gen unserer Wohlstandsgesellschaft zu zerbröckeln. Der Pflug und das Pflügen haben vom Wurzelknor ren der Steinzeit zum vielscharigen Traktoranbauge rät eine jahrtausendelange Entwicklung durchge macht. Der Pflug ist daher ein höchst intelligentes Produkt menschlichen Fortschrittes des abendländi schen Kulturkreises und wird seinen Platz in den da für geeigneten Klimabereichen behalten. Andere Völker- andere Sitten, sagt ein alter Spruch, und der mag auch Geltung haben bei allen Überlegungen, wie man dem Hunger in der Welt wirksam begegnen kann. Der Pflug allein vermag das nicht! 9. Briefwechsel über das „Sechsfiriackern" im alten Grenzland Bad Hall, den 26.4.1981 Herrn Landeshauptmann Dr.Josef Ratzenböck Landhaus 4020 Linz Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Als Mitglied des Arbeitskreises für die Dokumentation landwirtschaftlicher und gewerblicher Geräte im Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege habe ich den Pflug zur Bearbeitung bekommen. Ich arbeite an der Fertigstel lung einer umfassenden Studie "Der Pflug und das Pflügen". AnläOlich eines Landespflügens in Ritzlhof haben Sie diese Fertigkeit gezeigt, aber man hat Ihnen leider keinen Traunviertler Beetpfluq und auch keine eingefahrenen Ackerpferde zur Verfügung gestellt. Ich konnte feststellen, daß Ihre Heimat an einer Bearbeitungsqrenze liegt. In Waizenkirchen, Heiliqenberg und St.Agatha ist noch der Vierfurchenacker (wie im Traunviertel) heimisch, und in Neukirchen sowie gegen St.Ägidi zu pflügte man angeblich bereits den sechsfurchigen Bifanq. Im Traunviertel hatte jede der vier Furchen einen eigenen Namen, und zwar: Aoidn (Alte), Beifuri (Beifurche), Zamwurf (Zusammenschlag) und Raa (Rain). Im Hausruckviertel wurde die letzte Furche nicht "Roa" sondern "Ausmoltern" 4010 Linz, am 7. Mai 1981 Kioslerstraee 7. Tel. (0 73 2) 720/1100 LH.Tgb.Nr.-40<^^ /81-LH/Wo Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Herrn Landwirtschaftsrat Ing. Franz Dickinger Konsulent der Oö. Landesregierung BlankenbergerStraße 7 4540 Bad Hall Lieber Herr Landwirtschaftsrat! Ich antworte auf Ihren Brief vom 26.4.1981 erst jetzt, weil ich mich bis 5. Mai in der Sowjetunion befunden habe. Es ist richtig, daß ich vor 30 und mehr Jahren selber mit unseren Pferden in Neukirchen am Walde noch viel geackert habe. Im Sommer nach der Ernte nannten wir das Pflügen "Halmreißen". Dieses "Halmreißen", das Pflügen also nach dem Abernten der Korn- und Weizenfelder, erfolgte sehr seicht. Wir haben den Acker sozusagen nur "geschält". Größten Wert legten wir dabei darauf, daß die Halmreste ganz in die Erde gekommen sind. Das "Herestackern" im Herbst erfolgte viel tiefer und war für die Pferde natürlich anstrengender. In Neukirchen haben wir den "Sechsfiriacker" gekannt. Die erste Furche hatte, wie Sie richtig schreiben, den Namen "Aoidn". Ich erinnere mich noch an folgende Be zeichnungen der nächsten Furchen: "Zamwurf", "Roateilen" dann "Roazuwiackern" und"Seichtfuri". Soweit ich mich erinnere war die Seichtfuri die vorletzte, also 5. Furche. Hier mußte besonders seicht gefahren werden, weil man an sonsten beim "Roazuwiackern" in Schwierigkeiten gekommen ist. Im übrigen war das "Ackern" eine meiner schönsten Tätig keiten. Es hat mir riesengroße Freude gemacht, hinter dem Pflug herzugehen. Oftmals habe ich barfuß geackert, um die Erde zu spüren. Mein Vater hat mich zwar immer geschimpft, weil ich mir dabei des öfteren Fußverletzungen zugezogen habe. Immer wieder hat sich ja am Ackereisen, besonders, wenn die Erde ein bißchen feucht war, etwas angelegt und ich mußte dann das mit dem Fuß hinuntertreten. Daß dabei dann und wann ein Ritzer an meinem Fuß entstanden ist, darf einem bei der Schärfe des Eisens nicht wundern. Im übrigen möchte ich noch zu Ihrer Kenntnis bringen, daß wir einen Fehler beim Pflügen (Ausrutschen des Pfluges) einen "Beham" genannt haben. Ich hoffe, mit diesen Hinweisen gedient zu haben und ver bleibe mit besten Grüßen Von einem Heiligenberqer Bauern wurde mir gesagt, daß in Neukirchen diesel ben Bezeichnungen galten, aber die 5. und 6.Furche "Roadan" und "Roaausfahrt" genannt worden sind, aber er konnte die Reihenfolge nicht mehr verbürgt er fahren. Ich mochte Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, zur Mitarbeit an der Dokumentation gewinnen, und bitte Sie daher, mir aus Ihrer Erinnerung viel leicht etwas über die Bezeichnung und Reihenfolge mitteilen zu wollen. Für Ihr freundliches Entgegenkommen danke ich bereits voraus bestens und grüße mit vorzüglicher Hochachtung 1 Übersichtsplan
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