur Entdeckung führten, wie der Besitzer des Hauses „Unter Danner", Lugendorf 12, Josef Fürnhammer, berichtete. Im Kuhstall hatten nämlich die Kälber gerne am Kalkmörtel des Mauerverputzes geleckt, wodurch eines Tages der „Verschluß" der kleinen Höhlung, in welcher das etwa faustgroße Gefäß stand, herausbrach. Von dem eine Handvoll Silbermünzen umfassenden „Schatz" konnten nur mehr zwei Stück ermittelt werden; ein Etschkrcuzer. um 1480, und ein Batzen des Salzburger Erzbischofs Leonhard von Keutschach aus dem Jahre 1500. Zum möglichen Vergleich bieten sich hier nur Frag mente von zwei Henkelkrügen mit ähnlich gestalte tem Mundsaum- und Wangenquerschnitt aus der Reichensteiner Sammlung und die bebilderte Be schreibung eines münzdatierten Kruges von Her mann Steininger an. Der zuletzt genannte Henkelkrug stammt aus dem Städtischen Museum Langenlois. NÖ. (Inv.Nr. 327). Er ist „außen dunkelgrau-bräunlich gebrannt", auf seiner Schulter „sind drei unregelmäßig tiefe, flache re, z.T. verwaschene Furchen linksläufig herabgezo-

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